Hesweiler ist ein kleines Dorf im Hunsrück, das selten für große Schlagzeilen sorgt. Das Leben nimmt hier unaufgeregt seinen Lauf. Stirbt jemand, dann bimmelt das Kirchenglöckchen in einem bestimmten Rhythmus. Dann weiß schnell jeder Bescheid. Wieder ist ein Mitbürger „ausgeläutet“ worden. In das verwaiste Haus des Verstorbenen zieht meistens jemand von außerhalb, wenn überhaupt. Die Neubürger integrieren sich mit der Zeit. Und Ortsbürgermeister Manfred Wilhelms unternimmt einiges, damit der Zusammenhalt wächst. Mit dem neuen Backes ist auch direkt eine Backgemeinschaft gegründet worden.
Der 69-jährige Wilhelms ist seit 31 Jahren Ortsbürgermeister, vorher war er schon zehn Jahre im Gemeinderat aktiv. Er blickt also auf mehr als 40 Jahre Kommunalpolitik zurück. „Jetzt ist genug“, sagt er. Bei der Kommunalwahl im Juni kandidiert er nicht mehr. Dann soll mal ein anderer ran.
10.000 Euro hat alles gekostet
Das Backes-Projekt ist also auch ein bisschen sein Erbe, das er dem Dorf hinterlässt – wobei das Ganze nur mithilfe anonymer Spender aus Hesweiler und mit viel ehrenamtlichem Einsatz bewerkstelligt werden konnte. 10.000 Euro hat alles gekostet, hinzu kommen Hunderte Stunden Arbeit. Mit David Engel und Heinz Kloster hat Wilhelms den Holzbackofen der Firma Häussler aus Heiligkreuztal auf einen Sockel gebaut, mit heimischem Schiefer verkleidet und einem großen Holzdach versehen. Am Vorabend des Dorffestes ist der Backes mit Buchenholz angeheizt und auf eine Hitze von 200 Grad gebracht worden.
Petra Schmitz, Nicole und Dette Wilhelms haben sich unterdessen um den schmackhaften Brotteig gekümmert. Das „Häsada Bauernbrot“ ist eine Mischung aus Weizen-, Dinkel- und Roggenmehl, das eine besondere Note durch Kümmel, Koriander, Anis und Fenchel bekommt. 28 Brote auf einmal werden in den heißen Schlund des Backes geschoben und dann eine Stunde bei 280 Grad gebacken. Alle atmen auf, als die ersten Brote rausgezogen werden. Das hat geklappt! Vielleicht hat auch der Segen von Kirchspielpastor Tamil Selvan Joseph dazu beigetragen.
Demnächst gibt es Spanferkel
„Beim nächsten Dorffest probieren wir es dann mit Spanferkel“, kündigt Manfred Wilhelms an. Dann kann er wieder auf viele Helfer setzen, die immer zur Stelle sind, wenn sie gebraucht werden – Lennard und David Fischer, Dirk Schmitz und Markus Wolf zum Beispiel, aber auch Frank Bausen, Stefan Lönnertz und Regina Theisen. Und das sind bestimmt noch nicht alle, die anpacken, wenn im Dorf Hilfe gebraucht wird.
Als Manfred Wilhelms Ortsbürgermeister wurde, lebten noch 170 Menschen in Hesweiler, jetzt sind es nur noch 120. Es ist ein Dorfschicksal, das im Hunsrück viele Gemeinden teilen. Für die kleinen Kinder, die Wilhelms alle mit Namen aufzählen kann, gibt es einen tollen Spielplatz direkt am Backesbach, für die älteren Herrschaften gibt es einen Seniorentag an der Häsader Hütte. Auch da ist viel gemacht worden in den letzten Jahren. Neue Toiletten, Wickelraum, alles behindertengerecht.
Im Gemeindehaus in der Dorfmitte, zu dem jetzt auch der neue Backes gehört, gibt es hin und wieder noch Familien- und Kommunionfeiern. Feiern können sie, die Häsader. Und jetzt gibt es ja noch einen Grund mehr für Dorffeste.