Ulmen: 25 Schüler in Quarantäne - So ist die Lage andernorts
Corona erreicht Realschule in der Vulkaneifel: Das sagen Cochem-Zeller Schulleiter zum Präsenzunterricht
An der Realschule plus Vulkaneifel befinden sich derzeit 25 Schüler in Quarantäne, weil sich Schüler außerhalb der Schule mit dem Coronavirus infiziert hatten. Das konstatiert Rektor Dominik Philippsen auf Anfrage. Trotzdem ist er prinzipiell froh über den Präsenzunterricht. Foto: Archiv Kevin Rühle
Kevin Rühle

Ulmen/Cochem-Zell. An der Realschule plus Vulkaneifel Ulmen-Lutzerath sind zurzeit 25 Schüler in Quarantäne, weil sich zwei Schüler nachweislich mit dem Coronavirus infiziert haben, jedoch außerhalb der Schule. Das teilt Rektor Dominik Philippsen am Donnerstagmittag auf RZ-Anfrage telefonisch mit. Für die anderen Schüler und Lehrer läuft der Präsenzunterricht mit Alltagsmaske – unter Einhaltung strenger Abstands-, Hygiene- und Lüftungsregelung – weiter. Aber wäre es im Kampf gegen Corona nicht besser, die Schulen für einen längeren Zeitraum komplett dichtzumachen? Das forderte jüngst auch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Ein Lage- und Meinungsbild dazu aus einigen Schulen im Kreis.

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Dem Cochem-Zeller Gesundheitsamt zufolge stellen sich die Corona-Infektionszahlen in Kindertagesstätten und Schulen derzeit (Stand: 10. Dezember, 11 Uhr) so dar: Schulen: Berufsbildende Schule Cochem: ein Schüler, Realschule plus Vulkaneifel: drei Schüler; Kitas: Kindergarten Lutzerath: ein Kind, Kindergarten St. Martin, Ulmen: ein Kind, Kindergarten Zell-Barl: ein(e) Erzieher(in). Die Konsequenzen für den Betrieb der jeweiligen Einrichtung sind unterschiedlich, lässt das Amt wissen: Teilweise wurden die ganzen Gruppen (Kohorten) in Quarantäne geschickt. In anderen Fällen, wo Maske getragen und durchgelüftet wurde, sei nach Kontaktpersonen der Kategorie 1 (K 1) und der Kategorie 2 (K 2) sortiert, die K1-Personen seien in Quarantäne gesetzt worden (siehe Zusatztext).

Im Grunde schaut sich das Gesundheitsamt die Sitzpläne an und schickt jene Schüler in Quarantäne, die am nächsten an Infizierten dransaßen, erläutert der Ulmener Schulleiter Philippsen. So schildert es auch Christian Etzkorn, Leiter der Realschule plus in Cochem. Seine Schule sei bisher sehr glimpflich und durch die Pandemie gekommen. „Es gab mal eine Phase, da hatten wir drei Fälle in einer Woche, wo Schüler infiziert waren“, sagt Etzkorn. Für je zehn Tage schickte er zwei Klassen, eine 5. und eine 7., komplett in häusliche Quarantäne – Fernunterricht. „Eher aus persönlicher Fürsorgepflicht“, sagt Etzkorn. Das war mehr, als das Gesundheitsamt angeordnet hatte. Aber auch die Eltern stimmten für größere Vorsicht.

Etzkorn unterstreicht: „Generell bin ich ein Befürworter des Präsenzunterrichts. Ich kann aber auch verstehen, wenn jetzt angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens verstärkt Forderungen nach einem hybridem Unterricht aufkommen“, also nach einem Wechsel aus Präsenz- und Fernunterricht. Doch eine längere Phase des Hybridunterrichts bekomme vielen Schülern nicht gut. Auch Etzkorns Ulmener Kollege Philippsen ist froh über den Präsenzunterricht. Obgleich die Schulen dadurch eine große Belastung hätten.

Dass Schüler über längere Zeit allein übers Internet beschult werden, während sie zu Hause sitzen (Homeschooling) hält auch Michaela Koch, Leiterin des Gymnasiums Cochem, für kontraproduktiv. Vor allem Jungen, die sich tendenziell schlechter selbst organisierten als Mädchen, und Leistungsschwächeren schade Homeschooling auf Dauer. Auch wenn's für die Schüler weiterführender Schulen hart ist, im Unterricht permanent eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, funktioniert das – kombiniert mit regelmäßigem Lüften – bisher gut, erzählt Kochs Realschulkollege Etzkorn. In sieben Klassen helfen CO2-Ampeln dabei, nötige Lüftungsintervalle einzuhalten. Dafür nutzten Lehrkräfte in anderen Klassen einen Handyalarm. Da die Heizung jedoch nicht auf derart stetes Auskühlen der Räume ausgelegt sei, säßen manche Schüler mit Decken im Raum.

Im Rahmen dessen, was die Räumlichkeiten hergeben, hat sich auch die Grundschule Cochem mit dem Präsenzunterricht unter Corona-Bedingungen arrangiert, hält Schulleiterin Carmen Donhauser fest. „Es war bisher nur einmal so, dass wir eine Klasse in Quarantäne schicken mussten“, sagt sie. „Generell sind unsere Eltern so vernünftig, dass sie ihre Kinder bei Erkältungssymptomen frühzeitig zu Hause lassen.“ Für die Kinder gilt im Unterricht keine Maskenpflicht, andernorts im Gebäude und auf dem Gelände schon, erläutert Donhauser. Die Lehrer hingegen dürfen ihre Masken allenfalls mal abnehmen, wenn sie am Pult in einiger Entfernung von den Schülern sitzen oder stehen. Sobald sie sich den Schülern nähern, ist die Maske zu tragen. Beispielsweise bei Diktaten sei das alles eine besondere Herausforderung. Ihre Hände zu waschen respektive zu desinfizieren, ist für die Grundschüler Pflicht, wenn sie eine Klasse betreten. Im Gebäude oder in Pausen versuche man, unnötige Begegnungen zwischen Schülern zu vermeiden. „Für die Pausen haben wir die erste und zweite sowie dritte und vierte Klassen extra getrennt“, sagt Lehrerin Vera Hoffmann. Schulleiterin Donhauser räumt jedoch ein: „Dass die Kinder in den Pausen keinen Kontakt haben, schafft man bei Grundschülern nicht. Die Schule ist schließlich auch Lebensraum.“

Kritisch sehen Donhauser und ihre Kolleginnen, dass der Unterricht im neuen Jahr – zumindest nach gegenwärtigem Stand – schon am 4. Januar wieder beginnen soll. Donhauser. „Da könnten wir große Probleme bekommen, wenn Kinder, die sich an den Feiertagen womöglich angesteckt haben, das Virus mit reinbringen.“ Von daher wäre sie ausdrücklich dafür, die Ferien zu verlängern oder zumindest länger auf Präsenzunterricht zu verzichten. „Es wäre nur wichtig, dass in der Politik jemand klar sagt, wir gehen früher in die Ferien oder später raus.“ Vorsorglich stattet die Grundschule Cochem ihre Schüler schon einmal mit Arbeitsmaterial für zu Hause aus.

Eine Verlängerung der Ferien wäre für Kay Baumgarten, Direktorstellvertreter an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Zell, schwierig. „Denn ab dem 7. Januar starten wir mit den Abiturarbeiten.“ Die 13er hat die IGS räumlich komplett von anderen Klassen separiert, um das Prüfungsprogramm nicht zu gefährden. Der Präsenzunterricht unter Auflagen sei bisher sehr gut gelaufen. Doch selbst wenn ein Wechselmodell käme, wäre man gerüstet. Das konstatiert auch der Cochemer Realschulleiter Christian Etzkorn. Wie Grundschulkollegin Donhauser hinterfragt auch er allerdings den frühen Schulwiederbeginn am 4. Januar. Man müsse ja noch nicht einmal zwangsläufig die Ferien verlängern, sondern könne zunächst auf Fernunterricht setzen, flankiert von einem Notbetreuungsangebot. So oder so, Etzkorn unterstreicht: „Wir sind für alles gerüstet und warten nur auf eine politische Entscheidung.“ Die allerdings muss getroffen werden.

Von unserem Redakteur David Ditzer

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