Gotteshaus vorm Aus retten
Conder Kirche: Studenten suchen Konzept zur Nachnutzung
Architekturstudenten aus Gießen informieren sich bei Hermann Condné und Georg Breitner vom Bistum Trier (von links) sowie Architekt Peter Jahnen über die Conder Kirche.
Rudolf Laux

Der Freundeskreis St. Remaclus setzt sich dafür ein, dass die Conder Kirche nicht verkauft wird und für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt. Architekturstudenten der Technischen Hochschule Gießen sollen nachhaltige Nutzungskonzepte entwickeln.

Nutzungsideen für Kirchen fallen nicht einfach vom Himmel. Prof. Peter Jahnen, in Cond aufgewachsener, emeritierter Architekturprofessor und Stadtplaner, begleitete acht Masterstudierende zur Erkundung der Remacluskirche. Das teilt der Freundeskreis der Conder Kirche mit. Die Studenten zeigten sich beeindruckt von der Klarheit des Raumes und seinem Wohlklang, als sie von Jens Michels am Flügel mit ausgewählten Klavierstücken von Franz Schubert, Johann Sebastian Bach und Frédéric Chopin empfangen wurden, heitß es weiter.

Diözesankonservator Dr. Georg Breitner und Hermann Condné, Leiter des Bereichs Immobilien und Bau im Bischöflichen Generalvikariat, nutzten die Gelegenheit, den Studierenden wichtige Aspekte des Denkmalschutzes für solch qualitätsvolle Kirchenräume der Nachkriegsmoderne mitzugeben. Sie machten ihnen Mut, bei ihrer Aufgabe der Erforschung künftiger Nutzungsmöglichkeiten auch querzudenken. Bei allem Spardruck und der sinkenden Zahl der Messbesucher sei weitgreifend zu prüfen, wie solch wertvolle Gotteshäuser zum Nutzen aller öffentlich zugänglich bleiben können.

Etliche Interessierte aus der Umgebung und Mitglieder der Räte der Pfarrei folgten aufmerksam den weiteren Wortbeiträgen. Beispielsweise von Maria Anders aus Senheim, Tochter von Emil Steffann, Kirchenarchitekt und Baumeister von St. Remaclus. Befragt nach ihrem persönlichen Erleben als junges Mädchen, wusste sie mit einem Augenzwinkern zu erzählen, dass die durchdachte Schlichtheit seiner Bauten sich auch im täglichen Leben widerspiegelte – nicht immer zur Begeisterung seiner Kinder. Mit ihrem Ehemann, dem Bildenden Künstler Christoph Anders verdeutlichte sie den Studierenden die Entstehung der Werksphilosophie Emil Steffanns von beruflichen Anfängen, über dessen Erkenntnisse beim Wiederaufbau in Lothringen bis zu dem letzten seiner über dreißig Kirchenbauten, eben der Conder Remacluskirche.

Architekturstudenten sammeln Daten und Informationen

Prof. Jahnen führte schließlich eine jüngst von der Hochschule für die kommenden Untersuchungen erstellte fotorealistische 3D-Präsentation vor, basierend auf Abermillionen gescannter Bildpunkte, von der Krypta bis in den Dachreiter reichend. Daneben dürfen die Studierenden auf das Angebot der Bistumsvertreter bauen, die Arbeiten mit Informationen, Daten und Aspekten zu begleiten.

Mit dem gastgebenden Freundeskreis und der Pfarrei ist man Professor Jahnen und den Studierenden schon jetzt für ihr Engagement dankbar, und gespannt, welche weiteren Qualitäten des Gotteshauses gefunden und, darauf aufbauend, welche nachhaltigen Konzepte entwickelt und im Herbst vorgestellt und diskutiert werden können. Schon bei einem Symposium zu Jahresbeginn im Cochemer Kapuzinerkloster erhielten die Anwesenden einen Eindruck davon, wie profanierte Kirchen derzeit andernorts schon genutzt werden. Auf die Ergebnisse der Studierenden darf man also gespannt sein.

Conder Kirche für Besucher geöffnet

Die Remacluskirche ist in ihrer Qualität ein weithin bedeutendes Denkmal der Nachkriegsmoderne. Sie ist ab sofort bis Allerheiligen täglich von 10 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet. Der Freundeskreis St. Remaclus freut sich über Interessierte, die sich stundenweise an einem Präsenzdienst beteiligen möchten. Nähere Informationen unter: freundeskreis-strem@magenta.de

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