Wenn es darum geht, Vereine und Institutionen aus Cochem unentgeltlich zu beköstigen, dann ist Siegfried Schmitz stets zur Stelle. Dabei macht der Metzgermeister aus der Bernstraße um seine guten Taten keinerlei Bohei, vielmehr bleibt er im Hintergrund und agiert lieber im Stillen. Für sein Tun zum Wohle der Allgemeinheit hat Stadtbürgermeister Walter Schmitz den 73-Jährigen nun den mit der höchsten Auszeichnung der Stadt, dem Cochemer Wappenteller, bedacht. Dass die anwesenden Gäste mit der Wahl des Geehrten voll hinter der Entscheidung des Stadtrats stehen, beweisen stehende Ovationen und nicht enden wollender Applaus.
Ehrung immer am Mittwoch nach dem Weinfest
Jeweils am Mittwoch nach dem Cochemer Wein- und Heimatfest findet sich alles, was in der Region Rang und Namen hat, im Keller der Reichsburg ein, die Burgherr Oliver Pinzer den Gästen zur Verfügung stellt. Nach einem Begrüßungssekt im Rosenhof der Reichsburg füllen sich bei hochsommerlichen Außentemperaturen nach und nach die Plätze im kühlen Burgkeller. Nach Begrüßung und Vorstellung der Gäste – man sollte wissen, mit wem man es zu tun hat, um möglicherweise neue Kontakte zu knüpfen (O-Ton Walter Schmitz) – werden die Anwesenden bei der Frage, wer denn nun die begehrte Auszeichnung erhält, nicht länger auf die Folter gespannt. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Wahl, die der Stadtrat getroffen hat, nämlich streng geheim.
Während der Wappenteller in den vergangenen Jahren häufig an verdiente Kommunalpolitiker ging, erhält mit Siegfried Schmitz, (in der Kreisstadt eher unter seinem Spitznamen Siggi bekannt) ein engagierter Bürger aus der Mitte des Volks die Auszeichnung.
Metzgerei in Cochem ist zur Institution geworden
In seiner Ansprache lässt Stadtbürgermeister Schmitz den Lebenslauf seines (zufälligen) Namensvetters Revue passieren. Siggi Schmitz, der als Eifeler Junge in Eppenberg aufwuchs, kam Anfang der 1970er Jahre als angestellter Metzger nach Cochem. Hier fand er nicht nur beruflich sein Glück, sondern auch privat. Als Metzgermeister übernahm er mit seiner späteren Ehefrau Irmtraud das Fleischerfachgeschäft Noss in der Bernstraße, das er bis heute führt. „Es ist nicht irgendein Lebensmittelladen, sondern eine Institution“, beton der Stadtchef. Persönliche Gespräche und individuelle Kundenbetreuung stehen für den Inhaber und seine langjährigen Mitarbeiter an oberster Stelle. „Gerade heute, wo anonym im Internet oder an Automaten gekauft wird, ist das wichtige denn je“, betont Walter Schmitz.
Das, was Siggi Schmitz auszeichnet, ist die Unterstützung der örtlichen Vereine und Hilfsorganisationen verbunden mit seinem Beruf. Bei Einsätzen der Feuerwehr beispielsweise drückt Siggi Schmitz seine Wertschätzung für deren ehrenamtliches Tun regelmäßig in der unentgeltlichen Beköstigung der Kameraden aus. Genauso verfährt er auch mit anderen Vereinen von der Bürgerwehr über Sport-, Musik- und Gesangvereine bis zur Ortsgruppe des DRK. Bei der am dritten Adventswochenende stattfindenden Burgweihnacht übernimmt Siggi Schmitz seit vielen Jahren den Imbiss. Den Erlös aus dem Verkauf von Würstchen spendet er anschließend an die Kinderkrebsstation des Kemperhofs in Koblenz.
Senioren werden mit Döppekooche bedacht
Kunden seiner Metzgerei, die aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen nicht mehr in den Laden kommen können oder auch die Bewohner der Senioreneinrichtung St. Hedwig, werden vom Metzgermeister immer wieder mit traditionellen Gerichten wie Döppekooche überrascht. „Ein solch lobenswertes Wirken verdient unser aller Respekt und ist für die Stadt von unbeschreiblichem Wert“, betont der Stadtbürgermeister. Sichtlich gerührt nimmt Siggi Schmitz die Auszeichnung entgegen.
Neben der Verleihung des Wappentellers nutzt Walter Schmitz die Gelegenheit für einen Rückblick auf das zu Ende gegangene Wein- und Heimatfest. „Ich dachte nicht, dass ich das sagen kann, aber wir hatten das bisher umsatzstärkste Weinfest aller Zeiten“, freut sich der Stadtchef und hat auch die passenden Zahlen parat. Lag der Umsatz im vorigen Jahr bei 222.000 Euro wurden in diesem Jahr, trotz des Unwetters am Samstag, 13.000 Euro mehr ungesetzt. Die Ermittlung des Reingewinns steht allerdings noch aus.