Das Motto „Gemeinsam für den Wald“ weist darauf hin, dass nicht nur Forstfachleute und Waldbesitzer verantwortlich für die Rettung der sogenannten grünen Lunge sind, sondern dass jeder Bürger einen Beitrag zum Klimaschutz leisten sollte. Das wünscht sich auch Hans-Peter Schimpgen, Leiter des Forstamtes Cochem, der sich sehr große Sorgen um die Wälder in seinem Zuständigkeitsgebiet macht. Er klagt: „Die Fichte hat sich bereits aufgrund des Borkenkäferbefalls so gut wie verabschiedet. Doch jetzt sehen wir mit großer Sorge, dass auch rund 100 Jahre alte Buchen, die ja heimische Hölzer sind, deutlich leiden.“
Als Folge der extremen Trockenheit steigen die Ozonwerte, und um der Wasserverdunstung vorzugreifen, werden die Blätter früher als gewöhnlich als braunes Laub abgeworfen. Schimpgen bedauert: „Da wir nun nicht wissen, welcher Baum im nächsten Jahr noch austreibt, haben wir im Staatswald den Buchenholzeinschlag gestoppt.“ Auch Revierleiter Markus Nockelmann, der kürzlich den Cochemer Stadtrat bei einer Begehung über die Situation des Stadtwaldes informiert hat, empfiehlt, das Abholzen der Altbestände zu drosseln, „weil wir nicht wissen, was nächstes Jahr passiert“. Lediglich zur Pflege der Eichenbestände sollten junge Buchen als Brennholz herausgenommen werden. Der Stadtwald Cochem hat den Vorteil, dass es bereits Naturverjüngungen gibt. Diese Flächen werden nun durch Zäune geschützt, erklärt Nockelmann.
Um die durch das Fichtensterben entstandenen Kahlflächen aufzuforsten, werden neue Bäume angepflanzt. Dabei setzen die Forstleute auf eine Mischung unterschiedlicher Baumarten – in der Hoffnung, dass sie den Klimawandel überstehen, sind sich Schimpgen und Nockelmann einig. Zum Beispiel Speierling, Elsbeere, Esskastanie, Ahornarten, Douglasie und Weißtanne zählen zu den Hoffnungsträgern zur Erhaltung der Wälder an der Mosel, in Eifel und Hunsrück. „Erstaunlich gut ist die Roteiche durch den Sommer gekommen, obwohl sie ursprünglich nicht in der Region beheimatet ist“, stellt Nockelmann fest. Obwohl Wärme liebende Baumarten künftig die besseren Überlebenschancen haben, raten die Forstfachleute von südländischen Exoten wie Libanonzeder oder korsische Kiefer ab. Sie befürchten, dass sich unliebsame Pilzkrankheiten oder schädliche Insekten ansiedeln könnten. Schimpgen erklärt: „Der Wald besteht ja nicht nur aus Bäumen. Vielmehr lebt in ihm ein Kreislauf zwischen allen Pflanzen und Bodenlebewesen, der durch völlig untypische Baumarten zerstört werden könnte.“
Der nicht mehr zu leugnende Klimawandel stellt Gemeinden und private Waldbesitzer vor große Herausforderungen, betont der Forstamtsleiter: „Es geht nicht mehr nur darum, wie wir den Wald künftig noch wirtschaftlich nutzen, sondern um die Frage, wie wir nachfolgenden Generationen den Wald überhaupt erhalten können.“ Aufgeforstete Kahlflächen bedürfen einer jahrzehntelangen Pflege, bis ein neuer, hoffentlich resistenter Wald nachgewachsen sein wird. Das verursacht den Gemeinden zunächst nur Kosten.
Da das wichtigste Mittel zum Erhalt der Wälder der Klimaschutz ist, möchten die Deutschen Waldtage alle Bürger anregen, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Schimpgen erinnert daran: „Denn die Bedingungen für den guten Zustand der Wälder schaffen wir Menschen.“ Jeder kann sich für „seinen“ Wald vor der eigenen Haustür engagieren, etwa indem er Projekte für den Umweltschutz unterstützt, sich an Baumpflanzaktionen beteiligt oder sich über Möglichkeiten zur Unterstützung informiert. Schimpgen verspricht, dass das Forstamt Cochem bei Nachfrage jederzeit seriöse Informationen liefert.
Um Kindern die Bedeutung des Waldes und die Beziehung zwischen Bäumen und Menschen zu vermitteln, ist Beate Werner, Forstamt Cochem, auch außerhalb der Waldtage mit der Rucksackschule unterwegs. In diesen Schulstunden in der Natur entdecken die Kinder den Wald mit allen Sinnen und lernen dabei, dass der Wald als „grüne Lunge“ eine der Lebensgrundlagen für die Menschen ist. Nicht nur Kindern, auch Erwachsenen empfiehlt Beate Werner, ihr „grünes Herz“ für den Wald symbolisch sichtbar zu zeigen: als Aufdruck auf T-Shirts, mittels Aufklebern auf Autoscheiben oder auch in den sozialen Netzwerken. Beate Werner erinnert daran, dass viele Menschen gerade während der Corona-Pandemie den Wald als Erholungs- und Bewegungsraum schätzen gelernt haben. Bevorzugt an Wanderwegen kann man Steine, die mit grünen Herzen bemalt sind, entdecken und das Bekenntnis zum Waldschutz selbst an anderer Stelle auslegen.
Infos im Internet unter www.wald-rlp.de