Am 31. Oktober 2023 endet die Amtszeit von Landrat Manfred Schnur, im nächsten Jahr sind die Cochem-Zeller also dazu aufgerufen, einen Nachfolger für die Spitze des Kreises zu wählen. Und dies voraussichtlich am 18. Juni. Diesen Termin schlägt der Kreistag jedenfalls der ADD in Trier als Wahltag vor, die Aufsichtsbehörde wird endgültig über den Termin entscheiden.
So klar damit wohl der Tag feststeht, an dem die neue Landrätin oder der neue Landrat gewählt wird, so offen ist es noch, wer denn zu dieser Wahl antritt. Im Hintergrund laufen sicher schon die Gespräche in und zwischen den Parteien, doch öffentlich geben sich alle noch sehr verschlossen, was Namen angeht.
CDU spielt wichtige Rolle: Anke Beilstein könnte Kandidatin sein
Eine wichtige Rolle spielt hier die CDU als die größte Partei im Kreis Cochem-Zell, die bisher auch stets den Landrat stellte und bei Wahlen immer die meisten Stimmen auf Kreisebene erhalten hat. „Der Kreisvorstand hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, dass es ein offenes und transparentes Verfahren ohne Vorfestlegung geben wird, an dessen Ende in einer Mitgliederversammlung der Kandidat oder die Kandidatin gewählt wird“, erklärt dazu Anke Beilstein, die CDU-Kreisvorsitzende auf Anfrage der RZ. Eins macht sie aber deutlich: „Ich gehe davon aus, dass die CDU ein Personalangebot an die Bürgerinnen und Bürger des Kreises machen wird.“
Als Vorsitzende der größten Partei, aber auch als Erste Kreisbeigeordnete und damit aktuelle Stellvertreterin des Landrates, gerät natürlich auch sie in den Blick, was eine Landrats-Kandidatur angeht. Sie schließt aktuell eine solche Kandidatur nicht aus, betont aber auch: „Für mich selbst gilt, dass es einen persönlichen Zeitplan der Entscheidungsfindung in Abstimmung mit meiner Familie gibt.“ An Spekulationen, die aktuell auch in die Öffentlichkeit gesetzt würden, werde sie sich daher nicht beteiligen, unterstreicht die Landtagsabgeordnete und sagt: „Sobald ich dem CDU-Kreisvorstand meine finale Entscheidung mitgeteilt habe, werde ich unmittelbar im Anschluss daran auch öffentlich informieren.“
Wolfgang Lambertz: Eventuell Nachfolger?
Ein Name aus der CDU, der auch immer wieder im Zusammenhang mit einer Landrats-Kandidatur fällt, ist Wolfgang Lambertz, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Cochem. Doch auch er gibt sich zurückhaltend. „Nach den jüngsten öffentlichen Spekulationen in Bezug auf die Neuwahl des Landrats bin ich von mehreren Bürgerinnen und Bürgern, aber auch aus der Partei heraus angesprochen und auch zu einer Kandidatur motiviert worden“, erklärt er gegenüber der RZ.
Allerdings könne eine Kandidatur um ein so bedeutendes Amt wie das eines Landrates nicht übers Knie gebrochen werden, zumal erst seit zwei Wochen der Wahltermin bekannt sei, gibt Lambertz zu bedenken. „Ob ich mich um das Amt bewerbe, kann ich daher heute noch nicht sagen“, bittet er um Verständnis und betont, dass eine solch wichtige Entscheidung auch mit seiner Familie und mit engen Freunden und Wegbegleitern besprochen werden müsse.
Auch andere Parteien stecken in Gesprächen
Gespräche laufen bei den anderen Cochem-Zeller Parteien und politischen Gruppierungen, was die kommende Landratswahl angeht. „Wir befinden uns derzeit in guten Gesprächen und sind bestrebt, eine geeignete Person für die Landrats-Kandidatur zu gewinnen“, sagt beispielsweise Benedikt Oster, der SPD-Kreisvorsitzende. Bei zwei der drei vergangenen Landratswahlen hatte die SPD mit Anna Köbberling und Heike Raab zwei Kandidatinnen ins Rennen geschickt, die am Ende jeweils nur knapp gescheitert waren.
Vor 15 Jahren schickte auch die FWG Cochem-Zell mit dem Bullayer Matthias Müller einen eigenen Kandidaten aufs Feld. Ob nächstes Jahr wiederum ein FWG-Kandidat oder eine FWG-Kandidatin antritt, ist offen. „In der FWG Cochem-Zell ist die Findungsphase einer Kandidatin oder eines Kandidaten zur Landratswahl noch nicht abgeschlossen“, betont FWG-Kreistagsfraktionsvorsitzender Matthias Müller.
Natürlich wäre es positiv für die Politik in einem Landkreis, wenn Kandidaten, die sich zur Wahl stellen, auch über Parteigrenzen hinweg getragen würden.
CDU-Kreisvorsitzende Anke Beilstein
Zudem würden aktuell auch Gespräche mit allen demokratischen Parteien im Kreis stattfinden. Mit einem gemeinsamen Kandidaten hat die FWG übrigens gute Erfahrung gemacht. Im Sommer machte ein gemeinsamer Kandidat von FWG und FDP bei der Bürgermeisterwahl in der VG Zell das Rennen. Die FDP äußerte sich allerdings bisher nicht gegenüber der RZ zu einer möglichen Landratskandidatur
Offen für gemeinsame Kandidaturen ist wohl auch Bündnis 90/Die Grünen. „Es gibt zur Landratswahl Überlegungen und Gespräche, allerdings kann ich zum aktuellen Zeitpunkt noch kein Ergebnis mitteilen“, sagt Grünen-Sprecher Joscha Pullich. Er macht aber auch deutlich: „Wir Grüne sind grundsätzlich immer zu Gesprächen mit anderen demokratischen Parteien bereit.“
Auch Parteien ohne Kandidaturen
Keine Überlegungen für eine Kandidatur bei der Landratswahl und auch keine Gespräche dazu gibt es derzeit bei den „Freien Liberalen Bürgern“, der neuen Fraktion im Kreistag, die sich von der AfD löste. Dies unterstrich deren Fraktionsvorsitzender Martin Fischer gegenüber der RZ. Und der AfD-Kreisverband Cochem-Zell behält sich eine Entscheidung, ob eine Kandidatin oder ein Kandidat der AfD zur Landratswahl antritt, noch vor, teilt deren Kreisvorsitzender und Kreistagsmitglied Jörg Zirwes der RZ mit.
Ob es nun mehrere Bewerber der einzelnen Parteien oder auch gemeinsame Kandidaturen geben wird, ist also noch offen. „Natürlich wäre es positiv für die Politik in einem Landkreis, wenn Kandidaten, die sich zur Wahl stellen, auch über Parteigrenzen hinweg getragen würden. Die Demokratie wird über Parteien und Wählergruppen gestaltet. Daher bin ich auch sehr offen für solche Gespräche miteinander“, betont die CDU-Kreisvorsitzende Anke Beilstein.
Zeitsprung: Landratswahl vor sieben Jahren
Vor sieben Jahren war Manfred Schnur für eine zweite Amtszeit als Landrat gewählt worden. Er war 2015 der einzige Kandidat und erhielt 69,5 Prozent der Stimmen. Bei seiner ersten Wahl zum Landrat hatte Manfred Schnur noch vier Gegenkandidatinnen und -kandidaten. Damals setzte er sich in der Stichwahl mit 52,5 Prozent gegen Anna Köbberling (SPD) durch. Im ersten Wahlgang waren noch Christine Hartge (parteilos), Matthias Müller (FWG) und Thomas Auler (FDP) angetreten. dj