Die römisch-katholische Kirche hat ein neues Oberhaupt. Am Sonntag wird Papst Leo XIV. in sein Amt eingeführt, er wurde nach einem nur sehr kurzen Konklave gewählt. Vor dem Konklave hatte unsere Zeitung Katholikinnen und Katholiken aus dem Kreis Cochem-Zell zu ihren Erwartungen und Hoffnungen zum künftigen Pontifex gefragt. Nun ist bekannt, wer der Nachfolger von Franziskus ist. Und wir wollten wissen, wie denn die ersten Eindrücke von Papst Leo XIV. sind und ob sich die Erwartungen erfüllt haben.
„Meine Erwartungen wurden teilweise erfüllt – es hätte schlimmer kommen können“, meint Thomas Gerhards aus Neef. Der engagierte Katholik, seit vielen Jahren in der Umwelt- und der Friedensbewegung sowie in der Entwicklungspolitik aktiv, freut sich, dass der neue Papst die lateinamerikanische katholische Kirche und kirchliche Strukturen in Afrika, Europa und den USA kennt. „Somit ist die auf Europa zentrierte katholische Kirche endgültig überwunden“, ist er überzeugt.
„Gut auch, dass es ein Ordensmann ist. Er kennt wie sein Vorgänger die Lebensrealität der Armen und versteht sich als Wegbegleiter der Gemeinschaft der Gläubigen.“
Der Neefer Katholik Thomas Gerhards über den neuen Papst Leo XIV.
Zudem habe Leo XIV. langjährige Erfahrung als Seelsorger in Peru und als kirchliche Führungskraft. „Gut auch, dass es ein Ordensmann ist. Er kennt wie sein Vorgänger die Lebensrealität der Armen und versteht sich als Wegbegleiter der Gemeinschaft der Gläubigen, wie er es in einer seiner Predigten als Bischof in Peru betonte“, sagt Thomas Gerhards. Der neue Papst sei offen für moderne Kommunikationsmittel und könne rechnen, freut er sich. Gut sei, dass er die von seinem Vorgänger Franziskus eingeschlagenen Reformschritte voraussichtlich fortsetzen wird, beispielsweise die Einbeziehung von Nichtklerikern, Frauen und Männern, in Beratungen, Synoden und Entscheidungsprozesse.
„Allerdings befürchte ich, dass der Zugang von Frauen zum Diakonat und Priestertum erneut in weitere Ferne rückt. Ich frage mich zudem: Wird er die radikale Kritik seines Vorgängers am globalisierten Kapitalismus, an der weltweit wachsenden Kluft zwischen Reich und Arm fortsetzen? Wird er den Besitz von Atomwaffen zutiefst verdammen wie sein Vorgänger oder bleibt es – wie in der Antrittsrede – bei allgemeinen Friedensappellen?“, gibt Thomas Gerhards zu bedenken.
„Die sogenannten ,alten Herren in Rom´ haben bewiesen, dass sie geistig durchaus jung geblieben sind.“
Michael Wilhelm, Dekan des Pastoralen Raums Kaisersesch

Positive Worte für den neuen Papst findet Pfarrer Michael Wilhelm, der Dekan des Pastoralen Raums Kaisersesch. „Die sogenannten ,alten Herren in Rom´ haben bewiesen, dass sie geistig durchaus jung geblieben sind“, macht er deutlich. Mit der Wahl von Kardinal Robert Prevost hätten sie die Welt überrascht. Kaum einer habe diesen Namen auf dem Schirm gehabt. „Erstmals ein US-Amerikaner als Papst. Und mit dem Namen Leo ein signalisierter Neubeginn“, ist der Dekan überzeugt. Und er meint: „Als ich ihn als unseren neuen Papst auf der Loggia sah, dachte ich: einfach sympathisch. Sichtlich gerührt fand er Worte, die die Herzen berührten und Hoffnung schenkten.“ Papst Leo scheine ein Mann der Mitte zu sein und das normale Leben zu kennen. „Ich rechne damit, dass er an das Vermächtnis seines Vorgängers anknüpft, dabei aber ganz eigene Akzente setzt und dem Papstamt für längere Zeit sein Gesicht geben wird“, glaubt Pfarrer Wilhelm.
„Ich war über die Wahl des Papstes sehr erfreut, ich war voller Spannung. Er macht auf mich einen sehr sympathischen Eindruck, hat seinen eigenen Stil, sowohl in der Kleidung als auch in seinen Worten“, meint Beate Kolb zum neuen Pontifex. Papst Leo XIV. habe das Grundsätzliche angesprochen, den Frieden, habe betont, dass er nur gemeinsam zu schaffen sei. Auch bei der Audienz mit den Journalisten über die Pressefreiheit habe er die Wichtigkeit der Freiheit hervorgehoben, da nur eine freie Presse die Möglichkeit habe, die dunklen Seiten aufzuzeigen. „Auch sein Name ist mir sympathisch. Papst Leo XIII. hat sich besonders für soziale Gerechtigkeit, sichere Arbeitsbedingungen eingesetzt. Vielleicht ist der Name deswegen bewusst gewählt“, hofft sie. Nach der Wahl des neuen Papstes hat sie jedenfalls in Beilstein geläutet, als weißer Rauch im Vatikan aufstieg, um zu zeigen, dass die katholische Kirche ein neues Oberhaupt hat. „Eine halbe Stunde geläutet, ganz Beilstein wurde wach“, meint sie schmunzelnd.
Ein Brückenbauer zwischen Tradition und Moderne?
„Papst Leo macht einen sympathischen und offenen Eindruck. Er ist 69 Jahre alt und kann noch viel bewirken“, freut sich auch Rudolf Schneiders aus Alflen. Er betont: „Wir müssen abwarten, wo Leo XIV seine Schwerpunkte setzen wird. Ich sehe ihn als Brückenbauer zwischen Tradition und Moderne. Er hat eine schwere Aufgabe vor sich. Der Friede in der Welt ist ihm wichtig, wie er bei seiner ersten Ansprache die Gläubigen mit den Worten ,Der Friede sei mit euch´ begrüßte.“ Die Namenswahl erinnere ihn an den „Arbeiterpapst“ Leo XIII., der für seine Zeit sehr fortschrittlich war. „Für Ihn spielte die Caritas eine große Rolle. Der Name Leo könnte Programm für sein Tun sein und werden. Ich glaube, Leo XIV. ist eine gute Wahl“, so Rudolf Schneiders.
„Wir sind mit der Wahl des Konklaves sehr zufrieden“, betonen Christoph Nörling und Georg von der Marwitz vom Leitungsteam des Pastoralen Raums Cochem-Zell. Aus ihrer Sicht war es ein starker Auftritt von Kardinal Robert Francis Prevost OSA beziehungsweise Papst Leo XIV. nach seiner Wahl. „Es war zutiefst bewegend, wie gerührt er in die Menschenmenge geschaut hat. Auch seine ersten Worte zu uns Gläubigen waren sehr bewegend. Ausdrücke wie ,Kirche als Friedensstifterin´, ,Kirche als Brückenbauerin´ und ,Fortführen des Synodalen Weges der Kirche´ machen uns Hoffnung, dass Kirche weiterhin versucht, mit der Zeit zu gehen und nicht stehen bleibt. Auch wenn wir wissen, dass wir nicht zu hohe Erwartungen haben dürfen, zeigt uns die Wahl dieses ja scheinbar sehr fortschrittlichen Papstes, dass Kirche bereit für Veränderungen ist“, so die beiden Leitungsteam-Mitglieder.