Vor fünf Jahren waren CDU und FDP eine Kooperation eingegangen, ohne damit allerdings eine Mehrheit im Kreistag zu haben. Für die Beigeordnetenwahlen hatte es allerdings gereicht. Der FDP-Kandidat erhielt damals, wohl auch mit den Stimmen der AfD, eine Mehrheit gegenüber dem gemeinsamen Kandidaten von SPD, FWG und den Grünen. Wie das diesmal aussieht, muss sich zeigen.
CDU-Kreisvorsitzender Jens Münster, Chef der mit Abstand größten Partei im Kreistag, hat gegenüber der RZ bereits Gespräche angekündigt. Zunächst mit dem bisherigen Kooperationspartner FDP, aber auch mit anderen Parteien. Der FDP-Kreisvorsitzende Jürgen Hoffmann zeigte sich ebenfalls offen für Gespräche, die FWG gibt sich noch zurückhaltend und will zunächst als neue Fraktion zusammenkommen, bevor dann über die künftige Kreistagsarbeit gesprochen wird. Die SPD will im Kreisvorstand das weitere Vorgehen abstimmen. Und die Grünen kündigten eine konstruktive Mitarbeit an. Es stehen also erst einmal viele Gespräche an.
Gewichte verschieben sich im Kreistag
Auf jeden Fall werden sich die Gewichte im Kreistag verschieben. Die fünfköpfige AfD-Fraktion wird sicher ihre Themen verstärkt in die Debatten einbringen, aber auch die deutlich erstarkte FWG wird sicher versuchen, ihre Akzente in der Kreispolitik zu setzen. Dagegen müssen die Grünen sehen, wie sie mit weniger Vertretern in den Ausschüssen ihre Vorstellungen einbringen können. Und auch die SPD wird den Verlust von zwei Mandaten spüren.
Auch personell wird der Kreistag sein Gesicht verändern. Langjährige Kreistagsmitglieder wie Peter Bleser oder Bernhard Rodenkirch gehören dem Kreistag nicht mehr an, bei den Grünen wird nur noch der bisherige Fraktionsvorsitzende Joscha Pullich dabei sein, bei der FDP wurde nicht der Kreisbeigeordnete Thomas Basten, sondern Carsten Kaspar in den Kreistag gewählt. Hier wird Basten wohl drauf hoffen, dass er wieder Beigeordneter wird.
Diese Kreistagswahl hat vieles verändert. So richtig als Sieger können sich eigentlich nur die FWG und die AfD fühlen. Die CDU kann dagegen nicht vom günstigen Bundestrend profitieren, sondern stagniert auf historisch niedrigstem Niveau.Kommentar zum neuen Kreistag in Cochem-Zell: Herausforderungen rufen nach gemeinsamem Handeln
Auch innerhalb der Listen gab es einige Veränderungen. Bei der CDU gelangen zum Beispiel den beiden Bürgermeistern Wolfgang Lambertz und Alfred Steimers deutliche Sprünge nach oben, ebenso auch Roberta Kastor aus Treis-Karden. Dagegen kam der langjährige stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Joachim Mons nur noch knapp in den Kreistag rein. Bei der SPD konnte Stephan Hilken von einem hinteren Listenplatz weit nach vorne rücken und wird dem Kreistag angehören, während es der Zeller SPD-Vorsitzende Christian Simon nicht schaffte, obwohl er auf dem dritten Listenplatz stand.
FWG-Kandidaten rutschen in der Liste herum
Eigentlich wollte ja auch der langjährige FWG-Fraktionsvorsitzende Matthias Müller nicht mehr in den Kreistag, doch er rückte vom siebten auf den zweiten Platz vor und sitzt wieder im Kreistag. Die Spitzenkandidatin Tanja Schmidt schaffte dagegen gerade so den Einzug, während Siegfried Niederelz einen großen Sprung nach vorne machte. Bei der AfD gab es dagegen keine Veränderungen in der Liste. Hier ziehen die ersten fünf Kandidaten auch in den Kreistag ein.
Vor dem neuen Kreistag stehen einige Herausforderungen, nicht zuletzt angesichts der Haushaltslage. In den nächsten Tagen werden nun die ersten Weichen gestellt, welche Personen an der Kreisspitze, in den Ausschüssen und auch an wichtigen Positionen in den Fraktionen stehen.
Der neue Kreistag im Landkreis Cochem-Zell
CDU (16): Jens Münster, Wolfgang Lambertz, Stephanie B.-Schäfer, Thomas Welter, Marco Steuer, Hermann-Josef Kesseler, Alfred Steimers, Erwin Michels, Roberta Kastor, Hildegard Moritz, Bettina Salzmann, Andreas Peifer, Jörg Mühlenfeld, Egon Thomas, Johannes Hammes, Hans-Joachim Mons
SPD (7): Benedikt Oster, Heike Raab, Bernd Schuwerack, Helmut Braunschädel, Claudia Jakobs, Stephan Hilken, Jürgen Sabel
FWG (6): Albert Jung, Matthias Müller, Hans-Josef Bleser, Berthold Schäfer, Siegfried Niederelz, Tanja Schmidt
AfD (5): Jörg Zirwes, Andreas Goi, Ralf Kelch, Wilfried Korte, Olaf Monjau
Bündnis 90/Die Grünen (2): Burkhard Karrenbrock, Joscha Pullich
FDP (2): Jürgen Hoffmann, Carsten Kasper