Entscheidung im Stadtrat
Cochem wird nicht weiter mit Ökostrom versorgt
Unter anderem benötigt die Stadt Cochem Strom für die Beleuchtung der Reichsburg.
Christoph Bröder/Archiv. Christoph Bröder

Die bestehenden Lieferverträge der Stadt Cochem für Gas und Strom laufen aus. Im Rat wurde darüber diskutiert, ob man sich in Zukunft für fossile Energieträger oder eine umweltfreundliche Variante entscheidet. Das sagen die Fraktionen.

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Keine leichte Entscheidung hat der Stadtrat jüngst in Sachen Gas- und Stromversorgung zu treffen. Die bestehenden Lieferverträge für Gas laufen zum Ende dieses Jahres, die für Strom Ende 2026 aus und müssen neu vergeben werden. Die Kommunalberatung Rheinland-Pfalz bietet Städten und Gemeinden die Möglichkeit, sich für sogenannte Bündelausschreibungen zusammenzuschließen. „Der Vorteil an der Teilnahme ist, dass wir uns mit anderen Gemeinden zusammentun und so mit einem sehr hohen Bedarf an den Markt gehen, wodurch wir uns günstigere Preise erhoffen“, erklärt Cochems Stadtbürgermeister Walter Schmitz. Doch welche Variante soll es nun sein, herkömmlich oder nachhaltig? Bei der Gaslieferung ist man sich schnell einig. Der Jahresverbrauch der Stadt liegt hier bei rund 650.000 Kilowattstunden im Jahr, für die man bisher rund 32.000 Euro gezahlt hat. Im Vergleich ist der Preis für Biogas zum herkömmlichen Erdgas lediglich rund 1200 Euro teurer. Das ist es den Ratsmitgliedern wert. Die Entscheidung fällt hier einstimmig für Nachhaltigkeit und den Bezug von Biogas.

„Ob die Preise für Ökostrom billiger werden, wissen wir erst nach der Ausschreibung.“
Wolfgang Lambertz, Bürgermeister der VG Cochem

Beim Liefervertrag für Strom gibt es allerdings heiße Diskussionen. Soll nun wie bisher Ökostrom bezogen werden oder entscheidet man sich für den billigeren Normalstrom? Bisher wurde die Stadt mit Ökostrom ohne Neuanlagenquote versorgt. „Die Möglichkeit bestand beim letzten Mal ja auch noch gar nicht“, wirft Cochems VG-Bürgermeister Wolfgang Lambertz ein. Sollte sich der Stadtrat wieder für die nachhaltige Variante entscheiden, würde das aber möglicherweise enorme Mehrkosten mit sich ziehen. Denn die Zahlen des Anbieters EVM, die die VG vorlegt, besagen, dass man für die benötigte Menge an Ökostrom – immerhin handelt es sich hier um 1 Million Kilowattstunden pro Jahr – mit rund 214.000 Euro wesentlich tiefer in die Tasche greifen müsste als für Normalstrom, den man laut der vorliegenden Zahlen schon für rund 96.000 Euro beziehen könnte.

Die Meinungen im Rat gehen auseinander. Während sich Thomas Theiß (CDU) für die wirtschaftlichere Variante ausspricht, um den Haushalt der Stadt zu schonen, herrscht in der SPD-Fraktion Uneinigkeit. Hans Bleck (SPD) ist der Meinung, dass dies das falsche Signal nach außen sei. „Wir können nicht von den Bürgern verlangen, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern und dann keinen nachhaltigen Strom beziehen.“ Sein Fraktionskollege Ralf Walter pflichtet ihm bei. „Wir haben die Kosten bisher ja auch gestemmt, die würden nach den vorliegenden Zahlen ja gleichbleiben“, sagt er. Anders sieht es Bernd Gilberg (SPD). Er betont: „Der Preisunterschied ist schon der Hammer, mit dem Geld, das wir beim Normalstrom sparen, könnten wir gut andere Dinge in Angriff nehmen.“

„Das ist doch alles Kaffeesatzleserei.“
Hans Bleck (SPD)

Im Rat wird gegoogelt, ob die vorgelegten Zahlen stimmen können und eruiert, wie sich die Preise in Zukunft entwickeln könnten. „Ökostrom wird tendenziell eher billiger“, ist sich Ralf Walter sicher. „Das ist doch alles Kaffeesatzleserei“, wirft Hans Bleck ein. Vonseiten der Freien Wähler Brauheck ist man zwar für Nachhaltigkeit. FWG-Sprecher Markus Breitscheidel sieht aber die Verpflichtung des Rats darin, einen gewissen Haushalt einzuhalten. Er schlägt vor, darüber nachzudenken, die Eigenproduktion zu erhöhen, um den Nachhaltigkeitsaspekt zu erfüllen.

Dass das Thema so stark diskutiert wird, freut den Stadtbürgermeister. „Man sieht, dass sich intensiv damit auseinandergesetzt wird.“ Schmitz lässt abstimmen. Die anwesenden Ratsmitglieder sind einstimmig für die Teilnahme an der Bündelausschreibung, aber nur fünf von sechzehn stimmen per Handzeichen für den Bezug von Ökostrom ab. Bis 2028 wird die Stadt Cochem also wieder mit Normalstrom versorgt werden.

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