Erstmals in der Geschichte von Cochem hat sich mit Petra Arenz eine 60-Jährige um das Amt der Weinkönigin beworben, mit der 52-jährigen Silke Traurig-Eckerskorn als Weinprinzessin an ihrer Seite. Die Intention der beiden „Best-Agerinnen“ war es, nicht nur ihre Heimatstadt und den Moselwein zu repräsentieren, sondern auch, Frauen über 50 eine Stimme zu geben sowie soziales Engagement zu zeigen. Insgesamt zwei Jahre lang haben sie sich auf die Wahl vor dem städtischen Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus vorbereitet. Am Ende gingen die beiden leer aus. Wir fragen die Kandidatinnen, wie es ihnen damit geht.
Waren jetzt zwei Jahre Vorbereitung und Wahlkampf umsonst?
Petra Arenz: Das kann man so nicht sagen. Wir haben viele tolle und kompetente Leute kennengelernt, die uns und unsere Idee unterstützt haben und bei denen der Funke unseres Konzepts sofort übergesprungen ist.
Wie gehen Sie persönlich mit dem Ausgang der Wahl um?
Silke Traurig-Eckerskorn: Ich bin ehrlich gesagt enttäuscht darüber, dass Cochem nicht bereit für Neues ist. Viel mehr als darüber, dass wir nicht gewählt wurden.
Arenz: Mich hat enttäuscht, dass es dem Ausschuss offenbar nicht um unsere Sache ging, sondern ausschließlich um meine Person. Das ist sehr schade.
Wie haben Sie die Wahl empfunden?
Arenz: Ich habe den Wahlabend eher als unangenehm empfunden und das nicht aufgrund der Anwesenheit von SWR und der vielen Zuschauer. Es war eine Wahl mit sehr augenscheinlichem Ausgang.
Traurig-Eckerskorn: Die Wahl war so spannungsgeladen, wie ich vorher noch keine Weinköniginnenwahl erlebt habe. Man hat den Beteiligten angemerkt, wie nervös sie waren. Man muss aber auch sagen, dass wir die Wahl auf ein neues Niveau gehoben haben. Einen Wahlkampf hat es in der Form vorher so noch nicht gegeben.
Was bedauern Sie am meisten?
Arenz: Natürlich bedauere ich, dass wir nicht gewählt wurden, aber viel mehr noch tut es mir leid um die Frauen, die jetzt vielleicht entmutigt sind. Frauen, die sich fragen, ob sie Ü50 noch sichtbar sein dürfen. Und auch für die Projekte, die ich in meiner Rolle als Weinkönigin unterstützt hätte, wie beispielsweise den Weißen Ring. Ich kann mich zwar weiter für Menschen in Not engagieren, aber die Stimme von der Bühne hätte der Sache deutlich mehr Gehör verschafft.
Was hat Sie an der Kandidatur als „Best-Ager-Weinmajestäten“ am meisten gereizt?
Traurig-Eckerskorn: Das Amt der Weinkönigin in der Öffentlichkeit mal anders zu repräsentieren als bisher üblich und hier auch neue Wege zu gehen.
Arenz: Zu zeigen, dass auch für Frauen über 50 möglich ist, auch als Weinkönigin die Heimatstadt zu repräsentieren. Schließlich gehören wir altersmäßig der derzeit größten Bevölkerungsgruppe an.
Wie waren die Reaktionen aus Ihrem persönlichen Umfeld?
Arenz: Wir haben großartige Unterstützung von außen bekommen. Viele Menschen, ob aus Cochem, der Region oder bundesweit, haben nicht verstanden, warum wir es nicht geschafft haben.
Sehen Sie sich trotzdem als mögliche Wegbereiterinnen für spätere Kandidatinnen?
Traurig-Eckerskorn: Wir haben gezeigt, was möglich ist. Vor allem Petra hat viel Mut bewiesen und damit vielen Frauen ein kraftvolles Vorbild geliefert. Möglicherweise haben wir den Boden dafür bereitet, mehr Reife und Tiefe in das Amt der Weinmajestäten zu bringen.
Was ist Ihrer Heimatstadt Ihrer Meinung nach entgangen?
Traurig-Eckerskorn: In meinen Augen hat Cochem verloren. Es gab bundesweit ein großes Medieninteresse, das die Stadt für ihre Zwecke gut hätte nutzen können. Leider haben nur Leute außerhalb der Stadt verstanden, worum es uns ging.
Arenz: Die Geschichte der ersten Best-Ager-Weinkönigin und dem damit verbundenen sozialen Engagement hätte der Stadt zusätzlich zu einem positiven Image verholfen, von dem am Ende alle profitiert hätten.
Werden Sie das geplante Charity-Projekt weiterverfolgen?
Arenz: Für den Weißen Ring werde ich mich auch weiterhin einsetzen. Ohne die öffentliche Bühne als Weinkönigin ist das allerdings nicht ganz so einfach. Silke und ich überlegen, eine gemeinsame Aktion für und mit dem Weißen Ring gemeinsam mit ehemaligen Weinmajestäten zu realisieren. Wie das genau aussehen soll, muss allerdings noch mal ganz neu überlegt werden.

Alicia Steffens wird neue Weinkönigin von Cochem
Alicia Steffens wird neue Weinkönigin von Cochem. Der Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus wählt die 20-Jährige einstimmig. Best-ager-Kandidatin Petra Arenz setzt sich trotz viel Wirbel im Vorfeld nicht durch.
Was bleibt Ihnen in positiver Erinnerung?
Arenz: Da gibt es jede Menge Positives, von der Arbeit im Team über den Zuspruch von außen bis zur Freundschaft mit Silke. Darüber hinaus hat sich auch ein fruchtbares Netzwerk mit unseren Unterstützern entwickelt.
Welche persönliche Lehre ziehen Sie für sich aus der Sache?
Arenz: Sowohl Gutes als auch Negatives. Das Positive haben wir eben schon benannt. Negativ war, dass sich Leute, explizit aus unserer Heimatstadt, die wir schon lange kannten, uns gegenüber plötzlich von einer ganz anderen Seite gezeigt haben.
Was haben Sie in Zukunft vor?
Arenz: Zuerst einmal durchatmen. Allerdings werde ich Ende des Monats 61 Jahre alt. Ein guter Grund also, dann noch mal richtig Gas zu geben.