Dort, wo früher einmal Elektrogeräte verkauft wurden, brutzeln heute argentinische Steaks auf einem Spezialgrill. Yasar Basibüyük und seine Frau Esvet haben jüngst in der Cochemer Brückenstraße das El Sabor, ein Steakhaus mit lateinamerikanischem Flair, eröffnet.
Seit mehr als 20 Jahren betreibt das Ehepaar bereits ein Lokal in Landkern. Dass die beiden ihre Heimat in der Türkei verlassen haben, um im Landkreis heimisch zu werden, war mehr oder weniger dem Zufall geschuldet. „Wir haben in Cochem Urlaub gemacht und dabei festgestellt, dass die Moselregion eine gute Gegend ist, um ein Restaurant zu eröffnen“, erklärt Basibüyük. An der Mosel sind die beiden dann zwar nicht fündig geworden, dafür aber im wenige Kilometer entfernten Landkern.
„Im Vorbeifahren haben wir gesehen, dass ein Lokal an der Hauptstraße leer stand. Es war für uns wie gemacht“, erklärt Basibüyük. Im Bosporus bietet das Ehepaar hauptsächlich türkische und italienische Speisen an. Das Geschäft floriert, die Basibüyüks haben inzwischen viele Stammkunden.
Doch der Traum von Yasar Basibüyük war schon immer, ein Restaurant zu betreiben, in dem die französische Esskultur zu Hause ist. Als dann das Ladenlokal in der Brückenstraße zum Verkauf stand, hatte Basibüyük sofort vor Augen, wie er sein Restaurant dort einrichten wollte. El Sabor ist spanisch und bedeutet so viel wie Geschmack. Der Name spiegelt auch die Firmenphilosophie des Lokals wider.
„Es soll etwas komplett anderes sein. Und ein reines Steakhaus gibt es in Cochem ja bisher nicht.“
Yasar Basibüyük
Basibüyük ist zwar gelernter Koch, doch genauso überzeugend wäre der 52-Jährige als Inneneinrichter. Das gesamte Interieur im El Sabor entspringt seinen Ideen. Im Gastraum bestimmen erdige Sandtöne das Ambiente. Schwere Clubsessel aus Nussbaumholz und beigem Wildleder gruppieren sich um Holztische. Entlang der Rückwand können die Gäste auf schilfgrünen Ledersofas Platz nehmen. Die Decke ist zwischen den Leuchten durch vom Restaurantbesitzer entworfene Stahlelemente gegliedert, die optisch einen Bezug zu den Sitzplätzen darunter herstellen.
Zuletzt war in den Räumen eine Spielhalle untergebracht. Doch vor Corona stand die Halle leer und Basibüyük hat das Haus erworben, in dem sich über dem Lokal noch sieben Wohnungen befinden. „Zuerst habe ich mit dem Gedanken gespielt, ein Hotel zu betreiben,“ sagt er. Doch letzten Endes entschied er sich dagegen. Vor allem, weil er sich lieber intensiv um die Zubereitung des Essens kümmern wollte. Wichtig ist dem Koch, dass er mit seinem Lokal keine Konkurrenz zur bestehenden Gastronomie darstellt. „Es soll etwas komplett anderes sein. Und ein reines Steakhaus gibt es in Cochem ja bisher nicht“, betont er.
Als Koch weltweit unterwegs gewesen
Basibüyük hat bei einer internationalen Hotelkette in Istanbul den Beruf des Kochs erlernt. Anschließend war er in mehreren Hotels dieser Kette weltweit im Einsatz, unter anderem in Österreich, der Schweiz, Frankreich, Dubai und Japan.
„Am meisten beeindruckt hat mich die Lebensart und Esskultur in Frankreich, wo man sich viel Zeit zum Genießen nimmt“, gesteht er. Von dieser Zeit an reifte in ihm der Wunsch nach einem eigenen Lokal mit hochwertiger Küche. Sein Faible für Fleisch spielte ebenfalls eine nicht unbedeutende Rolle. „Ich esse gern gutes, hochwertiges Fleisch und habe inzwischen gelernt, es perfekt zuzubereiten“, sagt er. Wenn Basibüyük über Tierhaltung oder Reifegrad und Zubereitung des Fleischs redet, glänzen seine Augen vor Begeisterung. Man merkt ihm an, dass er in seinem Element ist.
Seine langjährige Erfahrung am Holzkohlegrill hat er inzwischen noch optimiert. „Ich habe einen Infrarotgrill, der bis zu 800 Grad heiß wird ausprobiert und war begeistert“, sagt er. So einen Grill wollte er für sein Restaurant anschaffen.
„Fleisch ist empfindlich, da kommt es bei der Zubereitung auf die Sekunde an.“
Yasar Basibüyük
Da die Investition nicht gering ist, hat Basibüyük vor dem Kauf an einer intensiven Schulung teilgenommen. „Fleisch ist empfindlich, da kommt es bei der Zubereitung auf die Sekunde an“, sagt er. Zum Leidwesen seiner Mitarbeiter treibt er sein Personal an, um das fertige Gericht punktgenau zu servieren. „Dann sagen die immer zu mir, ,Chef, du machst Stress.’ Aber das muss sein, denn sonst leidet die Qualität, und das darf nicht sein“, sagt er.
Auf der Karte im El Sabor stehen zwar überwiegend Fleischgerichte, vor allem Steaks von argentinischen Rindern, hochwertiges Dry-aged, also lange gereiftes Fleisch, oder kiloschwere Tomahawk-Steaks. Aber auch Burger sind im Angebot und auch für Vegetarier ist etwas dabei. „Die Küche ist europäisch-mediterran. Das, was mir schmeckt, kommt auf die Karte“, sagt Basibüyük.
Insgesamt stehen Gästen 120 Sitzplätze auf zwei Etagen zur Verfügung. Eine ehemalige Garage neben dem Gebäude wurde zur Küche mit modernsten Gerätschaften ausgebaut und in der Etage darüber sind weitere Sitzplätze entstanden. „Insgesamt zwei Jahre hat der Umbau gedauert“, betont Basibüyük. Auch, weil er die Möbel und Einrichtungsgegenstände nach seiner Vorstellung in der Türkei hat anfertigen lassen.
Er hatte eine genaue Vorstellung davon, wie sein Lokal aussehen sollte. Kein 08/15, selbst in den Sanitärräumen nicht. Die Wände in den Toiletten sind mit italienischem Marmor in Terrakotta und Grautönen verkleidet. „Die Gäste sollen sich wohlfühlen, das gehört zu einem guten Essen dazu“, ist sich der Restaurantbetreiber sicher.
Ganze Familie arbeitet mit
Unterstützt wird Basibüyük von der ganzen Familie. Ehefrau Esvet kümmert sich überwiegend um das Bosporus in Landkern. Der gemeinsame Sohn ist als gelernter Metzger im Betrieb und die Tochter arbeitet im Service. „Ohne die Familie im Rücken ist das nicht zu bewerkstelligen“, so Basibüyük.
Für den Mittagstisch plant der Koch demnächst auch, entsprechende Gerichte anzubieten. „Steaks sind was für abends, wenn Leute in der Mittagspause hier essen möchten, werde ich für das passende Angebot sorgen“, sagt er. Das El Sabor ist täglich außer dienstags geöffnet.