Christian Bömer (41) will Ortsbürgermeister werden - Deshalb stellt er sich zur Wahl
Christian Bömer: Ein Hansdampf in allen Alfer Gassen
Christian Bömer, Erster Beigeordneter der Moselgemeinde Alf, tritt am 3. Juli zur Ortsbürgermeisterwahl an. Foto: David Ditzer
David Ditzer

Für Christian Bömer war Mitte April endgültig klar, dass er in seinem Heimatdorf Alf zur bevorstehenden Ortsbürgermeisterwahl antritt. Zunächst aber musste geklärt sein, dass auch im Falle der Kandidatur die Kassengeschäfte im Heimat- und Kulturverein (HKV) geordnet weitergeführt werden.

Christian Bömer, Erster Beigeordneter der Moselgemeinde Alf, tritt am 3. Juli zur Ortsbürgermeisterwahl an. Foto: David Ditzer
David Ditzer

„Ich wollte den Vorstand da nicht einfach hängen lassen“, blickt Bömer zurück, der seit 2007 Kassenwart des HKV war. Jemanden hängen zu lassen, das ist nicht Bömers Art. Sich fürs Wohl der Gemeinde und ihrer rund 800 Einwohner einzusetzen und dabei nötigenfalls klare Kante zu zeigen, entspricht seinem Wesen schon eher.

Besonders aufgeregt oder nervös ist Christian Bömer am späten Donnerstagnachmittag vor dem Wahlsonntag nicht. Im Gemeindehaus am Ferdinand-Remy-Platz geht der bisherige Erste Beigeordnete seinen Amtsgeschäften nach. Auf Nachfrage räumt er mit Blick auf die Urwahl am 3. Juli und seine Kandidatur jedoch auch ein: „Routine ist das keine. Als möglicher Ortsbürgermeister ist man nun mal die höchste Instanz im Dorf.“ Er ergänzt: „Die Anrufe gehen direkt durch. Es gibt kein Vorzimmer.“

Die frühere Ortsbürgermeisterin Miriam Giardini-Molzahn hatte ihr Amt überraschend niedergelegt.
Kevin Rühle

Im Grunde kennt Bömer diesen Zustand. Schließlich steht er qua Amt seit Anfang März an der Spitze der Ortsgemeinde Alf. Ende Februar hatte die frühere Ortsbürgermeisterin Miriam Giardini-Molzahn überraschend angekündigt, ihr Ehrenamt zum Monatsende niederzulegen. Die Gründe für diesen Schritt hatte sie seinerzeit nicht öffentlich darlegen mögen. Aber ihr Stellvertreter war logischerweise einer der Ersten, die von dem Rückzug erfuhren.

Bömer, seit 2014 Beigeordneter und seit 2004 im Gemeinderat, übernahm das Ruder. Bei allem mit anzupacken, was es in und für Alf zu bewegen gilt, ist für den 41 Jahre alten Straßenwärter nicht neu. Unter anderem gründete er im Jahr 1996 den Jugendklub mit. Nach dem Realschulabschluss in Zell trat er eine Ausbildung zum Straßenwärter bei der Straßenmeisterei Alf an, für die er noch immer arbeitet. In die Organisation von Veranstaltungen bringt Bömer sich gerne ein. Das war schon Ende der 1990er-Jahre so, etwa fürs beliebte Eiskult-Open-Air im Freibad Arrastal. Bömer ist Zweiter Vorsitzender im Alfer Motorradsportclub (AMSC) 1930. Im Alter von 23 Jahren wurde er als damals jüngstes Mitglied in den Gemeinderat gewählt. Aktiv wirkt er überdies im Karnevalsverein Alfer Baachspautzer mit. Bömer: „Ich bin so ein bisschen Hansdampf in allen Gassen, wie man so schön sagt.“ Langeweile kommt nicht auf, wenn man sich fürs Dorf engagiert.

„Die Anrufe gehen direkt durch. Es gibt kein Vorzimmer.“

Christian Bömer tritt zur Ortsbürgermeisterwahl in Alf an.

Aus zwölf Ratsmitgliedern plus Ortsbürgermeister besteht das Entscheidungsgremium der Gemeinde. Was die grobe Richtung betrifft, ist sich der Rat einig. „Obwohl wir natürlich nicht immer einer Meinung sind“, sagt Bömer. Vieles von dem, was Giardini-Molzahn angestoßen hat, nachdem sie 2019 Ortsbürgermeisterin geworden war, setzen die Ratsmitglieder und er fort, zum Beispiel die Ausgestaltung des neuen Mehrzweckplatzes in Kreisverkehrsnähe, des Baachspouzer-Platzes. Bömer: „Das, was wir haben, wollen wir erhalten.“ Dazu zählt er das noch recht junge touristische Angebot geführter Mountainbiketouren.

Momentan gibt es dort aber einen Stillstand, weil Personal für die Tourist-Info fehlt. Ausgeschrieben ist die Teilzeitstelle. Sobald sie besetzt sei, solle es mit dem Tourenangebot weitergehen, hält Bömer fest. Und dann gibt es noch Vorhaben, über die in Alf bereits seit Längerem geredet wird, zum Beispiel einen eigenen Moselsteig-Seitensprung für Wanderer. Auch die Sanierung und Wiederbelebung alter Bausubstanz gehört zu den Punkten, die nicht erst seit gestern auf der Agenda stehen. Bömer: „Wir sind dabei, eine Dorfmoderation und ein Dorferneuerungskonzept anzustreben.“ Ein Förderprogramm des Landes hilft dabei.

Ein Leerstandsmanagement und der Erhalt historisch wertvoller Gebäude sollen im Zuge des Prozesses thematisiert werden. Ohnehin ist der Erhalt der Infrastruktur dem 41-Jährigen wichtig. Beispielsweise „fehlt das Brückenbauwerk zum Seniorenzentrum in Alf-Fabrik von einem Ingenieur geprüft“, sagt er. In einer der nächsten Sitzungen will der Gemeinderat ein Planungsbüro auswählen, das die Dorfmoderation begleitet. „Die Auftaktveranstaltung wird vermutlich im Herbst sein“, sagt Bömer.

Bömer hofft auf viel Zuspruch

Mit ihm als neuem Ortsbürgermeister? Darüber werden am bevorstehenden Sonntag, 3. Juli, die rund 700 Wahlberechtigten in Alf entscheiden. „Ich hoffe einfach, dass möglichst viele Leute von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen – trotz der Tatsache, dass es nur einen Kandidaten gibt“, betont Bömer. Eine Prozentmarke hat er sich nicht zum Ziel gesetzt, wünscht sich aber logischerweise große Zustimmung. „Auf Zuspruch kann man schließlich aufbauen“, sagt er.

Doch was unternimmt Bömer, wenn er abschalten und den Kopf freibekommen will? Oft reicht es ihm, einfach einen Rucksack zu packen und mit Freunden hoch auf den Sollig zu ziehen, Alfs höchste Erhebung. An der Schutzhütte dort zu grillen oder übers Wochenende wegzufahren, genügt, um auf andere Gedanken zu kommen. Auch ein Besuch in der Weinstube hilft dabei. „Dann muss allerdings klar sein, dass ich nicht in einer Gemeindefunktion da bin. Wir können dann gerne über Alf reden, aber nicht darüber, wo gemäht werden muss oder ein Ast zu weit ins Grundstück ragt.“ Klare Kante.

Von David Ditzer

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