Umwelt Wie Landwirte den Imkern weiterhelfen können
Bienen sollen mehr Nahrungsplätze finden: Landwirte und Imker an einem Tisch

Bienen haben immer weniger Chancen, sich zu ernähren. „Eh-da-Flächen“ sollen Alternativen anbieten.

Kreisverwaltung

Cochem-Zell. Ein Bienensterben ungeahnten Ausmaßes hat im vergangenen Frühjahr die Experten aufgeschreckt: Sind die fleißigen Honigsammler in Gefahr? Wer sorgt für die lebenswichtige Bestäubung von Nutzpflanzen? Spritzmittel sowie allgemeine Umwelteinflüsse wirken sich negativ auf ihren Fortbestand und den anderer Insekten aus. 75 Prozent der Insekten sind weltweit bereits verschwunden, von den 470 Wildbienenarten bereits einige ausgestorben. Auch wenn der Landkreis noch nicht zur Diaspora in Sachen Bienen gehört, hat sich der Kreisbauernverband zusammen mit Imkern und der Kreisverwaltung an einen runden Tisch gesetzt, um Lösungen zu finden. In langen Debatten sind in den Bezirksversammlungen der Bauern Wege aufgezeigt worden, wie Bienenschutz im Kreis funktionieren kann.

Im März ist eine Kooperation zwischen den Imkern und der Kreisverwaltung beschlossen worden, in der es gezielt um Bienenschutzprojekte geht. Cochem-Zell soll bienenfreundlicher werden, lautet der Tenor. „Und jeder kann etwas dafür tun“, sind sich Franz- Josef Schneider, Vorsitzender des Kreisimkerverbandes, der Kreis sowie auch Kreisbauernchef Egon Thomas sicher. Der Landwirtschaftsmeister ist sich darüber im Klaren, dass Spritzmittel für die Insekten nicht förderlich sind. „Aber es liegt nicht nur daran. Die Kombination aus Spritzmittel und anderen Umwelteinflüssen ist nicht zu unterschätzen“, sagt Thomas.

Obwohl in der Landwirtschaft rund 1,3 Millionen Hektar „Greening-Flächen“, also Flächen, die nach der Ernte noch mal eingesät werden, zur Verfügung stehen, weiß Thomas, dass die Lage verbesserungswürdig ist. In der Landwirtschaft habe man allerdings wenig Gestaltungsspielraum. Man müsse sich an Aussaattermine und bestimmte Saatgutmischungen halten, um wirtschaftlich arbeiten zu können. „Wir können nicht auf jedem abgeernteten Feld eine Bienenwiese einsäen“, sagt Thomas. Trotzdem gibt es laut dem Kreisbauernchef Möglichkeiten, um den Bienen zu helfen. Die sinnvolle Nutzung von sogenannten „Eh-da-Flächen“ gehört dazu. Was verbirgt sich dahinter? „Na, Flächen, die eh da sind und meist ungenutzt bleiben“, erklärt Thomas. Das können Straßenböschungen sein oder Flächen rund um Windräder. Anstatt diese Flächen durch ständiges Mähen kurz zu halten, können sie als Lebensraum für Insekten genutzt werden. „Und das ohne viel Arbeit und Investitionen“, sagt Schneider.

In den Bezirksversammlungen stand unterm Strich ein positiver Dialog zwischen Imkern und Landwirten zu Buche. In Sachen Bienenschutz sollen aber nicht nur Landwirte gefordert werden. Auch jeder andere Bürger kann etwas für den Bienenschutz tun. „Die Leute müssen nur für das Thema sensibilisiert werden“, sagt Selina Becker von der Kreisverwaltung.

Eine Ecke im Garten, in der etwas Rasenschnitt, ein paar Steine und Totholz lagern, ist hilfreich. Eine Idee, die von privaten Gartenbesitzern leicht umzusetzen wäre. „Denn nur mit bienenfreundlichem Saatgut ist es nicht getan“, sagt Schneider. Neben der Möglichkeit, Nahrung zu finden, müssen auch Lebensräume für Insekten geschaffen werden. Ein Bild von Menschen, die auf Bäumen sitzen, um die Pflanzen zu bestäuben, brachte die Anwesenden bei der Bezirksversammlung zum Nachdenken. Spätestens dann war allen klar: Wir brauchen die Bienen viel mehr als die uns.

Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Platten-Wirtz

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