Landratswahl am 18. Juni: Sonja Bräuer, Kandidatin von SPD, FWG und Grünen, setzt auf ihren frischen Blick für Cochem-Zell
Bekennendes Dorfkind sucht den Dialog: Sonja Bräuer will Landrätin in Cochem-Zell werden
Mit Elan, Zuversicht und Ideen will Sonja Bräuer den Kreis Cochem-Zell voranbringen. Deshalb tritt sie für SPD, FWG und Grüne zur Landratswahl an. Das Bild zeigt sie auf dem Balkon ihrer Einliegerwohnung in Müden. Foto: David Ditzer
David Ditzer

Sie ist die gemeinsame Kandidatin von SPD, Freien Wählern und Grünen für die Landratswahl im Kreis Cochem-Zell: Sonja Bräuer. Doch wie will die 34-Jährige aus dem Soonwald die Gunst der Wähler für sich gewinnen? Denn nur wenn sie sie gewinnt, kann sie als neue Chefin ins Cochemer Kreishaus einziehen.

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Mit Elan, Zuversicht und Ideen will Sonja Bräuer den Kreis Cochem-Zell voranbringen. Deshalb tritt sie für SPD, FWG und Grüne zur Landratswahl an. Das Bild zeigt sie auf dem Balkon ihrer Einliegerwohnung in Müden. Foto: David Ditzer
David Ditzer

Ein Ziel will Sonja Bräuer schon vor der Cochem-Zeller Landratswahl am 18. Juni erreicht haben: „Bis zum Wahltag will ich in jeder der 89 Gemeinden des Kreises gewesen sein“, sagt die gemeinsame Kandidatin von SPD, Freier Wählergruppe (FWG) Cochem-Zell und Bündnis 90/Die Grünen. Und zwar nicht nur im Sinne von „dort gewesen, abgehakt“. Nein. „Ich gehe erst einmal auf Zuhörtour“, sagt die 34-Jährige aus dem rund 200 Einwohner zählenden Dorf Auen im Kreis Bad Kreuznach (VG Nahe-Glan).

Was bewegt die Menschen in Cochem-Zell, was bereitet ihnen Sorge? Denn: „Ein Kreis darf sich nicht um sich selbst drehen“, betont Bräuer. In ihrem Wahlkampfslogan „Für Cochem-Zell: Starke Dörfer. Starker Kreis.“ kommt das zum Ausdruck. Aber wieso Cochem-Zell? Wieso Landrätin? Und was geben die Menschen der Kandidatin aus dem Soonwald mit auf den Weg?

Direkt nach der Nominierung eine neue Wahlheimat in Müden gefunden

Cochem-Zells landschaftliche Reize hat Sonja Bräuer seit Anfang März jeden Tag live vor Augen. Sie empfängt die RZ auf der Terrasse ihrer Einliegerwohnung in Müden. Dort ist sie zu Hause, seit klar ist, dass sie Landrätin werden will. Direkt nebenan wachsen Weinreben. Der Blick auf die Mosel, die Hänge von Hunsrück und Eifel? „Ein Traum.“ In ihrem Heimatdorf Auen, ebenfalls Weinbaugemeinde, sozusagen auf der anderen Hunsrückseite, „ist vieles ähnlich“, sagt Bräuer.

Kleine Dörfer, funktionierende Gemeinschaften, viel ehrenamtliches Engagement, aber auch strukturelle Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Deshalb engagiert sich Bräuer kommunalpolitisch, im Orts- und Verbandsgemeinderat sowie im Kultur- und Tourismusausschuss des Kreises Bad Kreuznach. Breit gefächert sei ihre kommunalpolitische und berufliche Erfahrung, sie komme „aus einem ,kommunalen‘ Ministerium“ (Innenministerium). Aber was verschlägt sie nach Cochem-Zell?

Der Anruf kam von SPD-Kreischef und MdL Benedikt Oster

Schon bevor ihr Name zum ersten Mal ins Spiel kam, gab es Gespräche zwischen SPD, FWG und Grünen in Cochem-Zell, was ein mögliches Bündnis mit Blick auf die Landratswahl anging. Gibt es jemanden, der oder die geeignet wäre, für dieses Bündnis anzutreten? „Benedikt Oster und ich, wir kennen uns schon lange“, sagt Bräuer. Er hatte letztlich die Idee, sie zu fragen. Sie war im ersten Moment „überrascht“, gibt Bräuer im Rückblick zu. Der Anruf des SPD-Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten signalisierte ihr jedoch auch Vertrauen in sie als Persönlichkeit und in ihre Kompetenzen.

Prominente Wahlkampfunterstützung aus Mainz, Teil I: Innenminister Michael Ebling suchte auf Einladung von Sonja Bräuer in Ediger-Eller das Gespräch zum Katastrophenschutz.
David Ditzer

Zunächst unverbindlich stellte Bräuer sich den potenziellen Bündnispartnern vor. Von dem Zuspruch und der letztlich einstimmigen Nominierung durch die Mitglieder der beiden Parteien und der Freien Wähler Cochem-Zell war Bräuer überwältigt. Familie und Freunde daheim? Ein Rückhalt. „Ich bin seit 17 Jahren mit demselben Mann liiert, und er stand direkt voll und ganz dahinter.“

Er ist der Einzige gewesen, der ein Vetorecht gehabt hätte.

Sonja Bräuer, Landratskandidatin von SPD, FWG und Grünen in Cochem-Zell, über ihren Lebensgefährten

Und hinter all dem, was daraus folgt. „Niemand kennt mich so gut wie er“, sagt die 34-Jährige. Deshalb wusste ihr Lebensgefährte Thomas Eibach auch sofort, was die Entscheidung pro Kandidatur für Bräuer bedeutet: „die Aufgabe mit ganzem Herzen und jeglichem Engagement anzugehen“. Die junge Frau ist zutiefst davon überzeugt, in Cochem-Zell etwas bewegen und verändern zu können. „Ich bringe eben auch den frischen Blick von außen mit“, sagt sie. „Und mit Mitte 30 hat man noch einen anderen Blick auf viele Dinge, mit neuen Ideen.“

Doch zugleich ist sie sich im Klaren darüber, dass Gemeinschaft nur funktioniert, wenn unterschiedliche Generationen zusammenhalten, zusammenarbeiten und – ganz wichtig – miteinander reden. „Ich habe hier schon viele Menschen getroffen, die mir sehr offen gegenüberstehen.“ Ob auf Veranstaltungen oder beim Haustürwahlkampf, eine Zuhörtour lebt eben vom Zuhören.

Ein sensibler und reflektierter Umgang mit der sensiblen Ressource Wasser ist wichtig

Ein Thema, das Bräuer dabei immer wieder begegnet: Wasser. Da ist die sommerliche Knappheit, die infolge des Klimawandels zunehmend zum Problem wird. Neue Brunnen zu erschließen, ist eine Sache. „Es ist aber auch die Frage: Wie gehen wir mit der knappen Ressource Wasser sensibel in der Nutzung um?“, unterstreicht Bräuer. Brauch- und Trinkwasser seien hier klar voneinander zu trennen. Nicht für jeden Zweck muss es Wasser von Trinkqualität sein. Gerade das Wasser, das manchmal in zu rauen Mengen vom Himmel falle, könne man noch effizienter und intelligenter nutzen.

Prominente Wahlkampfunterstützung, Teil II: Zum Bürgerdialog in Sachen Ehrenamt kam Ministerpräsidentin Malu Dreyer nach Masburg, eingeladen von Sonja Bräuer.
Dieter Junker

Hier sollte man auch auf Erkenntnisse jener Fachleute schauen, „die sich wissenschaftlich damit beschäftigen“. Ein schlüssiges Wasserkonzept braucht ein belastbares Fundament. Regenrückhaltebecken, um bei wachsenden Waldbrandgefahren noch genug Löschwasser für die freiwilligen Feuerwehren vorzuhalten, sind „eine Sache, die man angehen sollte“, hält Bräuer fest.

Überdies ist es für Starkregen- und Hochwasserszenarien wichtig, dass die Feuerwehren genügend „watfähige und geländegängige Fahrzeuge haben“, hebt Bräuer hervor, die sich selbst im Technischen Hilfswerk (THW) engagiert. Auf einen funktionierenden Katastrophenschutz will sie ein besonderes Augenmerk legen, sollten ihr die Wähler am 18. Juni das Vertrauen schenken.

Verbesserung der ärztlichen Versorgung? Kreis kann Bedingungen dafür schaffen

Die ärztliche und kinderärztliche Versorgung im ländlich strukturierten Cochem-Zell zukunftsfest hinzubekommen, gehört ebenfalls zu Bräuers Wahlkampfthemen. Warum? Weil die Thematik vielen Menschen auf den Nägeln brennt, mit denen sie gesprochen hat. Im Kreis könne es zum Beispiel vier Plätze für Kinderärzte geben, nur zwei seien besetzt.

Der dürftige Versorgungsgrad, von der bevorstehenden Ruhestandswelle bei den Hausärzten ganz zu schweigen, hängt für Bräuer auch damit zusammen, dass zu wenig getan wurde, um medizinisches Fachpersonal gezielt nach Cochem-Zell zu locken. Es braucht attraktive Bedingungen: Betreuungs- und Bauplätze, Praxisverbünde, um neue Arbeitszeitmodelle zu ermöglichen, Entlastung von bürokratischen und betriebswirtschaftlichen Aufgaben. Bräuer ist davon überzeugt: „Junge Medizinstudenten, die aus dem Kreis kommen, lassen sich schon für die Arbeit im Kreis gewinnen – wenn die Bedingungen stimmen.“ Allein: Man muss das Gespräch mit ihnen suchen.

Wer interkommunales Gewerbeflächen will, muss Sorgen auf- und ernst nehmen

Da ist es wieder, das Leitmotiv von Bräuers Zuhörtour: der Dialog. Den hält die 34-Jährige auch dort für essenziell, wo es darum geht, neue Betriebe zur Ansiedlung in Cochem-Zell zu bewegen. Stichwort: interkommunale Gewerbegebiete. Die Kandidatin sagt: „Ich muss den Menschen von Anfang an zuhören, ihre Sorgen aufnehmen, empathisch unterwegs sein und ihnen erklären, was ihnen eine Ansiedlung von Betrieben konkret bringt.“ Dass auch sie es als Landrätin nicht allen recht machen könnte, darüber ist Bräuer sich vollkommen im Klaren. Aber: „Habe ich eine Entscheidung aus guten Gründen getroffen, muss ich auch den Mumm haben, dazu zu stehen“, sagt sie. Nur: Überstülpen will Bräuer den Menschen nichts. Das kann nur schiefgehen.

Deshalb soll eine Kreisverwaltung unter Bräuers Regie eine „bürgernahe Verwaltung“ sein. Was steckt für sie in dieser abgewetzten Worthülse? „Menschen, die beispielsweise in ihrer Freizeit gerne Musik machen, gerne in die Bütt gehen oder ein Weinfest organisieren, tun das, weil sie es lieben und leben. Nicht, weil sie sich gern durch Paragrafen wühlen, Konzepte schreiben oder gerne von einer Behörde zur anderen geschickt werden.“ Deshalb schwebt Bräuer vor, ein Vereinsbüro als zentrale Anlaufstelle zu schaffen: konkretes Problem, ein Ansprechpartner, konkrete Lösung.

Funktioniert es in den Dörfern, ist auch der Kreis stark.

Sonja Bräuer, Landratskandidatin von SPD, FWG und Grünen in Cochem-Zell

Mit ihrer Zuhörtour durch Cochem-Zell ist Bräuer bereits weit vorangekommen, mehr als nur einmal, erzählt sie, sei auch ihr Lebensgefährte Thomas Eibach mit dabei gewesen. Doch einmal, in Blankenrath, musste sie am Ende sogar auf ihn warten. Wieso? Als die Kirchspielmusikanten spitzgekriegt hatten, dass Eibach in seiner Freizeit Posaune spielt und das Instrument im Kofferraum hat, gab es keine Ausreden mehr: „Er hat zwei Stunden bei den Blankenrather Musikern mitgespielt.“

Seither sind seine Kontakte dorthin Bräuer zufolge rege. Leben. Auf dem Dorf. „Die Dörfer, auf die kommt es an“, konstatiert Bräuer. „Funktioniert es in den Dörfern, ist auch der Kreis stark.“ Einen starken Kreis, in dem die Menschen gerne leben. Für den will Bräuer eintreten. Den Rest entscheiden die Wahlberechtigten. Bis dahin läuft die Zuhörtour weiter.

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