Die Ergebnisse des rheinland-pfälzischen Rankingverfahrens zur Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken lassen noch auf sich warten. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und die Allianz pro Schiene haben hingegen mittlerweile die vierte Auflage ihrer Reaktivierungsvorschläge vorgelegt. Darin sind auch elf der zwölf offiziellen Reaktivierungskandidaten aus Rheinland-Pfalz enthalten, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins Eifelquerbahn.
Drei der Reaktivierungskandidaten werden von den Fachleuten als vordringliche Projekte mit höchster Priorität und kurzfristiger Realisierungsmöglichkeit eingestuft. Dazu gehört auch die Eifelquerbahn von Kaisersesch nach Gerolstein. Hinzu kommen die Aartalbahn von Diez nach Bad Schwalbach und die Zellertalbahn von Monsheim nach Langmeil. Während für die Zellertalbahn und die Aartalbahn die für die Einstufung erforderlichen Nutzen-Kosten-Untersuchungen noch erarbeitet beziehungsweise vergeben werden, liegt für die Eifelquerbahn bereits seit über einem Jahr eine positive Nutzen-Kosten-Untersuchung vor, stellt der Verein fest.
Schinenanbindung als Standortvorteil
Als strukturschwache ländliche Region würde die Vulkaneifel von einer Reaktivierung der Eifelquerbahn besonders profitieren, so die beiden Verbände weiter. So stelle die Anbindung an das Schienennetz einen wichtigen Standortvorteil dar, wenn es um die Ansiedlung neuer Unternehmen oder die Wahl des Wohnortes gehe, wie auch eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) aus dem Jahr 2022 bestätige. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sei dies ein wichtiger Zukunftsfaktor für die Region.
Mit der Stadt Daun bindet die Eifelquerbahn zudem als einzige der drei Top-Reaktivierungskandidaten sowohl eine Kreisstadt als auch ein Mittelzentrum wieder an das deutsche Schienennetz an. Wie bereits vom Zweckverband Schienen-Personennahverkehr (SPNV) Rheinland-Pfalz Nord im Rahmen der Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Eifelquerbahn dargelegt, könnte die Kreisstadt Daun auf diese Weise eine direkte und umsteigefreie Anbindung an die beiden Oberzentren Trier und Koblenz erhalten.
Tourismus und Unternehmen könnten profitieren
Von einer Reaktivierung der Eifelquerbahn würden auch die Mitglieder des „Bündnis zum Ausbau der Eifelstrecke“ profitieren. Einige Mitglieder des Bündnisses, welches den zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke fordert, liegen im direkten Einzugsbereich der Eifelquerbahn. Aus der Wirtschaft sind dies beispielsweise die Spedition Ludwig und die Apra-Gruppe. Auch die Touristiker im Gesundland Vulkaneifel würden von einer direkten Anbindung der Region in Richtung Trier und Koblenz profitieren, betont der Verein weiter.
Ein großes Hindernis ist jedoch die schleppende Umsetzung von Reaktivierungsprojekten, wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und die Allianz pro Schiene beklagen. So wurden innerhalb von zwei Jahren bundesweit nur 21 Streckenkilometer reaktiviert, davon kein einziger in Rheinland-Pfalz. Erst 2025 werden auch in Rheinland-Pfalz die ersten zwei Streckenkilometer hinzukommen, wenn die Trierer Weststrecke nach mehrmaliger Verschiebung wieder offiziell für den Personenverkehr in Betrieb gehen soll.
Antrag zur Wiederinbetriebnahme liegt Landeseisenbahnaufsicht vor
Gemeinsam mit seinem Kooperationspartner, der EBL GmbH, treibt der Verein Eifelquerbahn daher seit diesem Jahr die schrittweise Reaktivierung der Eifelquerbahn voran. Ein entsprechender Antrag der EBL GmbH liegt laut Verein der zuständigen Landeseisenbahnaufsicht seit fast acht Monaten zur Bearbeitung vor, „diese verzögert sich aber immer wieder aufgrund von Personalmangel bei der Landeseisenbahnaufsicht“, stellt der Verein fest. Sollte der Antrag genehmigt werden, könnten sich die reaktivierten Streckenkilometer in Rheinland-Pfalz in naher Zukunft deutlich erhöhen.