An Fronleichnam wird eine Ausstellung in Ediger eröffnet - Erstmals werden die Genisa-Funde aus der Synagoge vorgestellt
Ausstellung in Ediger: Jüdisches Leben früher und heute
Norbert Krötz am Eingang der ehemaligen Ediger Synagoge und heutigem Haus der Psalmen. Foto: privat

Ediger-Eller. Über Jahrhunderte hinweg prägte die jüdische Kultur und prägten Juden das Leben an der Mosel, aber auch in der Eifel und im Hunsrück. Die früheren Synagogen und die Friedhöfe geben noch heute ein beredtes Zeugnis davon. Mit der Shoah wurde diese große Kultur weitgehend zerstört. In einer Ausstellung in Ediger soll in diesem Sommer, in dem bundesweit an „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ erinnert wird, auch diese jüdische Geschichte der Region wieder sichtbar gemacht, aber auch das heutige Leben von Juden in Deutschland in den Blick genommen werden.

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„Es geht uns nicht nur um den Blick zurück auf die lange Geschichte jüdischer Kultur in der Region, sondern auch um das heutige jüdische Leben in Deutschland“, erläutert Norbert Krötz, der Vorsitzende des Bürgervereins Synagoge Ediger. Dies solle mit der Ausstellung in der ehemaligen Apotheke in Ediger geleistet werden.

Die Idee dazu entstand Norbert Krötz bei einer gemeinsamen Moseltour mit dem Trierer Weihbischof Michael Peters. „Der Bischof erzählte dabei von den Planungen für das Festjahr zu 1700 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland. Da dachte ich, das wäre auch ein Thema für eine Ausstellung in Ediger“, erzählt Norbert Krötz. Rasch entstand so im Bürgerverein die Konzeption, an Fronleichnam soll nun die Ausstellung eröffnet werden und bis in den Oktober gehen. Und es ist in der Tat ein beeindruckendes Programm, das der Bürgerverein da zusammengestellt hat. Erstmals werden bei dieser Ausstellung die Genisa-Funde aus der Edigerer Synagoge präsentiert. Genisa, das ist ein Hohlraum zur Aufbewahrung verbrauchter jüdischer liturgischer Schriften, wo auch nicht mehr lesbare Thorarollen abgelegt werden. In der Synagoge von Ediger wurde eine solche Genisa mit Fragmenten jüdischer Gebetbücher aus dem 18. Jahrhundert, illustrierten Schriften und Torawimpeln entdeckt. Während der Ausstellung soll dazu auch eine Publikation von Professor Andreas Lehnardt vom Lehrstuhl Judaistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz vorgestellt werden. Daneben sind Vorträge, szenische Lesungen, Konzerte, Kochkurse zur koscheren Küche und Weinproben mit koscherem Wein als Rahmenprogramm während der Ausstellung vorgesehen. Exponate und Informationen aus den benachbarten Synagogen von Zell, Bruttig und Beilstein bereichern die Ausstellung.

„Wir wollen uns mit der Ausstellung vor allem an die Menschen aus der Region, an Familien und an junge Menschen richten, um sie über jüdisches Leben früher und heute zu informieren“, betont Norbert Krötz. Speziell für Schulen werden in der Woche vom 12. bis 15. Juli, in der Woche vor den Sommerferien, junge Leute der jüdischen Kultusgemeinde Trier in den Ausstellungsräumen anwesend sein. Diese wurden für ein Projekt des Zentralrats der Juden mit dem Titel „Meet a Jew“ ausgebildet. In dem Projekt treffen sich nicht-jüdische Jugendliche mit Gleichaltrigen jüdischen Glaubens, um im Gespräch Informationsdefizite und auch vorhandene Vorurteile abzubauen.

„Wir hoffen auch, dass die Schulen im Kreis in dieser Zeit die Ausstellung besuchen oder im Rahmen eines Wandertags dann zudem den Kulturweg der Religionen, den es schon lange hier im Ort gibt, besuchen“, meint Norbert Krötz. Landrat Manfred Schnur hat dazu bereits alle Schulen im Kreis angeschrieben. Auch die Synagoge, seit 2010 ein „Haus der Psalmen“, wird in die Ausstellung integriert. Exponate werden dort nicht zu sehen sein, um den sakralen Charakter des Raumes nicht zu stören. „Aber es wird dort Konzerte, Lesungen oder andere Veranstaltungen geben während der Dauer der Ausstellung“, so der Vorsitzende des Bürgervereins.

Finanziert wird das alles durch eine „Schwarmfinanzierung“, an der sich neben Kreis, Gemeinde und LAG Mosel viele private Spender beteiligt und so die Ausstellung ermöglicht haben, wie Krötz betont. Unterstützt wird das Projekt auch von der Jüdischen Kultusgemeinde Trier, dem Emil-Frank-Institut Wittlich, dem Beauftragten der Ministerpräsidentin für Fragen des Judentums, Dieter Burgard, der Katholischen Erwachsenenbildung Mittelmosel. „Da haben wir starke Partner an unserer Seite“, freut sich der Bürgervereins-Vorsitzende.

Weitere Infos im Internet unter www.synagoge-ediger.de und per Mail an officina@t-online.de

Von unserem Mitarbeiter Dieter Junker

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