Coronakrise, Ukrainekrieg und Zinswende gehören zu den maßgeblichen Faktoren, die die Kosten für die Realisierung einer zentralen Nahwärmeversorgung in den Ortschaften des Landkreises zu Fall gebracht haben.
Obwohl es zunächst vielversprechend ausgesehen hatte. Vor allem in der Hunsrückgemeinde Blankenrath, wo die Kundenakquise so erfolgreich war, dass sich sogar mehr als die laut Machbarkeitsstudie für die Realisierung erforderliche Anzahl an Haushalten an dem klimafreundlichen Wärmeprojekt beteiligen wollten. Mit viel Herzblut war ein engagierter Arbeitskreis zu Werke gegangen, um die Bürger von dem Projekt zu überzeugen. Das Aus kam von daher für die Hunsrücker mehr als überraschend.
Förderzusage wurde zurückgezogen
In der deutlich kleineren Eifelgemeinde Müllenbach scheiterte die Umsetzung vor allem am Wegfall einer Förderzusage (Kipki). Dadurch steigende Gebühren für die Nutzer führten zu Vertragswiderrufen und somit zur Unwirtschaftlichkeit des Projekts. Auch auf den Kreis wären durch höhere Kosten zugekommen. Zunächst war man in Blankenrath von einer jährlichen Unterdeckung von knapp 40.000 Euro ausgegangen, nach den veränderten Rahmenbedingungen hätte der Landkreis jährlich insgesamt rund 150.000 Euro zuschießen müssen.
Wir haben Lehrgeld bezahlt.
Landrätin Anke Beilstein
Insgesamt rund 900.000 Euro wurden in die Entwicklung der Nahwärmeversorgung im gesamten Landkreis gesteckt, die nun als Verlust auszugleichen sind. „Das ist sehr ärgerlich, doch die Projekte unter den jetzigen Bedingungen weiterzuführen ist unmöglich“, bedauert auch Dirk Barbye, Leiter der Kreiswerke, der sich maßgeblich für das Projekt verantwortlich zeichnet.
Alle Fraktionen im Cochem-Zeller Kreistag tragen die Entscheidung, die Projekte zu beenden, mit. Wenn auch mit großem Bedauern. Albert Jung (FWG) formuliert es so: „Wir hatten nicht nur kein Glück, wir hatten auch Pech. Der Ausstieg ist konsequent, wenn er auch wehtut.“
Kreis-SPD will Klimapolik fortschreiben
Benedikt Oster (SPD) bezweifelt zwar, dass das Scheitern allein der weggefallenen Förderung anzulasten sei, sieht darin jedoch auch eines der Hauptkriterien. Dennoch sagt er: „Man kann nicht, wie in Müllenbach, mit Geld aus der Kipki-Föderung planen, von der man gar nicht zuverlässig weiß, dass sie überhaupt kommt.“
Jürgen Sabel, ebenfalls SPD, merkt an, dass mit Beendigung des Projekts auch die Klimapolitik der vergangenen 16 Jahre „beerdigt werde“ und betont, seine Partei werde sich alternativ nun für die Förderung von Solarspeichern einsetzen. Um die Bürger, die auf die zentrale Nahwärmeversorgung vertraut haben, nicht im Regen stehen zu lassen, wird auch die Kreisverwaltung zum Thema Wärmeenergie demnächst Infoveranstaltungen sowie Einzelberatungen anbieten.