In Kreistagssitzung wird deutlich: Aus für das Zeller Krankenhaus unabwendbar - Feinarbeit am Konzept startet unverzüglich
Aus für das Zeller Krankenhaus unabwendbar: So soll die Notfallversorgung im Kreis Cochem-Zell besser werden
Mit Plakaten und Trillerpfeifen tun rund 100 Bürger, überwiegend aus der Verbandsgemeinde Zell, vor dem Kreishaus in Cochem ihren Unmut über die geplante Schließung des Zeller Krankenhauses kund. Foto: Ulrike Platten-Wirtz
Ulrike Platten-Wirtz

Es ist beschlossene Sache: Das Zeller Krankenhaus schließt. Finanzielle Hilfe von kommunaler Seite ist nicht leistbar. Doch so viel steht fest: Die Notfallversorgung im Kreis muss besser werden. Erste Ideen dafür wurden im Kreistag besprochen.

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Es ist ein Thema, bei dem Emotionen hochkochen: Die geplante Schließung des Zeller Krankenhauses wurde jüngst im Kreistag besprochen. Im Vorfeld der Sitzung haben rund 100 Menschen ihren Unmut über die Entscheidung mit Trillerpfeifen und Plakaten kundgetan.

Leicht haben es sich die Verantwortlichen nach eigenem Bekunden nicht gemacht, doch dass es in Zukunft nur noch ein Krankenhaus mit stationärem Angebot geben wird, scheint beschlossene Sache. Durch Verhandlungen mit den Trägern der Krankenhäuser an den Standorten Cochem und Zell soll jedoch ein Angebot geschaffen werden, das sowohl die stationäre Versorgung in Cochem, die ambulante Versorgung in Zell als auch die akute Notfallversorgung sicherstellt.

Die Notfallversorgung im Landkreis Cochem-Zell muss besser werden.
Ulrike Platten-Wirtz

„Die medizinische Versorgung muss gleichwertig sein, ob in Ballungszentren oder im ländlichen Bereich“, betont Landrätin Anke Beilstein zu Beginn der Sitzung. Nach mehr als zweistündigem Austausch der Kreistagsfraktionen mit den Krankenhausträgern wird beschlossen, das erarbeitete Zukunftskonzept weiterzuentwickeln, und damit die Notfallversorgung sicherzustellen.

Die medizinische Versorgung muss gleichwertig sein, ob in Ballungszentren oder im ländlichen Bereich.

Landrätin Anke Beilstein

Um den Standort Zell zu erhalten, hatten Vertreter der SPD, FWG, FDP und der Grünen im Kreistag einen interfraktionellen Antrag auf ein Gutachten gestellt, das überprüfen sollte, ob die stationäre Versorgung an den Standorten Zell und Cochem mit finanzieller Unterstützung seitens der Kommune oder mit Änderungen im Angebot nicht doch fortgeführt werden könnte. „Wir haben im Austausch mit den Trägern jedoch Aufschluss erhalten, dass eine finanzielle Hilfe von kommunaler Seite nicht leistbar ist. Die Erstellung eines Gutachten würde die Weiterentwicklung des Zukunftskonzepts unnötig verzögern“, erklärt Matthias Müller (FWG).

Während der Sitzung stellten sich die Träger der Krankenhäuser den Fragen der Kreistagsmitglieder. Sowohl Thomas Wagner, Geschäftsführer der Gesellschaft Marienkrankenhaus Cochem, als auch Sabine Raimund und Manfred Sunderhaus, Geschäftsführer der Gesellschaft Katharina Kasper ViaSalus, ließen keinen Zweifel daran, das eine Fortführung der stationären Angebote an beiden Standorten wirtschaftlich nicht darstellbar wäre. „Je drei bis vier Millionen Euro bräuchten beide Häuser als Finanzspritze im Jahr“, erklärt Wagner. Die strukturellen Probleme wären damit jedoch nicht gelöst, fügt Sunderhaus an.

Noch ist das Klinikum Mittelmosel auf dem Barl ein Krankenhaus, doch das wird sich in absehbarer Zeit ändern.
David Ditzer

Während der Sitzung fielen immer wieder Begriffe wie „Strukturveränderung“ und „Transformationsprozess“. Letzterer wird nötig, um das von Landrätin Anke Beilstein vorgestellte Zukunftskonzept umzusetzen. Ausgereift ist das Konzept jedoch noch nicht. „Die Frage der Sicherstellung der Notfallversorgung muss noch geklärt werden. Aber daran arbeiten wir“, sagte Beilstein. Die Landrätin ist dazu im Gespräch mit dem zuständigen Landesinnenministerium sowie der Rettungsdienstbehörde Mayen-Koblenz.

Notfallversorgung bis 22 Uhr, aber nur an Werktagen

Angedacht ist eine Notfallversorgung werktags bis 22 Uhr im Gesundheitszentrum Zell, nach 22 Uhr und am Wochenende über den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Darüber hinaus wird die Stationierung eines nachtflugtauglichen Helikopters geprüft. „Ich bin hier offen für weitere Vorschläge. Es gibt keine Denkverbote“, betonte Beilstein. Dass keine unnötige Zeit verstreichen darf, bis man eine akzeptable Lösung auf dem Tisch hat, ist allen Beteiligten klar. Auch, um keine Mitarbeiter in Zell zu verlieren.

Vor der Sitzung des Kreistags demonstrierten etwa 100 Bürger gegen die Schließung des Krankenhauses.
Ulrike Platten-Wirtz

Die Krankenhausgesellschaft steht mit den Mitarbeitenden im Gespräch, um möglichst viele am Standort zu halten. Auch das Gebäude werde nach der Strukturveränderung flächenmäßig voll genutzt, sagt Sabine Raimund. Sowohl MRT, CT als auch das Herzkatheterlabor werden weiterhin zur Verfügung stehen. Zusätzlich sollen weitere Arztsitze in Zell geschaffen werden, das hat die Kassenärztliche Vereinigung laut Raimund bereits zugesagt. Wegen des geplanten Hospizes sowie einer Kurzzeitpflege steht man noch in Verhandlungen.

„Ich finde den Ansatz gut, auch wenn wir uns eigentlich etwas anderes wünschen“, betont Burkhard Karrenbrock für die Fraktion der Grünen. Auch die FDP steht dem Konzept, wenn auch verhalten, positiv gegenüber. „Es gibt noch etliche offenen Fragen, beispielsweise die, ob alle Arztstellen besetzt werden können sowie die Sicherung der Notfallversorgung. Wenn die Notfallversorgung nicht gesichert ist, kann ich das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren“, erklärte Jürgen Hoffmann (FDP) und begrüßte von daher die Bemühungen der Landrätin.

Eine fehlende medizinische Versorgung im Notfall ist auch das Thema, das in der Bevölkerung die größte Angst auslöst. Der Kreistag befürwortete einstimmig die durch die Landrätin gestartete Initiative zur Verbesserung der akuten Notfallversorgung und beauftragte sie, zielführende Maßnahmen zur deren Sicherstellung zu erarbeiten und den Kreistag regelmäßig über die Ergebnisse der Verhandlungen in Kenntnis zu setzen.

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