Beziehungstipps aus kabarettistischer Sicht: Anna Piechotta und Michael Krebs begeistern in Cochem
Anna Piechotta und Michael Krebs im Kloster: Die große Liebe mit großer Distanz leben
Michael Krebs und Anna Piechotta hatten viel Spaß beim Zuspielen der musikalischen Bälle.
Stephan Hilken

Eine gelungene Premiere erlebten jüngst rund 100 Zuschauer im Cochemer Kapuzinerkloster: Anna Piechotta und Michael Krebs präsentierten ihr erstes gemeinsames Programm „Die größte Liebe aller Zeiten“.

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Als jahrelang glückliches Liebespaar verrieten die beiden Bühnenpartner die Geheimnisse einer glücklichen Liaison: Vertrauen, Freiheit, Distanz, medikamentöse Stimmungsaufheller und vor allem eine enge Beziehung vermeiden. Dass Piechotta in ihren Liedern gern romantische Vorstellungen von Liebe und Partnerschaft konterkariert und durch den Kakao zieht, ist ihrer Stammhörerschaft, die einen Großteil der Gäste ausmachte, wohl bekannt. Michael Krebs steht ihr in dieser Beziehung nichts nach: Auch er empfiehlt in seinen Liebesliedern, generell eine größtmögliche Distanz zu wahren, insbesondere wenn die Partnerin beim Dirty Talk unverständlich nuschelt wie Till Schweiger – ein echter Liebeskiller.

Und die beiden haben noch einige weitere Beispiele parat, die sie anhand ihrer Alltagsbeobachtungen in kleine, boshafte Lieder verpacken: Paare, die beim Date ausschließlich Interesse an ihrem Smartphone zeigen oder Partner, die sich im Laufe der Zeit derart gehen lassen, dass zum Entfernen der Nasenhaare schweres Gerät – ergo die Heckenschere – zum Einsatz kommen muss. Besonders gelungen ist in diesem Kontext Krebs‘ Beitrag zum Thema Bauchnabelfussel, verbunden mir der Frage, wann der Bauchnabelfussel endlich als Modetrend das Piercing ablöst.

Kraftvolle Musik von Krebs und starke Singstimme von Piechotta begeistern

Tendenziell sind die musikalischen Beiträge von Michal Krebs rockiger, er bearbeitet den mittlerweile in die Jahre gekommen Konzertflügel mit perkussiver Stakkato-Rhythmik und präsentiert so kraftvoll seinen Stil und seine Qualitäten als Songwriter. Stark auch seine Nummer zur Internetsucht, in der er gesteht, dass das Internet ihm sein „Gehirn verschluckt, frittiert, jede Synapse kastriert“ hat. Es folgt eine rasante, nicht enden wollende Aufzählung seines Chatverlaufs, auch hierbei verlangt Krebs sich und dem Flügel alles ab.

Piechottas Lieder sind eher balladesker und melancholischer und bilden die melodiöse Basis für ihre starke Singstimme. Von der gerade noch rechtzeitig auskurierten Halsentzündung ist selbst dann nichts zu merken, wenn sie den Liebesgesang der Buckelwale mit irren Lauten nachahmt und der Zuschauer sie am liebsten dem Team der Meeresbiologen im jüngst im TV ausgestrahlten Mehrteiler „Der Schwarm“ zur Rettung der Erde zur Seite stellen würde.

Mit großem Spaß gelungenes Kabarettprogramm präsentiert

Der Zustand der Erde wird von beiden immer wieder angesprochen, besonders berührend in Piechottas Lied vom Astronauten, der konsterniert aus dem Weltall auf seinen Heimatplaneten blickt und feststellt: „Die Welt dreht sich um sich selbst, bei uns dreht sich alles ums Geld“. Bei diesem Titel soliert Michael Krebs gekonnt auf der Melodica und verstärkt so noch den melancholischen, nachdenklich stimmenden Titel.

Mit „Die größte Liebe aller Zeiten“ ist Anna Piechotta und Michael Krebs ein abwechslungsreiches, höchst musikalisches Kabarettprogramm gelungen. Ihre jeweils eigenen Lieder haben sie auf das gemeinsame Bühnenprogramm zugeschnitten, sie begleiten sich gegenseitig am Klavier, singen einige Nummern im Duett. Das Wichtigste: Sie haben Spaß! Spaß beim Zuspielen der musikalischen Bälle, Spaß bei den Frotzeleien als Langzeitliebespaar mit der größtmöglichen Distanz. Auftritte sind bereits bis ins kommende Jahr 2024 geplant. Trotz nun häufigerer Begegnungen wird die Spielfreude und gemeinsame Liebe zur Musik nicht auf der Strecke bleiben.

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