Das bei Campern beliebte Pfingstwochenende fiel in diesem Jahr im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser und mit ihm die Hochsaison für viele Campingplatzbetreiber. Schwere Unwetter führten an dem Wochenende vor Pfingstmontag (20. Mai) in Rheinland-Pfalz vielerorts zu Hochwasser. Einige Campingplätze entlang der Mosel wurden dabei vollständig überschwemmt.
Überschwemmt wurde auch die Campinginsel Sonnenwerth in Hatzenport, die Tanja Schwarz gemeinsam mit ihrem Mann in zweiter Generation betreibt: „Unsere Insel war komplett weg. Das ganze Hauptgeschäft ist weggefallen. Überhaupt war an den langen Wochenenden ja alles mit viel Wasser bedacht.“ Der Campingplatz, der, wie der Name schon sagt, auf einer kleinen Insel mitten in der Mosel liegt, musste daraufhin für zwei Wochen schließen und stand erst ab dem Montag nach Fronleichnam (3. Juni) wieder für die Gäste bereit.
Die Plätze vieler Dauercamper seien stark betroffen gewesen, erinnert sich die 52-jährige Campingplatzbetreiberin. Neben dem vielen Müll, den das Hochwasser mit sich gebracht hat, war auch die Wiese der Campinginsel aufgrund der Nässe lange Zeit nicht befahrbar gewesen. Außerdem beschädigte das Hochwasser die Halterungen für die Stromkästen an den Wohnmobilstellplätzen sowie die Wege des Platzes. Letztere seien immer noch nicht ganz so, wie sie sein sollten, meint Schwarz. Alle anderen Schäden seien aber behoben.
Die 52-Jährige bedauert, wie die erste Hälfte der Campingsaison gelaufen ist: „Wir haben Saison von Ende März bis Anfang Oktober. Das Hauptgeschäft ist weg, das kann man gar nicht mehr aufholen. Auch wenn es in den Sommerferien gut laufen würde, das kriegt man nicht wieder rein.“
Bitteres Halbzeitfazit
Ähnlich ist es Reginald Burgers ergangen, der gemeinsam mit seiner Frau den Campingplatz Holländischer Hof in Senheim betreibt: „Die Saison ist kaputt, das hole ich nicht mehr ein.“ Der Holländische Hof, der insgesamt 270 Stellplätze zählt und noch in diesem Monat sein 50-jähriges Bestehen feiert, liegt auf einer Halbinsel in der Mosel am Rande des Weindorfs Senheim. Der Campingplatz war ebenfalls vom Pfingst-Hochwasser betroffen und infolgedessen zwei Wochen lang geschlossen. Burgers erklärt, dass der Schlamm ein großes Problem gewesen sei: „Normalerweise ist das Hochwasser da und läuft dann nach ein paar Tagen weg. Dieses Mal war es so viel Schlamm, dass die Feuerwehr helfen musste, diesen zu entfernen.“
Das Hauptgeschäft ist weg, das kann man gar nicht mehr aufholen.
Campingplatzbetreiberin Tanja Schwarz
Sowohl die Gäste der Campinginsel Sonnenwerth als auch die Gäste des Holländischen Hofes konnten am Pfingstwochenende rechtzeitig abreisen, bevor die Mosel die Plätze flutete. Manche Gäste seien nach Hause gefahren, meint die Hatzenporter Campingplatzbetreiberin Schwarz, andere seien zu benachbarten Campingplätzen gefahren, die weiter flussaufwärts liegen.
Der Campingplatz Gülser Moselbogen beispielsweise profitierte an dem Pfingstwochenende: „Wir haben quasi Leute von den umliegenden Campingplätzen aufgenommen, die unter Wasser standen und geräumt werden mussten. Für unseren Nachbarcampingplatz in Winningen war es katastrophal, die mussten an jedem Feiertag räumen. Unser Platz hingegen liegt höher, wir sind hochwasserfrei und konnten gestrandete Camper aufnehmen“, berichtet die 34-jährige Carina Fitzcharles, die den Gülser Campingplatz in dritter Generation betreibt.
Überschwemmungen gibt es auf den Campingplätzen, die direkt an der Mosel gelegen sind, häufiger. Frank Wagner, Geschäftsführer der Freizeitzentrum Cochem Betriebs-GmbH, die auch das Mosel Camping Cochem betreut, erinnert sich an das Sommerhochwasser vor zwei Jahren: „Damals ist das Wasser einen Tag lang bei strahlendem Sonnenschein gestiegen, dann aber wieder zurückgegangen. Die Temperaturen waren gut, die waren hoch. Da konnten wir zwei Tage später wieder öffnen, da war alles sauber und trocken.“
Diesmal habe man den Platz knapp zwei Wochen lang schließen müssen, denn auf dem Campingplatz, so Wagner, gäbe es keine betonierten oder gepflasterten Flächen, sondern Naturplätze. Diese seien lange Zeit nicht befahrbar gewesen. Mittlerweile läuft der Betrieb seit einigen Wochen wieder. Als Problem sieht der 55-jährige Geschäftsführer nun bei etwas anderem: „Die hören, dass der Rhein Hochwasser hat und das transferieren die dann irgendwie auf die Mosel. Es kommen vorsichtig Anfragen, generell kommen weniger Buchungen und damit haben wir im Moment zu kämpfen.“
Angstwelle unter Campern?
Diese Zurückhaltung der Gäste bei Buchungen erfahren derzeit beinahe alle der befragten Betreiber von Campingplätzen, die direkt an der Mosel liegen. Viele beobachten eine Angstwelle bei den Campern, bedingt durch das Mosel-Hochwasser, dem kurze Zeit später, Anfang Juni, schwere Unwetter und Überschwemmungen am Rhein folgten: „Die Leute sind desorientiert nach dem Motto: Am Rhein ist Hochwasser, dann muss das hier bei uns auch sein“, berichtet die Hatzenporter Campingplatzbetreiberin Schwarz aus eigener Erfahrung aus Telefonaten mit Gästen. Obwohl das Hochwasser, egal ob an Rhein und Mosel, nicht mehr aktuell sei, würden die Touristen teils immer noch denken, dass der Campingplatz Sonnenwerth überschwemmt ist. Stornierungen per E-Mail sind oft die Folge, meint Schwarz: „Die Leute stornieren einfach und fragen gar nicht nach, wie die aktuelle Lage ist.“
Doch selbst auf Campingplätzen, die nicht überschwemmt wurden und nur in der Nähe der Mosel liegen, bleiben die Buchungen aus. So beispielsweise auf dem Platz Family Camping in Mesenich, der mittlerweile von Familie Homburg in zweiter Generation betrieben wird und erst kürzlich von 98 auf 108 Stellplätze vergrößert wurde. Gaby Homburg bemerkt: „Viele Gäste sind verunsichert, rufen immer noch an und denken, hier wäre ein Trümmerfeld.“
Viele kommen ja auch mit Kindern, und da kann ich verstehen, dass die dann nicht bei 8 Grad im Zelt oder im Wohnwagen verbringen wollen.
Gaby Homburg
Der Mesenicher Campingplatz blieb von dem Pfingsthochwasser aufgrund seiner erhöhten Lage verschont. Trotzdem sei die Saison bisher mäßig gelaufen und könne besser sein, gibt die Family-Camping-Betreiberin zu. Sie sieht dafür vor allem auch das schlechte Wetter der vergangenen Wochen verantwortlich: „Viele kommen ja auch mit Kindern, und da kann ich verstehen, dass die dann nicht bei 8 Grad im Zelt oder im Wohnwagen verbringen wollen.“
Das Zusammenspiel aus Wetter und Hochwasser führe zum Ausbleiben der Gäste. Trotz des schweren Saisonstarts und der starken Verluste hegt Burgers vom Senheimer Campingplatz Holländischer Hof Hoffnung: „Ich hoffe auf einen goldenen Herbst, der vielleicht ein bisschen etwas retten kann. Ich glaube, wenn die Sonne durchkommt, kann es mit den Buchungen doch schnell gehen.“