Team des Dorfarchivs erstellt Broschüre zum Gedenktag, der sich jetzt zum 80. Mal jährt - Veranstaltung im Bürgerhaus mit Zeitzeugen
Als Klotten von Bomben zerstört wurde: Ereignis soll nicht in Vergessenheit geraten
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Regina Locker (von links), Elisabeth Vogler, Ursula Junglas, Manfred Mentenich und Ingrid Steffens-Ackermann präsentieren als Teil eines insgesamt elfköpfigen Teams die Broschüre zum Gedenken an die Bombardierungen Klottens. Foto: Ulrike Platten-Wirtz
Ulrike Platten-Wirtz

Vor 80 Jahren wurde Klotten mit Bomben angeriffen. Das Klottener Dorfarchiv hat sich nun des geschichtsträchtigen Ereignisses angenommen und eine Broschüre mit dem Titel „Bomben über Klotten“ erstellt.

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Mit seinen malerischen Gassen ist der Moselort Klotten zu einem beliebten Wein- und Feriendorf geworden, das jedes Jahr viele Gäste anzieht. Vor 80 Jahren sah es in dem Dorf allerdings ganz anders aus. „Am Donnerstag, 15. August, jährt sich der Tag des Bombenangriffs auf Klotten zum 80. Mal“, erklärt Ingrid Steffens-Ackermann. Sie engagiert sich ehrenamtlich im Klottener Dorfarchiv. Im Team hat man sich des geschichtsträchtigen Ereignisses angenommen und eine Broschüre mit dem Titel „Bomben über Klotten“ erstellt. „Wir möchten, dass das Ereignis nicht in Vergessenheit gerät“, sagt Ingrid Steffens-Ackermann, und ihre Teamkollegin Regina Locker fügt hinzu: „Gerade heute, angesichts des Kriegs in Europa, ist es wichtig, sich zu erinnern.“

Diejenigen, die noch leben, waren damals zwar noch Kinder, aber die Bombardierung ist bis heute in ihrer Erinnerung präsent.

Ingrid Steffens-Ackermann

Um die Broschüre möglichst authentisch zu gestalten, haben die ehrenamtlichen Mitglieder des Dorfarchivs Zeitzeugen befragt. „Diejenigen, die noch leben, waren damals zwar noch Kinder, aber die Bombardierung ist bis heute in ihrer Erinnerung präsent,“ sagt Steffens-Ackermann. Genau genommen wurde Klotten sogar zweimal von alliierten Truppen beschossen. „Das eine Mal war 1944 im August, das zweite Mal im Februar 1945“, weiß Manfred Mentenich.

Bei sommerlichen Temperaturen hat sich das Team des Dorfarchivs am Brauweiler Platz in der Ortsmitte versammelt. Den Gedenktag wollte man eigentlich dort begehen. „Doch das ist logistisch nicht gut umsetzbar“, erklärt Steffens-Ackermann. Es gibt zu wenig Sitzgelegenheiten und keine Toiletten. Deshalb hat man beschlossen, sich im Bürgerhaus zu treffen. „Hier werden der Orts- und Verbandsgemeindebürgermeister sowie der Pastor dabei sein“, sagt Locker. Ein Zeitzeuge, der inzwischen in Remagen wohnt, reist extra an, um seine Erinnerungen an damals mit den Menschen zu teilen.

Tief bewegt von Gesprächen mit Zeitzeugen

„Das, was wir in den Gesprächen mit den alten Leuten erfahren haben, hat uns tief bewegt“, sagt Elisabeth Vogler. Man wusste zwar, dass es die Zerstörung gab, doch was die Menschen gefühlt haben, deren Häuser in Flammen aufgingen, war niemandem wirklich bewusst. Fasziniert hat die Ehrenamtler die große Solidarität unter den Menschen. „Da wurde wohl nicht lange gefragt, da hat man den betroffenen Familien einfach geholfen“, so Vogler weiter.

Fakten und Zahlen hat das Team der Schulchronik entnommen. „Damals waren die Lehrer angehalten, über alles, was im Dorf passierte, Buch zu führen. Das kommt uns heute zugute“, betont Steffens-Ackermann. Von 550 Häusern wurden 172, also ein Drittel des Dorfes, zerstört. Darunter auch das Wohnhaus der Polenkönigin Richeza, die im Mittelalter für ein paar Jahre ihren Wohnsitz im Ort hatte.

Es war ein Glück, dass im August viele Leute bei der Feldarbeit waren, sonst wären sicher noch mehr umgekommen.

Manfred Mentenich

Unter den Opfern beider Bombardierungen waren acht Wehrmachtsangehörige sowie 27 Zivilpersonen. „Es war ein Glück, dass im August viele Leute bei der Feldarbeit waren, sonst wären sicher noch mehr umgekommen“, sagt Mentenich.

Die Kinder von damals, die sich heute im hohen Alter noch erinnern, haben sich freiwillig beim Team vom Dorfarchiv gemeldet. „Die meisten haben darüber so berichtet, als sei es gestern passiert, erinnert sich Ursula Junglas. Die Opfer der Bombardierungen wurden alle auf dem Ehrenfriedhof an der Pfarrkirche beigesetzt. Die Gräber sind bis heute dort zu sehen. Dank der Broschüre des Dorfarchivs werden die Erinnerungen weiterhin wachgehalten.

An der Erstellung des Heftchens waren neben den Interviewern auch eine Reihe weiterer Mitglieder des Dorfarchivs beteiligt, zum Teil auch aus dem Ausland zugeschaltet. Ludwina Keilinghaus hat eigene Zeichnungen beigesteuert.

Zum Gedenktag am Donnerstag, 15. August, sind alle Interessierten um 17 Uhr ins Bürgerhaus eingeladen. Die Broschüre ist für 7,50 Euro dort erhältlich sowie im Dorfladen. Der Gedenktag endet mit einem Friedensgebet.

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