Polizei droht mit Anzeige
Ärztin stört Treffen – Rausschmiss in Zeller Klinik
Die stationäre Versorgung im Mittelmosel-Klinikum in Zell wird Ende Juni aufgegeben.
Birgit Pielen

Bei einem nicht öffentlichen Termin im Mittelmosel-Klinikum Zell begehrte eine Ärztin aus Bremm Einlass – und wurde schließlich des Hauses verwiesen. Die RZ schildert die Hintergründe des Eklats, der fast zum Polizeieinsatz geführt hätte.

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Fast wäre es zu einem Polizeieinsatz inklusive einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch gekommen. Anlass war ein Termin im Zeller Krankenhaus, das Ende Juni die stationäre Patientenversorgung aufgibt und dann mit einem ambulanten Gesundheitszentrum startet. Um über den Stand der Dinge zu informieren, hatten die Cochem-Zeller Landrätin Anke Beilstein (CDU), Zells Verbandsbürgermeister Jürgen Hoffmann (FDP) und Stadtbürgermeister Hans-Peter Döpgen (FWG) ihre Ältestenräte in das Mittelmosel-Klinikum eingeladen. Dort wollten die Geschäftsführer der Katharina Kasper Gruppe die Umsetzung erläutern. Doch dann tauchten ungeladene Gäste auf.

Der Vorfall wäre nicht öffentlich geworden, wenn die ungeladenen Gäste ihn nicht selbst öffentlich gemacht hätten – in der Facebook-Gruppe „Unser Krankenhaus muss bleiben“ und in einem Schreiben an unsere Redaktion. Die beiden Bremmer Allgemeinmediziner Martina Hüttl und Gerrit Fischer teilen unserer Zeitung per E-Mail mit, es sei in Zell zu „einem mittelgroßen Eklat“ gekommen. Denn Hüttl habe versucht, „als zuweisende Ärztin bei dem Informationstreffen über das kommende MVZ mit dabei zu sein. Wir denken, wir haben als Zuweiser und Vertreter von mindestens 1500 Patienten das Recht zu erfahren, was der aktuelle Stand in der medizinischen Versorgung ist.“ Doch Hüttl sei von der Landrätin und vom Zeller Träger „unter Androhung der Polizei des Hauses verwiesen“ worden.

Die Mediziner Martina Hüttl und Gerrit Fischer in ihrer Bremmer Praxis.
Dieter Junker

Unsere Redaktion hat daraufhin die Katharina Kasper Gruppe als Trägergesellschaft und die Kreisverwaltung um Stellungnahme gebeten. „Beim Eintreffen der Ältestenräte erschienen mehrere Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Dr. Hüttl am Haupteingang des Klinikums“, teilt die Pressestelle der Kreisverwaltung mit. „Diese bestand lautstark darauf, an der nicht öffentlichen Sitzung teilzunehmen. Mehrere Versuche, ihr den internen Charakter der Besprechung zu erläutern und sie davon zu überzeugen, dass eine Teilnahme nicht möglich ist, blieben leider erfolglos. Trotz der Hinweise folgte Dr. Hüttl der Gruppe bis zum Besprechungsraum im Untergeschoss. Ein regulärer Beginn der Sitzung war aufgrund des ungehaltenen Auftretens von Dr. Hüttl nicht möglich. Daher hat der Träger sein Hausrecht ausgeübt und Dr. Hüttl des Hauses verwiesen. In welcher Form dabei die Polizei zum Einsatz kam, ist uns nicht bekannt, da diese Auseinandersetzung dann außerhalb des Besprechungsraumes stattfand.“

„Fehlende Sachlichkeit“

Ähnlich schildert die Dernbacher Trägergesellschaft die Ereignisse. Wörtlich heißt es: „Dr. Hüttl bestand darauf, an dem Termin teilzunehmen. Das auffällige, laute Verhalten und die fehlende Sachlichkeit von Dr. Hüttl ließen dies auch vor dem Hintergrund, dass es sich um eine interne Veranstaltung für Eingeladene handelte, nicht zu. Darum wurde sie gebeten, das Gebäude zu verlassen. Diesem Wunsch kam Dr. Hüttl nicht nach, die weiterhin lautstark darauf insistierte, der Veranstaltung beizuwohnen. Leider wurde es notwendig, die Polizei zu kontaktieren, um das Hausrecht durchzusetzen. Nachdem die Polizei mitteilte, dass ein Eingreifen ihrerseits mit einer Anzeige verbunden sein wird, erklärte sich Dr. Hüttl einverstanden, das Gebäude zu verlassen.“

In der E-Mail an unsere Redaktion werfen die Bremmer Allgemeinmediziner der Landrätin vor, sie setze immer wieder auf Intransparenz: „An das Konzept vom September 2024 will sich im Kreishaus keiner mehr so recht erinnern.“ Dazu heißt es von der Kreisverwaltung: „Wir beobachten, dass dieser Vorwurf immer wieder gezielt gestreut wird und weisen ihn entschieden zurück.“ Die Ältestenräte hätten als demokratisches Gremium ein legitimes Erstinformationsrecht, das mit dem Termin sachgerecht wahrgenommen worden sei. Zu den Ältestenräten gehören in den kommunalen Gremien in der Regel die Fraktionsvorsitzenden.

Bei der Einschätzung zur Notfallversorgung gehen die Meinungen auseinander.
Julian Stratenschulte. picture alliance/dpa

Ein Thema, das aus Sicht der beiden Bremmer Ärzte nach wie vor unzureichend geregelt ist, ist die Notfallversorgung. Aus Sicht der Mediziner ist das Mittelmosel-Klinikum für Herzpatienten überlebenswichtig. Wenn es Ende Juni schließt, „werden sich die Wege für den Rettungsdienst deutlich verlängern – was im Falle eines schweren Herzinfarktes und einer Reanimationsbehandlung fatal wäre und zu einem schlechteren Outcome und zu mehr Behinderungen führen wird“, warnten sie im September 2024 in einem Interview mit unserer Zeitung.

Aus Sicht der Kreisverwaltung sind die akute und stationäre Notfallversorgung sichergestellt. „Demnach verfügen die benachbarten Krankenhäuser in Cochem, Wittlich und Simmern über mehr als ausreichende Aufnahmekapazitäten und sind innerhalb der nach dem Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz vorgeschriebenen Maximalfahrzeit von 40 Minuten erreichbar. Längere Anfahrtszeiten können zudem durch eine insgesamt hochwertigere medizinische Versorgung kompensiert werden.“

Notfallversorgung ist Thema in Einwohnerfragestunde

Dr. Gerrit Fischer hat bei der Einwohnerfragestunde der jüngsten Kreistagssitzung zwei Fragen eingereicht. Er fragt: „Sehen die Landrätin und die Mitglieder des Kreistages ein, dass das Transformationskonzept, welches grundlegend für den Abbau der stationären Versorgung war, als gescheitert zu gelten hat?“ Die Landrätin dazu: „Der Fragesteller irrt, wenn er behauptet, dass das Transformationskonzept grundlegend für den Abbau der stationären Versorgung gewesen sei. Die Schließung des Zeller Krankenhauses wäre seitens des Trägers auch möglich gewesen ohne jede Folgenutzung der Räumlichkeiten.“ Die zweite Frage betrifft die Notfallversorgung. Dazu erklärte Anke Beilstein: „Vertreter der Rettungsdienstbehörde, des Gesundheitsministeriums, des Innenministeriums sowie der TU Kaiserslautern haben am 31. März ausführlich das Notfallkonzept vorgestellt, das um einen zweiten Rettungswagen ergänzt wird.“ Sie hätten versichert, dass die Notfallversorgung sichergestellt sei.

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