Kaisersesch
Adventsserie: Kirche mit einem regen und vielfältigen Gemeindeleben

Gemeindevorsteher und Priester Jens Polenske im Schiff der neuapostolischen Kirche in Kaisersesch. Eine Kanzel gibt es nicht, im Mittelpunkt des Raumes steht der Altar. Rund 100 Menschen finden hier Platz. Foto: Dieter Junker

Dieter Junker

Kaisersesch. Das Kirchengebäude in Kaisersesch liegt etwas versteckt in der Cochemer Straße, direkt neben der Alten Molkerei. Ein Kreuz vor einer aufgehenden Sonne schmückt das Gotteshaus. Hier ist der Mittelpunkt der neuapostolischen Gemeinde Kaisersesch, die nunmehr seit fast 50 Jahren besteht. Und die ein vielfältiges und reges Gemeindeleben auszeichnet.

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Von Dieter Junker

„Unsere Gemeinde erstreckt sich von Daun bis an den Stadtrand von Koblenz“, erzählt Jens Polenske. Er ist seit 1999 Vorsteher der Gemeinde Kaisersesch, die als eine von 13 Gemeinden zum Bezirk Trier der neuapostolischen Kirche gehört. Rund 180 Christen gehören zur Gemeinde. „Rund ein Drittel davon ist jeden Mittwoch und jeden Sonntag im Gottesdienst“, meint Jens Polenske nicht ohne etwas Stolz in der Stimme. Und es ist auch eine junge Gemeinschaft. Immerhin gehören 18 Kinder der Gemeinde an.

Die neuapostolische Kirche ist eine christliche Glaubensgemeinschaft. Es gibt viele Gemeinsamkeiten mit den anderen christlichen Konfessionen, so die Sakramente der Taufe und des Abendmahls. In den Gemeinden ist die Lutherbibel im Gebrauch, im Gesangbuch finden sich viele Lieder, die auch im Gotteslob oder im evangelischen Gesangbuch zu finden sind. „Es gibt vieles, das uns Christen eint“, ist Jens Polenske überzeugt. Weltweit bekennen sich mehr als zehn Millionen Menschen zur neuapostolischen Kirche, in Deutschland sind es rund 350 000.

Dennoch weist die neuapostolische Glaubenslehre schon deutliche Unterschiede zu den anderen christlichen Konfessionen auf, die auch ökumenische Kontakte erschweren. Die Kirche kennt beispielsweise das Sakrament der Versiegelung, bei der Gläubige mit dem Heiligen Geist erfüllt werden und die durch Gebet und Handauflegung eines Apostels geschieht. Dann natürlich auch das Apostelamt, mit dem Stammapostel an der Spitze. Zwei sehr deutliche Differenzen zu Katholiken und Protestanten. Trotz dieser Unterschiede sucht die neuapostolische Kirche das Gespräch mit den anderen Konfessionen. „Wir versuchen, Kontakte zu knüpfen. Es gibt auch Kinder bei uns, die in der Schule den Religionsunterricht der anderen Konfessionen besuchen“, meint der Vorsteher der Kaisersescher Gemeinde. Auch gibt es Bestrebungen, in die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) aufgenommen zu werden. In einigen ACK-Regionen ist die neuapostolische Kirche Gastmitglied. In der ACK Südwest, zu der Rheinland-Pfalz gehört, derzeit noch nicht.

Die Gemeinde Kaisersesch ist durch ein reges Gemeindeleben gekennzeichnet. Es gibt einen Kinderchor, einen gemischten Chor und eine Flötengruppe, die Kleinkinder kommen zur Vorsonntagsschule zusammen, die ab Elfjährigen treffen sich in der Sonntagsschule, nach einem Jahr Unterricht werden die Jugendlichen konfirmiert. Es gibt Gemeindefeiern, jetzt vor Weihnachten gab es Adventssingen der Chöre im Seniorenzentrum Düngenheim.

Jens Polenske ist nicht nur Vorsteher der Gemeinde, er ist auch Priester. Neben ihm versehen noch zwei weitere Priester sowie vier Diakone ihren Dienst. „Alles ehrenamtlich“, wie der Vorsteher betont. Er selbst ist Schichtarbeiter und Seminarleiter bei einem Unternehmen in Andernach. Als Vorsteher ist er für die Verwaltung der Gemeinde zuständig, in enger Absprache mit dem Bezirk und der Region. Als Priester feiert er die Gottesdienste und führt seelsorgerliche Gespräche mit den Mitgliedern der Gemeinde. Ämter können nur Männer bekleiden. Die Gemeinde lebt von freiwilligen Gaben, obwohl die neuapostolische Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts auch eine Kirchensteuer erheben dürfte. Jens Polenske: „Darauf haben wir ganz bewusst verzichtet.“

Ihren Ursprung hatte die neuapostolische Gemeinde Kaisersesch in Cochem, wo zwei Familien in den 40er- und 50er-Jahren dieser Kirche beitraten und in deren Haus die ersten Gottesdienste gefeiert wurden. Da jedoch die meisten Mitglieder aus dem Raum Kaisersesch kamen, wurden dort in der Balduinstraße Räume angemietet, die am 28. April 1968 – dem offiziellen Gründungstag der Gemeinde Kaisersesch – von dem damaligen Kirchenpräsidenten der Gebietskirche Rheinland-Pfalz, dem Bezirksapostel Friedrich Bischoff, geweiht wurden. Da diese Räume aufgrund des Gemeindewachstums nicht ausreichten, erwarb die Gemeinde ein Grundstück in der Cochemer Straße, wo am 31. Juli 1988 von Apostel Günter Beck die neue Kirche geweiht wurde.

Im vergangenen Jahr wurde das Kirchengebäude grundlegend renoviert und erhielt die heutige Gestalt. Im Mittelpunkt der Kirche steht der Kirchenraum mit dem Altar, der derzeit weihnachtlich geschmückt ist. Rechts davon hat die Orgel ihren Platz, links ist Raum für den Chor oder Musikgruppen, aber auch für die Amtsträger. Rund 100 Menschen finden hier Platz. Im Eingangsbereich befinden sich ein Eltern-Kind-Raum, eine behindertengerechte Toilette. Der Eingang erhielt ein Glasdach. Im Untergeschoss wurde eine Küche eingerichtet, im oberen Geschoss sind die Sakristei sowie Unterrichtsräume, in die auch über Fernsehen der Gottesdienst übertragen werden kann. Alles wirkt warm und einladend.

„Unser Wunsch ist es, dass sich die Menschen hier in der Gemeinde wohlfühlen und dass wir alle die, die den Weg zu Gott verloren haben, wieder erreichen“, betont Jens Polenske.

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