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Cochem
661 Weine in 96 Stunden kosten

Eine Nase volles Aroma nehmen, dann den leckeren Saft schmecken - das hat seinen Reiz. 661 Mal müssen das die Tester mindestens in Cochem so exerzieren, dann ist die erste Vorrundenprobe für den Wettbewerb "Der Beste Schoppen" beendet. Foto: Thomas Brost

Thomas Brost

Cochem. Welches Moseltröpfchen an mehr oder minder lauen Sommerabenden beim Gastrononomen des eigenen Vertrauens im Glas landen wird, das entscheidet sich nicht zuletzt in Cochem.

Von unserem Redakteur Thomas Brost

Dort hat im Kapuzinerkloster der Wettbewerb um den „Besten Schoppen“ begonnen. Dabei haben die Geschmacksknospen der gut 30 Tester Schwerstarbeit zu verrichten: Sie müssen innerhalb von vier Tagen 661 Weine über sich ergehen lassen. Schmunzelnd sagt dazu Weinbaupräsident Rolf Haxel: „Ich habe schon eine Woche Zeit gehabt zu trainieren“ – und spielt dabei auf die kürzlich zu Ende gegangene Moselweinwoche auf dem Endertplatz an.

Hoch konzentriert, mit einem Bewertungsblock in der einen, einem Kelch in der anderen Hand gehen die Tester ihre Aufgabe an. Unter ihnen sind Gastronomen wie Winzer zu finden, ferner Experten aus dem Weinbau. Die Proben sind verdeckt, insgesamt werden Weine in 26 Kategorien angestellt, von Weißburgunder Classic bis Riesling Spätlese feinherb. Drei Neuerungen bringt der 2015er-Wettbewerb mit sich: Zum einen gibt es einen Punktesystem: 7 ist die höchste Wertung, 1 die niedrigste. Außerdem wird ein Siegerwein „nicht mehr ausschlaggebend für die Hauptpreise sein“, erläutert der Geschäftsführer der Weinwerbung, Ansgar Schmitz. Vielmehr wolle man die Gesamtleistung der Betriebe, die den Wein anbieten, honorieren. Und: Erstmals ist die Ausbauvariante halbtrocken für Weißburgunder, Elbling und Rivaner zugelassen – die Nachfrage nach solchen Weinen hat in den Lokalen zugenommen. Das bedeutet auch: Jetzt müssen noch mehr Weine als 2014 auf oder unter die Zunge gelegt werden.

Seit 17 Jahren benetzt Dennis Arnicot zu diesem Anlass weidlich seine Mundhöhle. Der Hotelier aus Kaisersesch ist jedes Mal überrascht, wie das Niveau steigt. „Früher gab es schon große Unterschiede bei den Proben. Jetzt hat sich die Qualität in den vergangenen Jahren erheblich verbessert“, sagt Arnicot. Andere sehen es, gerade im Hinblick auf den 2014er-Jahrgang, anders, ja völlig anders. Beim Riesling Spätlese lieblich angelangt, sagt eine Gastronomin enttäuscht: „So etwas habe ich teilweise noch nicht probiert. Man glaubt fast, irgendjemand hätte einen 1976er aus dem Keller geholt.“ Ein Winzer pflichtet ihr bei. „Es gibt mehr problematische Weine als im Vorjahr, einige sind sogar unter aller Kanone.“ Für Ansgar Schmitz haben trotz Turbolese „viele, viele gute Weine aus dem 2014er-Jahrgang“ den Weg in die Flasche gefunden. Aber es war „insgesamt ein schwieriger Jahrgang“, sagt der Weinfachmann. Gerade im Basissegment macht sich die Spanne der Qualität auffallend bemerkbar.

Dennoch: Der „Wanderzirkus“ (Schmitz) der Experten lässt sich die Laune nicht verwässern, er freut sich an jedem gutem Tropfen zwischen Nittel und Koblenz. Und bei der Bekanntgabe der ersten Zwischensieger fallen bekannte und in der Vergangenheit in diesem Wettbewerb oft vernommene Namen – ein Indiz dafür, dass der „Beste Schoppen“ ernst genommen wird und ein nachhaltig beackertes Thema ist.

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