Brohler Verein feiert das 50-jährige Bestehen - Gut bei Senioren und Jugend aufgestellt
50-jähriges Bestehen: SG Pyrmont geht gut gerüstet in die Zukunft

Brohl. Zu den Benjamins im Fußballland zählt die Spielgemeinschaft Pyrmont Brohl – und ist jetzt doch ein halbes Jahrhundert alt. Doch die Wurzeln des Fußballsportes reichen in der 350-Einwohner-Gemeinde des Forster Kirchspiels weiter zurück. Bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts. Seither hat sich manch Bemerkenswertes und Kurioses zugetragen.

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Günter Labonte, der ehemalige Vorsitzende der SG Pyrmont Brohl, hat recherchiert, dass die Anfänge des Fußballs in den Jahren 1911/12 liegen. Damals gab es einen Sportplatz im benachbarten Möntenich, der Verein hieß Spvgg Möntenich/Brohl. Für kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg lebte der Verein nochmals auf, ehe sich fünf Fußballer in Richtung SV Binningen verabschiedeten. Doch im Jahr 1969 fanden sich Fußballbegeisterte in Brohl zusammen, um einen eigenen Verein aus der Taufe zu heben. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Alois Einig, Josef Fuhrmann, Alois Michels, Alfons Mertens und der Möntenicher Nikolaus Faber.

Wie kommt das kuriose Wappen mit dem Blitz zustande? Den Blitz kann sich keiner mehr erklären, für den Zusatz „Pyrmont“ jedoch kramt Labonte in Erinnerungen, in der der Verein vom Burgherrn von Pyrmont, Hubert Petschnigg, gesponsert wurde. „Der Zusatz ,Pyrmont‘ war sein Wunsch“, weiß Labonte. Ebenso wurde damit die Klammer geschaffen zu Spielern aus Roes, die damals in Brohl kickten. Bereits vorher, in den Jahren 1966/67, entstand der legendäre pechschwarze Ascheplatz.

Der sportliche Erfolg stellte sich gleich in jungen Jahren ein. Der Verein war gerade fünf Jahre alt, als er ungeschlagen Staffelsieger der 2. Kreisklasse Mosel, mit 113:25 Toren bei 42:6 Punkten wurde. Auf die Mitarbeit aus den eigenen Reihen durfte man sich immer verlassen. So wurde das Sportlerheim 1979/80 weitgehend in Eigenleistung errichtet. Die schwarze Aschekaul wich einer grünen Wiese – in der es gleich Probleme gab. Als man den Rasen beim ersten Aufwuchs auf 90 Zentimeter Höhe ansteigen ließ, stellte man fest, dass man im Dorf kein Mähwerk hatte, das die Grasnarbe auf Fußballer-Niveau hätte kürzen können. Kurzerhand sprang Nachbarschaftshelfer Kajo Castor aus Pillig mit seinen Geräten ein.

Ein Novum im gesamten Kreis war die neue Flutlichtanlage, die im Jahr 1976 gebaut wurde. „Unter einer gewissen Auflage des Fußballverbandes Rheinland“, lässt Günter Labonte schmunzelnd durchblicken: Der Verein musste eine weitere Sportabteilung vorweisen. Schriftführer Toni Ring handelte sogleich und meldete eine Tischtennis-Abteilung an. In der wurden die Aktiven Alois Schaub, Rainer Becker, Toni Härig, Georg Theobald und Werner Schmitz nominiert. 1984 wurde eine neue Flutlichtanlage gebaut.

Sportliche Lorbeeren errang die SG Pyrmont Brohl in der Saison 1995/96. Ungeschlagen wurde das Team Staffelsieger der Kreisliga C und Kreismeister. Eine kuriose Wette lief bis zum letzten Spieltag: Werner „Zick“ Mertes, langjähriger Vorsitzender und ehemaliger Torjäger, hielt aus den 70er-Jahren den Torrekord pro Saison: 36 Tore. Sein Sohn Michael schickte sich an, ihn zu übertreffen. Ein Fass Bier wurde ausgelobt. Allerdings verletzte sich Michael Mertes, der heutige Vorsitzende, am vorletzten Spieltag, sodass sein Konto „nur“ bei 35 Treffern stehen blieb. „Sein Torerekord besteht heute noch“, sagt Sohn Michael. 1996/97 hieß es wieder „in die Hände spucken“: Das Sportlerheim wurde zu stattlicher Größe aufgestockt.

Ebenso legendär wie der Platz, der heute vor allem dank der jahrelangen Pflege von Bernd Gilles einer der besten im Kreis ist, waren die Gastspiele. So kündigte sich 1988 Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 an. Vor vielen Hundert Zuschauern zeigten Jens Lehmann, Klaus Fichtel, Rüdiger Abramczik und Co. den Einheimischen, was sie drauf hatten. Das Spiel endete 10:0. Ein Jahr später kam zum 20-Jährigen die Portas-Elf, gespickt mit Ex-Profis, vorbei. Das Team mit den Weltmeistern Bernd Hölzenbein und Rainer Bonhof siegte 10:2.

Wie geht es in Zukunft mit der SG Pyrmont Brohl (180 Mitglieder) weiter? Auch wenn man Ende der 80er-Jahre noch zwei Senioren-Teams hatte, war der Trend absehbar: Es gab immer weniger Jugendspieler. 1988 gründete man mit benachbarten Vereinen eine Jugendspielgemeinschaft. Und im Jahr 1992 sogar die erste Bambini-Mannschaft mit Spielern unter sechs Jahren innerhalb der VG Treis-Karden. Seit 2007 steht die erste und zweite Herrenmannschaft in einer Kooperation mit dem SV Kaifenheim, dem SV Hambuch, dem SV Forst und dem SV Brachtendorf. „Eine Gemeinschaft, die sich absolut bewährt hat. Ein Fußballspielen sollte nach wie vor bei uns möglich sein“, betont Vorsitzender Mertes. In diesem Jahr ist der Jugendförderverein Schieferland gegründet worden, die SG Pyrmont ist einer von 15 Partnern. „Es wird dort eine professionellere Ausbildung von Jugendspielern mit qualifizierten Trainern geben. Das sichert uns die Zukunft“, so Mertes.

Der Verein ist sich auch seiner sozialen Verantwortung bewusst. So bestehen seit 22 Jahren freundschaftliche Bande mit der FSG Fortuna Ebernach. Die Ebernacher kommen gerne zum Mitternachtsturnier in die Eifel. „Wir schreiben Inklusion groß und wollen behinderte und nicht behinderte Menschen gerne einbeziehen“, sagt Günter Labonte.

Und für die altgedienten Fußballer und Fans hat man sich was Besonderes ausgedacht: Für sie gibt es immer am zweiten Advent einen Seniorentreff. Männer und Frauen über 60 Jahre und Ehrenmitglieder kommen zusammen, um zu klönen. Da werden zwischen Kaffee und Kuchen alte Fotos ausgebreitet und manche Anekdote ebenso – wie von der Torewette von Vater und Sohn. Thomas Brost

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