Kerstin Weber hat die Tische im Restaurant ihres Hotels Zum Onkel Willi in Cochem alle eingedeckt. Wie viele Gäste sie abends empfängt, ist aber unklar: „Wenn heute mal 15 Leute kommen, ist es ein guter Tag“, erzählt sie. „Es kam auch schon vor, dass das Restaurant den ganzen Abend leer blieb, nicht ein Gast war da.“ Ein ungewohnter Anblick, denn das Restaurant ist sehr beliebt. Gerade im Hinblick auf den Sommer muss die Gastwirtin schnaufen: „Wir hatten hier in Cochem eine sehr, sehr gute Saison und hätten sie auch locker verlängern können, so wie es geplant war.“
Jetzt bleiben abends die meisten Tische aber leer. Spontane Treffen bleiben auf der Strecke, sagt Kerstin Weber, denn vielen ist der Aufwand, der mit einem aktuellen Test verbunden ist, zu groß. Auch die Nachfrage im Hotel ist nicht hoch: Gerade mal ein Gast residiert momentan dort. „Und dennoch muss dafür das Zimmermädchen kommen und ein Frühstück vorbereitet werden.“ Die Gäste sollen sich schließlich weiterhin wohl fühlen.
Nicht anders sieht es im Waldhotel Kurfürst Kaisersesch aus. Betreiberin Lieselotte Arnicot, Kreis-Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), sagt: In ihrem Restaurant gab es 90 Prozent Stornierungen, abends sitzen höchstens zwei bis drei Gäste im Restaurant. Arnicot betont: „Besser ist es, wenn man ganz zumachen würde. Wir sind nervlich total am Ende.“ Jegliche Weihnachtsfeiern werden abgesagt, ob sie an Weihnachten oder Silvester überhaupt etwas machen dürfen, steht auch noch in den Sternen. Die Unsicherheit führt dazu, dass Arnicot Kurzarbeit beantragen musste: „Wir arbeiten auch jetzt schon in Minimalbesetzung.“
Was Arnicot außerdem stört: Oft wird sie von Leuten angemacht, warum man jetzt einen Test für einen Restaurantbesuch oder Hotelaufenthalt braucht. Sie sagt: „Man fühlt sich langsam wirklich wie die Polizei.“
Das sieht auch Harald Andre vom Landgut Hotel Filla Andre in Ernst so: „Wir sind ehrlich gesagt nicht dafür da, politische Ziele umzusetzen.“ Mit all den Kontrollen rund um die Testpflicht, für die Gastronomen zusätzliches Personal stellen müssen, und der Problematik rund um gefälschte Impfpasse wird ihm die Arbeit erschwert.
Andre denkt jedoch nicht, dass die Testpflicht an sich das Problem ist. Stattdessen sieht er ein „Potpourri“ an Gründen, die zu den Verunsicherungen führen: „Die neue 2G-Plus-Regel, die abgesagten Weihnachtsmärkte, die ständig kurz aufeinander folgenden geänderten Verordnungen – das alles sorgt für eine allgemeine Verunsicherung bei den Leuten.“ Kaum habe man die neue Verordnung verstanden, folge schon eine neue.
Statt ständiger Änderungen wünscht sich Andre vor allem eins: eine Problemlösung. Denn: „Die Verunsicherung sorgt automatisch für gedrückte Stimmung, bei der keiner Lust hat, etwas essen zu gehen. Leere Restaurants sind das eine, dazu kommt: Niemand verbringt so einen unbeschwerten Urlaub.“ Nicht nur für die Weihnachtszeit, auch für den Frühling sieht Andre bereits rot. Er meint, die Politik müsse jetzt handeln, damit die Restaurants und Hotels an Ostern wieder ihrem normalen Betrieb nachgehen können.
Als Fazit zieht der Ernster Hotelier: „2G-Plus hat uns Gastronomen mehr geschadet als genutzt. Der Schuss ging nach hinten los. Das zieht nämlich außerdem einen ganzen Rattenschwanz von Problemen nach sich.“ Die Gastronomie- und Hotelbranche kämpft ohnehin mit Personalmangel und die Corona-Krise hat die Situation verschärft. Für die Angestellten der Filla Andre steht nun, ebenso wie im vergangenen Jahr, erneut die Kurzarbeit bevor. Zusätzlich zu dem, was einen Job in der Gastronomiebranche ohnehin für viele unattraktiv macht, also die geringen Gehälter und das Arbeiten am Wochenende, kommt nun hinzu: „Der Job ist nicht mal krisensicher“, betont Andre. Darum macht er sich Sorgen: „Es ist nicht abzusehen, wer im März dann überhaupt noch zurückkommt.“