Weil das Ehepaar voll berufstätig ist, haben sie sich nach einer Nebentätigkeit erkundigt, die nicht besonders personalintensiv ist. Schnell kam dem 44-jährigen Michael Franzen der Gedanke: „Es wäre doch toll, wenn es alle alltäglichen Lebensmittel und Hygieneartikel an einem Fleck geben würde.“
Sohn Noah wird Automatengeschäfte übernehmen
In Treis-Karden stehen in der Brückenstraße 25 in einem kleinen Verkaufsraum verschiedene Automaten. Neben Getränken und Süßigkeiten können beispielsweise auch Alkohol, Grillfleisch, Hygieneartikel, E-Zigaretten, Kondome und Schwangerschaftstests erworben werden. Das Prinzip ist einfach und man kennt es grundsätzlich auch zum Beispiel von Krankenhausautomaten: Man sucht sich am Automaten einen Gegenstand oder ein Lebensmittel aus und trägt am Automaten die ihm zugeordnete Nummer ein. Sollte es eine Altersbeschränkung geben, wie beispielsweise bei Alkohol und Nikotin, muss man sich zusätzlich am Automaten mit seinem Personalausweis oder Führerschein verifizieren.
Nachdem vorher ein anderes Franchise-Konzept nicht mehr funktioniert hat, mussten sich Michael und Esther Franzen einen neuen Namen überlegen. Letztlich haben sie sich dazu entschieden, die Automaten nach ihrem 21-jährigen Sohn Noah zu benennen. Er soll irgendwann die Automatengeschäfte übernehmen, sagen sie.
Mittels einer App können Esther und Michael Franzen quasi in Echtzeit verfolgen, was Kunden an ihren Verkaufsautomaten kaufen. Was wann am besten weggeht, scheint nicht nur eine Frage des Wetters zu sein, sondern auch der persönlichen Stimmung.Eis, Kondome, Schwangerschaftstests: Das kaufen Kunden gerne an Verkaufsautomaten in Cochem und Treis-Karden
Kommunikation ist stets von Vorteil
Während Michael Franzen hauptberuflich Firmenberater bei einer Versicherung ist, betreibt Esther Franzen das Restaurant „Zom Stüffje“ in Cochem. Ihre Kinder Noah und Lisa sind als Köche in der Küche tätig. Die Zielgruppe der Automatennutzer ist laut Esther Franzen klar definiert: „Die Hauptnutzer der Automaten sind definitiv die Heranwachsenden und die jungen Erwachsenen.“ Schlimme Situationen gab es bisher kaum: „Es funktioniert meistens“, sagt Esther Franzen und fügt hinzu: „Wenn man mit den Jugendlichen vernünftig kommuniziert, geben sie einem das auch zurück.“
Es gab allerdings auch schon Probleme bei der Nutzung der Verkaufsautomaten: „Wir hatten mal zwei Studenten gehabt, die sich an unserem Automaten Eier gezogen haben. Diese haben sie anschließend gegen die Wand im Verkaufsraum geworfen“, berichtet Michael Franzen. Allerdings hatte er beim Umgang mit der Situation eine clevere Idee: „Ich habe anschließend ihre Eltern angerufen. Am Folgetag haben die beiden Männer anschließend nachmittags im Hochsommer den Verkaufsraum geputzt. Das war ihnen einfach nur peinlich.“ Der Familie Franzen spendierten sie zudem noch einen Essensgutschein. Glücklicherweise halten sich diese Probleme allerdings in Grenzen.
Zweitaufwand ist nicht zu unterschätzen
Den Zeitaufwand teilt Familie Franzen unter sich auf, wobei Sohn Noah am meisten Zeit in das Automatengeschäft investiert. In Treis-Karden müssen die Automaten zwei bis drei Mal pro Woche aufgefüllt werden, bei den Automaten in Cochem erfolgt dies jeden Tag. Der Zeitaufwand betrage ein bis zwei Stunden pro Tag, sagt Familie Franzen. Da es in Cochem ein reges Nachtleben gibt, muss der Shop dort außerdem täglich geputzt werden. „Wir probieren alle Produkte aus und versuchen auch, das Feedback der Kunden umzusetzen“, weiß Esther Franzen zu berichten.
Über einen QR-Code und einer Handynummer an den Automaten können die Automatennutzer bei Bedarf Familie Franzen kontaktieren: „Es kam auch schon einmal vor, dass sich Kunden bei uns mitten in der Nacht gemeldet haben, weil eine Automatentür offen war“, erzählt Michael Franzen und ergänzt: „Während wir angereist sind, sind die Kunden so lange vor Ort geblieben, bis wir die Tür wieder abschließen konnten.“ Bedankt haben sie sich selbstverständlich auch bei den Kunden, die vor Ort geblieben sind. „Die Zusammenarbeit mit den Kunden funktioniert“, sagt Esther Franzen mit einem Lachen im Gesicht: „Das Leben ist halt ein Geben und Nehmen.“
Weitere Automaten geplant
Grundsätzlich steht Ortsbürgermeister Hans-Josef Bleser aus Treis-Karden den Verkaufsautomaten positiv gegenüber: „Der Gemeinderat hat der Ansiedlung des Geschäfts von Herrn Franzen in der Brückenstraße damals zugestimmt. Es wurde als Bereicherung für den Ort angesehen, da es besonders für Touristen die Möglichkeit bietet, auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten Nahrungsmittel zu erwerben.“ Allerdings gibt es auch mahnende Worte des Bürgermeisters: „Die Stimmung ist meines Erachtens überwiegend positiv, auch wenn man Beschwerden der Nachbarschaft wegen Müll in den Vorgärten und nächtlicher Unruhe ernst nehmen muss.“
Michael und Esther Franzen haben bereits Pläne für die Zukunft. Die nächsten Automaten sollen demnächst in einem Container in Faid aufgestellt werden, zudem in Ellenz-Poltersdorf ein Automat mit Wein und Snacks. „Wir sind immer froh, wenn noch weitere Gemeinden auf uns zukommen würden“, sagt Michael Franzen.
Kontaktaufnahme ist stets gewünscht
Wer die Familie Franzen unterstützen möchte oder Interesse an einem Verkaufsautomaten in seinem Ort hat, kann sich gerne mit ihr in Verbindung setzen per Mail an info@noahs-automaten.de