Welchen Kultrockbands beide ihr Schaffen widmen, ist ob der Namensgebung zu erahnen. Mit Sebastian Frevel, dem Vorsitzenden des Uferrock-Vereins, hat die RZ über die Details gesprochen – und darüber, warum das kleine Festival auch nach 20 Jahren nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat.
Stoff gewordene Festivalverbundenheit zum Auf-der-Haut-Tragen
Die Verbundenheit zum Uferrock können die Fans diesmal auf der Haut tragen – in Form eines neongrün beschrifteten schwarzen T-Shirts zum zweiten runden Geburtstag des Festivals. „Für 15 Euro kann man es kaufen“, sagt Sebastian Frevel, der einen Karton davon bei sich zu Hause stehen hat. Und er hat auch schon einige unters E-Gitarren-affine Volk gebracht. „Von den Bands her steht alles. Wir waren in diesem Jahr ziemlich früh dran.“ Schon vor Ostern sind auch die ersten circa 100 Festivalkarten zum Frühbuchertarif von 15 Euro verkauft worden. Doch worauf dürfen sich die Uferrock-Besucher diesmal einstellen und freuen?
Da sind einmal die beiden Hauptacts: Am Freitag, 21. Juli, werden es die Relics aus Padua sein, die es von ihrem Heimatfluss Bacchiglione vorübergehend an die Mosel verschlägt. Sie bringen die Hits von Pink Floyd mit. „Another Brick In The Wall“, „Wish You Were Here“ oder „Comfortably Numb“ – Psychedelic- und Progrock-Fans werden in Pommern mit Sicherheit viel Spaß haben. Die Licht- und Bühnenshow der Musiker aus Italien erweist dem Original dem Vernehmen und YouTube-Videoeindrücken nach ebenfalls Ehre.
Mit Mothership aus der Toskana auf die Himmelsleiter
Einen Tag später, am Samstag, wird die Band Mothership aus Florenz in der Toskana das Moselland kennenlernen. Die Rockband, der das Quartett aus der einstigen Medici-Metropole an Arno und Mugnone sich verschrieben hat, steht Pink Floyd vom Kultfaktor her in nichts nach: Led Zeppelin. „Stairway to Heaven“, „Whole Lotta Love“, der „Immigrant Song“. Dass es in Pommern zu diesen Klängen der Prog- und Bluesrock-Giganten um Robert Plant und Jimmy Page zur Sache geht, ist gewiss. Die Tributemusiker mit Sänger Andrea Ranfa und Gitarrist Marco Felix legen Wert auf eine hohe Soundqualität und das passende Bühnenbild.
Es fehlen uns ein bisschen jüngere Leute, so ab 20. Da merkt man schon, dass die Interessen der jüngeren Generation woanders sind.
Sebastian Frevel, Vorsitzender des mehr als 100 Mitglieder zählenden Uferrock-Vereins in Pommern. Seit 20 Jahren stellt der Verein das Uferrock-Festival auf die Beine. Junge Menschen, die mit anpacken, sind jederzeit willkommen.
Die nötige Licht- und Tontechnik bringt Migo Lenz von Lenz Events mit nach Pommern. Uferrock wäre allerdings nicht Uferrock, wenn über renommierte Tributeformationen aus dem In- und Ausland hinaus nicht auch Bands aus der Region im Rampenlicht stehen. Genau das gehört schließlich seit den Anfängen des Festivals dazu. In diesem Jahr sind das am Freitag Red Fuse und Cockpit Club.
Uferrock-Chef Frevel merkt zu Red Fuse an: „Die Jungs aus dem Hunsrück feiern in diesem Jahre ebenfalls ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum.“ Wo und wie ließe sich das besser zelebrieren als in Pommern und mit selbst gemachtem Alternative Rock? Cockpit Club aus Koblenz feuern die Party am Moselufer mit Punkrock an. „Am Freitag legen wir gegen 20 Uhr los, Einlass ist um 19 Uhr“, konstatiert Sebastian Frevel.
Mudfinger aus dem Westerwald bedienen das Metal-Genre
Bereits um 17 Uhr dürfen die Gäste am zweiten Festivaltag den Rasen vor der Bühne betreten. Eine Stunde später entern die Bands die Bühne. Pieces, eine Alternative- und Independent-Kombo aus Koblenz, mischt bei 20 Jahren Uferrock ebenso mit Mudfinger aus dem Westerwald. Wobei das Trio es mit Klängen der härteren Sorte hat: Stoner, Sludge und Groove Metal servieren die drei. Pogen, Headbangen, Springen? In der Pommerner Rasenrock-Arena nicht nur beim Vortrag von Pieces jederzeit erlaubt.
In der Version 2.0 taucht eine ebenso bekannte wie beliebte Coverband aus dem Cochem-Zeller Land zum wiederholten Male beim Uferrock auf: Brotlos – wie gesagt: 2.0. Der Zusatz passt zum runden Festivalgeburtstag wie die Faust aufs Auge. Er ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass die Formation der Brotlosen anno 2023 aus bekannten und neuen Gesichtern besteht. Vorfreude? Garantiert.
Sebastian Frevel und seine Mitstreiter vom Uferrock-Verein freuen sich ebenfalls bereits auf den 21. und 22. Juli – und auf Musikfreunde, die aus der gesamten Region anrücken, aber sogar auch aus Solingen, dem Allgäu, aus Heidelberg, Krefeld oder Belgien. Auf dem benachbarten Zeltplatz, auf dem Inhaber des Festivaltickets von Freitag bis Sonntag kampieren dürfen, gelten diesmal verschärfte Regeln (siehe Zusatztext). „Zum Beispiel sind keine Aggregate und keine Musikanlagen erlaubt“, konstatiert Frevel. In der Vergangenheit haben es manche Camper schlicht übertrieben mit der Lautstärke.
Auf die familiäre und warmherzige Atmosphäre kommt es an
Eher leise und unaufgeregt erledigen Mitglieder des Uferrock-Vereins wenige Tage vor Beginn die letzten Vorbereitungen. „Wir fangen am Mittwochabend an“, erläutert Frevel. „Der Bühnenaufbau ist relativ unkompliziert, weil es ein Hänger ist.“ Der Aufbau eines Sektbarzelts und der Bauzäune rund ums Festivalgelände folgen. Zwei Bierwagen gewährleisten genug innerliche Kühlung fürs Publikum. Ansonsten darf gerne Sommerwetter das kleine Festival begleiten, das für seine familiäre und warmherzige Atmosphäre bekannt ist.
Allem Anschein nach hat sich das auch in der Musikerszene herumgesprochen. Sebastian Frevel sagt: „Sogar aus dem Ausland melden sich immer wieder Bands, die anfragen, ob sie bei uns auftreten können. Das ist der Hammer.“ Kleinere Bands aus ganz Deutschland kommen ebenfalls immer wieder mit Anfragen auf ihn zu. Dabei zählt für die Verantwortlichen aus Pommern, dass das Livemusikerlebnis an der Mosel auch für jede und jeden mit einem kleineren Geldbeutel erschwinglich bleibt. Money? Darf vorrangig und gerne laut aus den Boxen hallen, wenn die Musiker von Relics aus Padua in Pommern am ersten Tag des Uferrock-Festivals ihre Verstärker aufdrehen. Amps on, Horns up, auf die nächsten 20 Jahre!