„Ein großer Teil der Menschen, die in den vergangenen Wochen arbeitslos wurden, sind junge Leute um die 20 Jahre. Die meisten von ihnen haben ihre Ausbildung gerade beendet und wurden nicht von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen oder hatten einfach andere Pläne wie eine Auszeit oder ein Studium“, erklärt dazu Thomas Becker, der stellvertretende Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen, und betont, dass es sich dabei um ein bekanntes, saisonbedingtes Phänomen handelt. „Die meisten dieser jungen Leute werden in den nächsten Wochen entweder eine neue Stelle antreten oder studieren. Aus unserer Statistik werden sie dann spätestens im Oktober wieder herausfallen“, so Becker.
Lehrer haben wieder einen Job
Deutlich früher dürfte das bei Lehrern und anderen Beschäftigten von Schulen der Fall sein, die über die Sommerferien arbeitslos geworden seien und immerhin rund ein Drittel der aktuellen Steigerung ausmachten, ist der stellvertretende Agenturleiter überzeugt. Die meisten von ihnen hätten sich schon jetzt wieder abgemeldet, da mit dem Beginn der Schule in der nächsten Woche auch sie wieder in Lohn und Brot stünden.
Allein mit dem saisonalen Auf und Ab lasse sich der aktuelle Anstieg allerdings nicht gänzlich erklären, räumt Becker ein und verweist auf die Entwicklung der vergangenen Monate.
„Wir stellen ja schon seit geraumer Zeit fest, dass der Arbeitsmarkt angesichts der vielen Belastungen, denen er sich etwa durch Corona-Folgen, Lieferengpässe oder Ukraine-Krieg ausgesetzt sieht, auch bei uns ins Stocken geraten ist“, erläutert er. Allerdings bewege sich die Arbeitslosigkeit bei einer Quote von 3,8 Prozent noch immer auf vergleichsweise niedrigem Niveau, fügt er hinzu.
In der Geschäftsstelle Cochem meldeten sich im August 387 Personen neu oder erneut arbeitslos, 27 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten aber auch 265 Frauen und Männer ihre Arbeitslosigkeit, 37 weniger als im Vorjahr. Seit Jahresbeginn gab es insgesamt 2521 Arbeitslosmeldungen, das sind 63 mehr als im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dem stehen 2680 Abmeldungen gegenüber, 340 mehr als im Vorjahr.
Deutlich mehr offene Stellen
Positiv bewertet der Vize-Agenturchef die Stellenentwicklung: 171 offene Arbeitsplätze meldeten die Betriebe aus der Region in den vergangenen vier Wochen – deutlich mehr als im Vormonat, was für August nicht unbedingt üblich sei. Insgesamt zählt die Arbeitsagentur im Kreis 602 offene Stellen. Dies zeige, dass Unternehmen trotz aller Skepsis weiter auf der Suche nach Fachkräften seien, so Becker.
Nächste Woche starten die meisten der neuen Azubis in ihr erstes Lehrjahr. Doch es gibt auch Jugendliche, die weiter auf der Suche sind – und das bei aus ihrer Sicht günstigsten Voraussetzungen, denn auch viele Ausbildungsstellen sind noch unbesetzt. So stehen laut Statistik im Kreis zum Monatsende 57 unversorgten Bewerbern 90 offene Ausbildungsplätze gegenüber. Das Vermittlungsgeschäft der Berufsberatung laufe deshalb weiter, sagt Thomas Becker: „Solange der Stoff der Berufsschule nachholbar ist, vermitteln wir.“