Kirchlicher Aktionstag
120 Christen, ein letztes Mal in Büchel
Rund 120 Christinnen und Christen nahmen am 8. und letzten Kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen vor dem Haupttor des Fliegerhorstes Büchel teil.
Junker Dieter

Wehmut und ein letztes Mal deutliche Worte aus christlicher Perspektive: Die Kirchlichen Aktionstage gegen Atomwaffen in Büchel enden. Die verantwortliche Projektgruppe will nun beraten, wie es weitergehen könnte.

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Sich nicht vom Bösen überwinden lassen und als Christinnen und Christen weiterhin für eine gewaltfreie Welt ohne Atomwaffen eintreten. Dass man dies wolle, betonten die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, und der Weihbischof des Bistums Speyer, Otto Georgens, beim Kirchlichen Aktionstag am Fliegerhorst Büchel. Rund 120 Christinnen und Christen waren hierzu in die Eifel gekommen.

„Vor vier Jahren stand ich zum ersten Mal hier vor den Toren des Fliegerhorstes Büchel. Ich fand damals schon die Spannung schwer auszuhalten. Idyllische Wiesen, grasende Kühe, verschlafene Dörfer auf dem Weg hierher“, meinte die Kirchenpräsidentin. Sie hatte bereits 2021 in Büchel gepredigt.

Die Spannung ist schwer auszuhalten

„Und hier vor dem Tor das Ende jeder Idylle, die Option totaler Vernichtung. Vier Jahre später hat sich daran nichts geändert. Im Gegenteil“, sagte sie. Heute sei diese Spannung noch schwerer auszuhalten, weil sich die Gewaltspirale weltweit mit unglaublicher Geschwindigkeit weiterdrehe und man das Gefühl habe, mehr denn je am Rand eines Abgrunds zu stehen, so Dorothee Wüst. „Dieser Ort ist bedrohlich, weil es ihn gibt“, betonte sie. Denn die Waffen, die hier lagerten, würden dazu dienen, Böses mit Bösem zu überwinden. Und das lasse sich nicht schönreden, sondern erfordere Klartext, sagte die pfälzische Kirchenpräsidentin.

Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst (Zweite von links) und der Speyerer Weihbischof Otto Georgens (Zweiter von rechts) predigten beim Kirchlichen Aktionstag in Büchel. Außerdem wirkten der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz, Gregor Rehm (links), und Diakon Horst-Peter Rauguth von der katholischen Friedensbewegung pax christi im Gottesdienst mit.
Junker Dieter

„Die Frage, die wir uns deshalb stellen müssen, lautet: Wie können wir Gewalt überwinden? Darauf gibt es keine einfachen Antworten“, gab der Speyerer Weihbischof Otto Georgens mit Blick auf die weltweiten Konflikte und Kriege zu bedenken. Und dabei dürfe man auch nicht blauäugig sein. „Die vorrangige Option für die Gewaltfreiheit schließt nicht aus, dass Gewalt legitim sein kann, selbst wenn sie im Dienst des Friedens steht“,sagte der Bischof.

Die aktuelle Debatte um einen europäischen nuklearen Schutzschild zeige, dass auch Atomwaffen wieder eine wichtige Rolle in der Politik spielen würden. „Wir als Kirchen sollten uns aktiv in diesen Diskurs einbringen“, sagte Weihbischof Georgens mit Blick auch auf die Atomwaffen in Büchel. Ausgehend von der grundsätzlichen ethischen Ablehnung dieser Massenvernichtungswaffen blieben die Kirchen davon überzeugt, dass die Welt aus dem Konzept der nuklearen Abschreckung aussteigen müsse, fügte er hinzu.

„Die Kirche steht immer auf der Seite der Friedfertigen.“ Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz

Hier müsse die Kirche klar machen, wo sie stehe, unterstrich Dorothee Wüst: „Immer auf der Seite der Friedfertigen und Friedenswilligen. Immer auf der Suche nach einem Frieden, der mehr ist als die Abwesenheit von Waffen. Wir sind und bleiben Pazifisten.“ Und das bedeute, Gewalt als billige Form zur Friedenssicherung abzulehnen und einzutreten für die Menschen, ihre Freiheit, ihre Würde und ihr Recht auf Leben.

Zustimmung und Beifall

„Mit dieser Haltung stehe ich hier in Büchel, wo es nun tatsächlich gar nicht so schwer ist, eine eindeutige Position einzunehmen. Ich kann Waffen grundsätzlich und unter allen Umständen ablehnen oder sie als das kleinere Übel, als Mittel zum Lebenszweck zähneknirschend akzeptieren. Aber Atomwaffen stehen auf einem anderen Blatt“, sagte die Kirchenpräsidentin. In ihrer Reichweite seien sie nicht begrenzbar, ihr Ziel sei flächendeckende Auslöschung, sie dienten nicht der Selbstverteidigung oder dem Lebensschutz, sondern zielten auf blindwütigen Tod all dessen, was Gott geschaffen habe, betonte sie. Für sie war darum klar: „Atomare Abschreckung kann und darf nicht Teil militärischer Strategien und politischer Winkelzüge sein.“

Rund 120 Christinnen und Christen nahmen am achten und letzten Kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen vor dem Haupttor des Fliegerhorstes Büchel teil.
Junker Dieter

Und Weihbischof Georgens sagte: „Wir erleben eine Zeit der Gewalt, eine wachsende Unordnung und einen starken Druck auf die zivilisatorischen Grundlagen, die wir als selbstverständlich erachtet haben. Aber als Christen glauben wir daran, dass Gott sich letztlich stärker erweisen wird als die Mächte des Bösen und der Gewalt.“

Es waren Worte, die auf viel Zustimmung in Büchel stießen und immer wieder von Beifall unterbrochen wurden. Gemeinsam wurde hier Gottesdienst gefeiert, gesungen und gebetet. Doch es lag auch Wehmut in der Luft bei diesem Kirchlichen Aktionstag, den es seit 2018 in Büchel gab. Denn es war der letzte Aktionstag in dieser Form. Viele bedauerten dieses Aus. „Das war hier immer mehr als nur ein Gebet, es war auch ein Treffpunkt für Gespräche, für Wiedersehen, für Gedankenaustausch. Das wird fehlen“, so Simon Boedeker. Auch er war schon 2018 beim ersten Aktionstag dabei, wie so viele, die auch diesmal wieder gekommen waren. Wie der kirchliche Protest gegen die Atomwaffen in Büchel künftig weitergehen und aussehen wird, ist noch offen. Die Projektgruppe, die seit 2018 diese Aktionstage organisierte, will sich im Juli treffen, um darüber zu beraten.

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