Liedermacher Jüli legt seine zweite CD vor
Zwölf neue Songs fordern „Respekt“: Liedermacher Jüli legt seine zweite CD vor
Jürgen Linke bringt jetzt mit „Respekt“ seine zweite CD als Liedermacher auf den Markt. Zwölf neue Songs sind auf der Scheibe zusammengefasst, mitten aus dem Leben gegriffen, mal politisch, mal persönlich. Unverändert erklingt die Liebe zum Rheinland und zur Wissener Mundart. Foto: privat

Wissen. „Et ess Haltung gefroocht!“ – Diese Zeile aus dem Titelsong seiner neuen CD bleibt im Ohr. Das fällt auch nicht schwer, denn dem Wissener Liedermacher Jürgen Linke gelingt mit „Respekt ..on noch mie“ ein vertontes Stück Leben, standfest und leicht zugleich, mit Sehnsüchten, Erinnerungen und einer Prise Humor. Erscheinungstag für die druckfrische CD ist der 15. Juni.

Lesezeit 2 Minuten

Wie bereits beim Erstlingswerk „Farbenmeer“ vom September 2018 hat Jüli dieses Album wieder zusammen mit Joe Baker aufgenommen, und zwar in dessen Studio in Windeck. Der Pianist begleitet nicht nur Gitarre und Gesang, er ist auch musikalischer Leiter und Produzent. Aber es gibt auch einen Unterschied zu „Farbenmeer“: So bunt das CD-Cover damals daherkam, so schwarz ist es diesmal.

Die Kreativität Linkes hat unter den Beschränkungen der Corona-Zeit keineswegs gelitten. Seine ersten Gehversuche als Buchautor (Kindheitserinnerungen aus Niederhövels in „Wölfjen und ich“) kommen bei den Lesern gut an. Und die Liebe zum Texten sei ungebrochen, sagt der Wissener. So, wie er in seinem Hauptberuf als Fotograf Momente festhält, so ähnlich verhält es sich auch mit den Liedtexten. Fragmente und Ideen wandern in eine Mappe, reifen und entwickeln sich, bis sie schließlich mit der passenden Melodie auf eigenen Beinen stehen können. Herausgekommen sind Texte „mit durchaus künstlerischem Anspruch“, ist der Singer-Songwriter überzeugt.

Auf „Respekt“ überzeugt die lebensnahe Mischung – von Mitsingkrachern wie „Domols bim Karl“ und „Himmel on Ääd“ bis zu feinen Anklängen von Kapitalismuskritik in „Hengen rächts“. Politische Aussagen („Der Wolf em Schafspelz“) treffen auf rollende, rockige Fernfahrer-Gedanken – bei „Wenn et noh Kaffee rüscht“ ist es wirklich schade, dass herkömmliche Tonträger keine Gerüche transportieren können. Und „Der Spatz“ ist eine kleine, feine Reminiszenz an die Domstadt Köln (und an eine WDR-Fernsehserie aus den frühen 70ern). „Ich spaziere noch heute gerne durch Köln“, gesteht Jüli, die Stadt am „Rhing“ liegt ihm am Herzen, auch wenn er dort nie gewohnt hat.

Als kleine Perle sticht „Castelejo“ heraus, das von einem versteckten Ort an der portugiesischen Atlantikküste erzählt und zusätzlich im Videoformat auf der Internetplattform Youtube zu finden ist. Jüli erzählt: „Ich bin ein großer Fan von Portugal. Meiner Frau und mir hat es dort sehr gut gefallen.“ Apropos Ehefrau Ingeborg: Auf der neuen Scheibe findet sich auch „Der Fels in der Brandung“, eine dankbare Liebeserklärung des Liedermachers. Beinahe noch ein wenig persönlicher wird es bei der 33-Sekunden-Zugabe „Enkel-Song“, mit der Jüli die Freude über die Geburt seiner Enkelkinder mitteilt (ausnahmsweise nicht im Tonstudio aufgenommen).

Dezent bleibt das Tastenspiel von Joe Baker meist im Hintergrund. Selten setzt das E-Piano zu aufflackernden, spielerischen Ausflügen an. Selbst kleinste Passagen fallen daher auf, bilden etwa im Weimar-Song „Kultur zum Atmen“ den Kontrapunkt zum regnerischen November-Feeling.

Ganz bewusst hält Jüli, Jahrgang 1958, auch im Digitalzeitalter an der Produktion handfester Silberlinge fest. Eine Veröffentlichung nur über Streamingdienste kommt für ihn absolut nicht infrage. „Letztlich hat der Künstler davon nichts“, kritisierte er allgemein.

Top-News aus der Region