Kreis Altenkirchen – Nackte Angst. Es werden Minuten einer immensen Furcht um Leib und Leben bleiben, die fünf Fans des 1. FC Kaiserslautern aus dem Raum Altenkirchen wahrscheinlich niemals mehr aus dem Gedächtnis verbannen können: blankes Entsetzen wegen des Ausbruchs brutalster körperlicher Gewalt, der sie sich am vergangenen Samstag auf einem Parkplatz an der A 61 von jetzt auf gleich gegenübergesehen haben.
Von unserem Redakteur Volker Held
„Wir haben uns nicht gewehrt, wir hätten keine Chance gehabt„, blickt ein junger Mann aus der Gruppe der heimischen Schlachtenbummler (Alter zwischen 22 und 43 Jahren), der aus verständlichen Gründen nicht mit Namen genannt werden will, auf den eigentlich unvorstellbaren Ablauf zurück, „die waren offenbar auf reinen Ärger aus. Im Nachhinein können wir noch froh sein, dass sie mit ihren Messern nur die Reifen unseres Autos zerstochen haben.“
Wie lange der aus heiterem Himmel über die Westerwälder hereinbrechende Horror gedauert hat, ist reine Spekulation. „Waren es fünf Minuten, waren es zehn. Das Zeitgefühl setzt völlig aus.„Für die Männer, seit vielen Jahren eingefleischte Anhänger der „Roten Teufel“, in einem heimischen Fanklub organisiert und nach eigener Aussage ohne auch nur den geringsten Hauch von Randalierbereitschaft, bleibt völlig im Dunkeln, woher die Schläger so unvermittelt aufgetaucht sind. „Wir sind zum Pinkeln auf den Rastplatz gefahren und waren direkt von ihnen umzingelt.„ Gerade aus dem Wagen ausgestiegen, setzen die Prügel ohne Vorwarnung ein.
Dem Fahrer, ein wenig länger im Auto geblieben, wird die Tür zugehalten, damit er nicht in das Geschehen eingreifen kann. „Sie waren nicht als Fußballfans zu erkennen“, schließt einer der Leidtragenden eine Racheaktion Paderborner Unterstützer für die wenige Stunden zuvor erlittene 0:3-Niederlage des SC auf dem Betze aus, „auch unser Auto war nicht als Fahrzeug auszumachen gewesen, in dem Fußballzuschauer unterwegs waren.„ Auch ein unbedachtes Steuermanöver und damit eine Behinderung der Grobiane während der Heimfahrt kann eigentlich kein – fragwürdiger – Grund für die Attacke gewesen sein. „Wir haben die beiden Pkw, die uns eingekeilt haben, auf der Strecke nicht gesehen.“
Vage bestätigt wird die Annahme, dass es sich bei den Autos, in dem die Täter angerückt sind, um zwei Opel gehandelt haben könnte, „möglicherweise ein Astra oder Vectra und ein Corsa„. Ob in Köln zugelassen, so wie von der Autobahnpolizei in ihrem Bericht angedeutet, scheint nicht sicher. „Ich habe kein Kennzeichen gesehen.“ Zeugen für den Übergriff gibt es nicht.
„Die ersten, die nach der Flucht der acht bis zehn Übeltäter am Tatort eingetroffen sind, waren die Polizei und die Erste-Hilfe-Mitarbeiter.„Inzwischen sind die stationär behandelten FCK-Sympathisanten aus der Klinik entlassen worden und wieder zu Hause. Dennoch schmerzen Geist und Körper weiterhin. „Die Prellungen werden wir noch ein paar Tage spüren.“
Wie es sich für wahre „Rote Teufel„ gehört, bleiben die fünf dennoch am Ball. Sie werden ihren FCK auf dem eingeschlagenen Weg zurück ins Oberhaus weiterhin lautstark unterstützen, wie sie das seit Jahren bereits tun. „Natürlich versuchen wir auch künftig, die Heimspiele und, wenn es passt, auch die Auswärtspartien, uns anzuschauen.“ Dass dabei ein „mulmiges Gefühl" entstehen kann, wenn sie den Tatort auf der Hin- oder Rückreise passieren, das ist nur allzu menschlich.