Auf den Gebieten Tourismus, Citymanagement und Kultur wollen Stadt und Verbandsgemeinde Wissen ihre Kräfte bündeln, um für zukünftige Aufgaben wirtschaftlich solide und noch effizienter aufgestellt zu sein. Diesen Empfehlungsbeschluss, bei dem der Verein „Wisserland Touristik“ eine zentrale Rolle spielt, haben die beiden Hauptausschüsse in einer gemeinsamen Sitzung gefasst.
Bei lediglich einer Enthaltung wurde beschlossen, dass die Verwaltung einen entsprechenden Geschäftsbesorgungsvertrag mit dem Verein entwickeln soll. Ebenfalls ohne Gegenstimme fiel der Beschluss, den ungefähr im Jahr 2007 etablierten Botanischen Weg aus der aktiven Vermarktung herauszunehmen. Letzteres bedeutet nicht das Aus des rund 35 Kilometer langen Wanderwege-Netzes, aber es würde zum Beispiel weniger Mäh-Aufträge an den Bauhof nach sich ziehen, wodurch die Unterhaltungskosten erheblich sinken. Nachgedacht wird außerdem darüber, die Zuwegung zum Westerwaldsteig nicht länger zu vermarkten – unter touristischen Gesichtspunkten liegen dem Wisserland andere Qualitätswanderwege wesentlich näher (beispielsweise Natursteig Sieg, Auenlandweg, Räuberweg, Druidensteig). Insgesamt steht ein Einsparpotenzial von rund 30.000 Euro im Raum.

Doch es geht beileibe nicht nur um Wanderwege, auch wenn Bürgermeister Berno Neuhoff angesichts von fast 40.000 statistisch erfassten Übernachtungen pro Jahr eingangs der Sitzung deutlich unterstrich: „Tourismus ist Wirtschaftsförderung“. Weitergehendes Ziel ist es, mit unverändertem Budget eine Struktur aufzubauen, die Synergien nutzt, der Professionalisierung dient und nicht zuletzt das Ehrenamt betont.
Die per Video aus Stuttgart zugeschaltete Fachberaterin Lena Helleisz, erfahren in der Zusammenarbeit mit den touristischen Akteuren in der hiesigen Region, entwickelte dazu aus einer Bestandsaufnahme einige Empfehlungen. Fundierte Basis all dessen war ein gemeinsamer Workshop, ebenso wie die Aussicht auf personelle Veränderungen beim Citymanagement (Stelleninhaber Ulrich Noß geht 2026 in Rente) und an der Spitze des Vereins „Wisserland Touristik“ (Vorsitzender Matthias Weber will sich perspektivisch zurückziehen).
„Tourismus ist Wirtschaftsförderung.“
Bürgermeister Berno Neuhoff
Nach den Worten von Lena Helleisz bestünde ein Ergebnis im Sinne einer Ideallösung darin, den Verein und die Tourist-Information im Regiobahnhof zu stärken. Ein dort anzusiedelnder hauptamtlicher Geschäftsführer (volle Stelle) könnte die Aufgaben übernehmen, die bislang im Rathaus (55 Prozent einer dortigen Stelle sind der Tourismusförderung zugeordnet) und vom Citymanager (halbe Stelle) erledigt werden. Darüber hinaus könnten sich zum Beispiel Vertreter einschlägiger Betriebe in einem Beirat (O-Ton Neuhoff: „kleine Lenkungsgruppe“) ehrenamtlich einbringen. Denkbar wäre auch eine Zuarbeit für das Kulturwerk, etwa über den Ticketverkauf. Eine der Überlegungen von Lena Helleisz zielte darauf, kulturelle Veranstaltungen nicht nur im Kulturwerk anzusiedeln, sondern gegebenenfalls auch in der Innenstadt.
Generell hatte die Tourismusexpertin großes Lob für den Verein, die Tourist-Information und das Kulturwerk parat, sie sprach von „Besonderheit“ und „Schatz“. Andererseits verwies sie auf ein beträchtliches Einsparpotenzial, allein bei den Sachkosten mache das rund 135.000 Euro aus, vor allem für die Wegeunterhaltung – laut Bürgermeister Neuhoff entfallen davon gut 98 Prozent auf die Verbandsgemeinde.
Keine zu sätzlichen Kosten
Grundsätzlich, so unterstrich der Bürgermeister zusammenfassend, müsse das Konstrukt so gestaltet sein, dass keine Mehrkosten entstehen. Für die touristische Attraktivität des Wisserlandes nannte er zudem als künftige Option die Route Industriekultur in Zusammenarbeit mit dem Geopark Westerwald-Lahn-Taunus. Aus den Reihen der Ausschussmitglieder kam überwiegend Zustimmung. Hubert Becher (CDU) bezeichnete etwa die Aussicht auf eine hauptamtliche Leitung als richtigen Ansatz. Auch Karin Kohl (Grüne) hielt die Zusammenführung für sinnvoll und betonte: „Es wäre fatal, wenn das Citymanagement nicht fortgeführt werden könnte.“ Joachim Baldus (SPD) lenkte den Blick auf die Kostenseite, und Hubert Wagner (FWG) machte deutlich, dass die Überlegungen noch merklich ausdifferenziert werden müssen: „Grundvoraussetzung ist ein Businessplan.“
Hervorgehoben wurde in der Sitzung nicht zuletzt die gute Zusammenarbeit mit den regionalen Tourismus-Akteuren (Naturregion Sieg, Westerwald-Touristik-Service, Backoffice in der Kreisverwaltung in Altenkirchen). Die Mitglieder des städtischen Hauptausschusses für Finanzen, Wirtschaft und Soziales bekräftigten in einem separaten Beschluss (bei zwei Gegenstimmen), dass die Stadt erstens am Citymanagement festhalten will und sich zweitens an der neuen Struktur beteiligen werde. Derweil befürwortete der VG-Ausschuss einstimmig die Absicht, die Tourismusaufwendungen im Bereich der Zukunftsschmiede zu reduzieren.