Im April 1945, also vor 80 Jahren, war der Zweite Weltkrieg im Westerwald – und damit auch in der Umgebung von Altenkirchen – ausgestanden. US-Bodentruppen hatten Ende März die Kreisstadt besetzt. Von Eroberung, wie vielfach angedeutet, konnte keine Rede sein. Es sei kein Schuss gefallen, erinnerte man sich. Als die von Bombardierung am stärksten betroffene Stadt im Westerwald zeigte sich Altenkirchen in Schutt und Asche. Das Stadtgebiet war ein Trümmerfeld.

Begehungen waren oft nur über pfadgleiche Passagen und notdürftig zur Seite geräumte Trümmer möglich. Selbst die US-Truppen mit ihren schweren Geräten sahen sich dabei nicht selten mit unlösbaren Aufgaben konfrontiert. Sie entfernten zwischen der Koblenzer und Frankfurter Straße die Gleisanlage vom Bahnkörper, um zumindest auf diesem Stück über eine befahrbare Trasse verfügen zu können. Elf Bombenangriffe an vier Tagen musste die Stadt über sich ergehen lassen. Zur zwölften Heimsuchung kam es hier nicht, da die 323. US-Bomberstaffel irrtümlich Sörth und das Gebiet drumherum bombardiert hatte.

Die stehen gebliebene Eisenbahnbrücke, die zwischen Remagen und Erpel den Rhein überspannte und den Amerikanern den ersten Übergang ermöglichte, hatte im Westerwald und dem Rheinland derartige Opfergänge nach sich gezogen. Zahlreiche Menschenleben – meist von Zivilisten – waren zu beklagen und viele Existenzen zerstört, manche für immer. Der Krieg war in der Stadt und im Raum Altenkirchen zwar zu Ende, aber die Trümmerlandschaft noch längst nicht beseitigt. Und von zügigem Wiederaufbau konnte vorerst noch nicht die Rede sein. Hier und da bewegte sich in dieser Angelegenheit etwas, mehr nicht.
Über die Zerstörungen und die teils bizarr gen Himmel ragenden Bombenruinen gibt es Fotos in größerer Menge. Einige Mitbürger griffen, um besagte Misere festzuhalten, auch zum Zeichenstift. Man beabsichtigte damit wahrscheinlich, die etwas unverbindliche Schwarz-Weiß-Fotografie um persönliche Eindrücke zu ergänzen.