Forstrevier Gebhardshain
Worauf es in einem bienenfreundlichen Wald ankommt
Der alte Baumbestand rund um das Forsthaus Steinebach bietet ein reichhaltiges Nahrungsangebot für die Honigbienen von Ralf Hoß (Förster im Revier Gebhardshain, links). Zusammen mit Forstamtsleiter Michael Weber erläutert er, dass heimische Imker durchaus die Möglichkeit haben, ihre Völker im Wald abzustellen.
Julia Hilgeroth-Buchner

Neben blühenden Vorgärten, Wiesen und Ackerrändern kann auch der Wald ein insektenfreundliches Habitat sein. Wie, das zeigt ein Rundgang im Forstrevier Gebhardshain.

Wenn der Wind auch noch immer kühl über die Westerwälder Höhen weht – unsere heimische Natur startet unübersehbar in den Frühling. Für Honig- und Wildbienen, aber auch für alle anderen Insekten ist die aufblühende Landschaft ein Fest, und auch die Wälder leisten hier einen wichtigen Beitrag. Nachdem sich unsere Zeitung kürzlich mit den Experten der Forstämter Altenkirchen, Hachenburg und Rennerod über ihre Zukunftsstrategien in Sachen Nützlingsetablierung unterhalten hat, geht es bei einem Rundgang im Forstrevier Gebhardshain nun ganz praktisch um die Pflanzungen, die rund ums Jahr für Nahrung und Unterschlupf sorgen.

Die Führung mit Revierförster Ralf Hoß und Michael Weber (Leiter des Forstamtes Altenkirchen) beginnt allerdings schon am idyllisch gelegenen Steinebacher Forsthaus, das von insektenfreundlichen Bäumen und Gehölzen umgeben ist. Ein Paradies für die sechs Honigbienen-Völker, die Ralf Hoß hegt und pflegt.

Forstamtsleiter Michael Weber zeigt ein junges Exemplar der Baumhasel, die zu den bienenfreundlichen Frühblühern gehört, eng mit der Haselnuss verwandt ist und sich als klimaresistent erweist. Auch das Holz ist gut zu verwerten.
Julia Hilgeroth-Buchner

Die kalte Witterung führt an diesem Tag zwar dazu, dass die Tiere nicht gerne ausfliegen wollen. Die Bedingungen sind grundsätzlich aber ideal, wie Hoß mit Blick auf die umliegende Vegetation erläutert. „Während wir im Wald viele Jungpflanzen haben, gibt es hier auf dem Grundstück einen jahrzehntealten Baumbestand. Es kann sich aber jeder Garten- oder Privatwaldbesitzer nützlingsfreundliche Bäume und Gehölze auf seine Flächen holen.“

Viele Waldbesitzer, so Hoß, verfügten über kleinparzellierte Flächen, wüssten aber aus unterschiedlichen Gründen nicht genau, was man damit anfangen kann. „Wir haben mit Maximilian Mohr einen jungen, engagierten Privatwaldbetreuer, der auf Anfrage kompetent zur standortgerechten Auswahl von insektenfreundlichen Baumarten Auskunft gibt“, erläutert er.

Hoß betont, dass gerade die Aufforstung einstiger Fichtenparzellen mit nützlingsfreundlichen, recht pflegeleichten Laubhölzern eine der Möglichkeiten sei. „Mit etwas Glück hat man später auch einmal eine gut gewachsene Kirsche oder Elsbeere dabei, deren Holz richtig teuer verkauft werden kann. Man verbindet sozusagen das Angenehme mit dem Nützlichen.“

Auch Nadelbäume (hier zeigt Revierförster Ralf Hoß eine junge Weißtanne) können interessant für Bienen sein, weil diese gerne den überschüssigen Honigtau von den Nadeln aufsaugen.
Julia Hilgeroth-Buchner

Wie Forstamtsleiter Weber ergänzt, gibt es im Kreis etwa 6000 Hektar Privatwald. „Man kann natürlich nicht alle Besitzer erreichen, aber wenn wir schon einmal ein paar ’Trittsteine’ in Bezug auf Nützlingspflanzungen haben, dann ist das in der Summe ganz viel.“ Was die Honigbiene betreffe, gebe es durchaus interessante Kooperationen mit dem Forstamt. „Wenn Imker ihre Völker draußen im Wald aufstellen wollen, schließen wir mit ihnen einen Gestattungsvertrag ab, damit wir wissen, wo die Völker stehen“, erläutert Weber.

Auch die erforderlichen Fahrtwege in den Wald würden festgehalten. „Das Aufstellen ist kostenfrei. Es ist ein kleines Zeichen, dass wir diese Form der Tierhaltung unterstützen. Das ist bei Landesforsten auch schon sehr lange der Fall.“ Seit einigen Jahren forciert würde allerdings der Insektenschutz in Gänze. Dazu zähle die ganze Vielfalt, wie sie sich hierzulande darstelle. „Wir versuchen, mit unterschiedlichsten Maßnahmen – nebenbei oder extra initiiert – das Insektenleben zu fördern, vom Totholz bis hin zur Ansiedelung von Blühpflanzen.“

„Wenn Imker ihre Völker draußen im Wald aufstellen wollen, schließen wir mit ihnen einen Gestattungsvertrag ab.“
Michael Weber, Leiter des Forstamtes Altenkirchen.

Auf dem Weg zu den Flächen der Waldinteressentenschaft Steinebach beschreibt Ralf Hoß, dass die Sukzession (also die Neubesiedelung der Borkenkäferflächen mit Kahlschlagsvegetation) aktuell reichhaltige Nahrungsquellen biete. „Sobald diese Flächen aber wieder ausdunkeln, verschwinden diese Blühpflanzen. Dann werden die Pflanzen wichtig, die wir gesetzt haben und die langfristig erhalten bleiben.“

Hoß weist hinsichtlich der Ansiedelung von Nützlingspflanzen immer wieder auf den Wildverbiss hin, der dies häufig erschwere oder unmöglich mache. „Es geht nicht nur um höchst interessante Baumarten wie Spitzahorn, Elsbeere oder Vogelkirsche, die abgefressen werden, sondern auch um viele Kräuter.“ Der Klassiker sei das spätblühende, nektar- und pollenreiche Wald-Weidenröschen, das bei hohem Wildbestand radikal gefressen werde. Der Revierförster plädiert deshalb mit Nachdruck für eine effiziente Jagd.

Die Flächen der Waldinteressentenschaft Steinebach entwickeln sich zu einem vorbildlichen Raum für Nützlinge. Dieser Wildapfelbaum ist Teil der Randgestaltung zwischen der Gras- und Krautzone am Wegesrand und der Waldpflanzung.
Julia Hilgeroth-Buchner

In der Gemarkung „Der weiße Gaul“ eingetroffen, kann Hoß an unzähligen Stellen demonstrieren, wie vielfältig der Wald der Zukunft in Bezug auf Nützlinge sein kann. Er lobt dabei auch den unermüdlichen Einsatz, den die Waldinteressenten im Rahmen dieser Thematik erbringen. Vor dem Borkenkäfer hätten hier hektarweise Fichten gestanden, die innerhalb von zwei Jahren durch den Käfer vernichtet worden seien.

Michael Weber zeigt auf einer Karte, welche Arten hier zur typischen Sukzession mit Birke (für nektar- und pollensuchende Insekten uninteressant), Zitterpappel, Traubenholunder, Himbeere und Brombeere dazugepflanzt wurden. „Durch die Aufstockung mit Buche, Traubeneiche, Robinie, Elsbeere, Lärche, Weißtanne, Bergahorn, Esskastanie und vielem mehr ist eine bunte, intensive Mischung entstanden. Auch Bäume, die nicht blühen, sind für Insekten wichtig, denn diese leben auch an anderen Pflanzenteilen.“

Gelungene Mischung am Waldrand

Ralf Hoß weist zudem auf den vorteilhaften Effekt hin, dass die insektenblütigen Arten auch fruchttragend sind – eine interessante Nahrungsquelle unter anderem für Vögel. Auf der betrachteten Fläche gebe es nun ein umfassendes Angebot von März bis August. Nahe am Weg zeigt der Förster einige Beispiele für eine gelungene Waldrandgestaltung mit Wildapfel, Wildbirne, Baumhasel, Holunder, Weide, Esskastanie oder Elsbeere, aber auch mit Unterschlupf bietenden Totholzhecken.

Zum Abschluss macht Hoß noch ein verlockendes Angebot: „Wer Forstpflanzen braucht, der kann sich zwecks Sammelbestellung bei mir melden. Ausgegeben werden die wurzelnackten Baumsetzlinge immer bundweise ab 25 Stück, der Preis liegt je nach Baumart zwischen 60 Cent und zwei Euro pro Stück.“

Mehr Informationen gibt es bei Revierförster Ralf Hoß unter 02747/2340 oder 01522/8851598.

Top-News aus der Region