Schiedsleute helfen mit ihrem Engagement, dass Gerichte entlastet werden. Denn was die Männer und Frauen in diesem Ehrenamt regeln können, landet im Regelfall nicht mehr vor dem Kadi. Im Amtsgericht Betzdorf nahm die Direktorin Tanja Becher nun Ehrungen von Schiedsleuten vor. Dazu gehörte Ingolf Wagner. Der 72-Jährige engagiert sich seit zehn Jahren als Schiedsmann in der ehemaligen Verbandsgemeinde (VG) Gebhardshain – und zusammengerechnet mit seinem Dienst bei der Deutschen Bahn kann er auf ein 25-jähriges Dienstjubiläum blicken. Joachim Weger, Beigeordneter der VG Betzdorf-Gebharsdhain überreichte Wagner als Anerkennung eine Urkunde des Landes Rheinland-Pfalz und Präsente.

Margret Straßer (76) feierte ihr 50-jähriges Dienstjubiläum als pensionierte Lehrerin, Schöffin und Schiedsfrau in Herdorf. Hier nahm der Bürgermeister der VG Daaden-Herdorf, Helmut Stühn, die Ehrung vor. Dieter Lichtenthäler (72) beging ebenfalls sein 50-jähriges Dienstjubiläum. Er ist aktiv im „Weißen Ring“ und Schiedsmann in der ehemaligen VG Betzdorf. Auch er wurde von Weger mit einer Urkunde und Präsenten bedacht.
Worte des Dankes kamen neben Tanja Becher auch von Hans-Jürgen Gross, Vorsitzender der Bezirksvereinigung Koblenz im Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen (BDS). Gesellschaftliche Akzeptanz und gesunder Menschenverstand zeichneten Schiedsleute aus, betont Richterin Becher in ihrem Grußwort. Es gelte, Auseinandersetzungen – der Klassiker ist Streit unter Nachbarn – möglichst frühzeitig zu befrieden. Für das Amtsgericht Betzdorf sind aktuell neun Männer und Frauen in sieben Bezirken als Schiedsleute tätig. Es sei ein aufwendiger, mitunter nicht leichter Dienst, denn die Frauen und Männer sähen sich Unannehmlichkeiten und Kritik ausgesetzt, so Becher.

Die Ehrungen wurden im Rahmen einer Dienstbesprechung vorgenommen und verliefen in einer heiteren, lockeren Atmosphäre – die Beteiligten kennen und schätzen sich. Als ehemaliger Polizeibeamter kennt Joachim Weger das Wirken von Schiedsleuten nur allzu gut. „Ich habe einen großen Respekt vor diesem Amt“, sagt er in seinem Grußwort. Auch in der großen Politik wäre Streitschlichtung dieser Art wünschenswert. Mit der Schiedsfrau Margret Straßer habe er sogar die Schulbank gedrückt, verrät Weger. So klein ist halt der Oberkreis. Deswegen habe er umso lieber diesen Termin wahrgenommen.
Bürgermeister Stühn hob in seinem Grußwort die Entlastung der Justiz durch die Schiedsleute hervor. „Es spart Zeit, Personal und Ressourcen bei den Gerichten.“ Schiedsleute wie die Geehrten müssten über Fingerspitzengefühl, Klugheit und Menschlichkeit verfügen, um ein Einvernehmen zwischen den streitenden Parteien herzustellen.

Renate Otto wurde nach 13 Jahren ehrenamtlicher Arbeit als Schiedsfrau in der VG Kirchen verabschiedet. Die 76-Jährige musste wegen einer schweren Erkrankung kürzertreten, auch was ihr langjähriges Engagement in der Kommunalpolitik als Ratsmitglied und Beigeordnete anbetraf. Der Erste Beigeordnete der VG Kirchen und langjährige politische Weggefährte Uli Merzhäuser würdigte die Mudersbacherin in seiner Laudatio als eine „hervorragende Person“.

Renate Otto bedankte sich bei ihren Kollegen. Die Ehrenämter in der Politik, als Schöffin und Schiedsfrau, hätten sie sehr bereichert, betont die Jubilarin. Als Schöffin und auch als Schiedsfrau erlebt man die Schattenseiten des Lebens und der Gesellschaft. „Ich habe Milieus kennengelernt, in die ich ansonsten in meiner kleinen, heilen Welt nicht hinein geguckt hätte“, sagt sie. Die Aufgaben seien eine „geschenkte Zeit“ gewesen. Renate Otto, die nach ihrer Genesung mittlerweile einen Teil ihrer Zeit bei ihrer Familie in Neuseeland verbringt, appelliert abschließend, sich für die Allgemeinheit einzusetzen: „Es lohnt sich.“