Kommunaler Wärmeplan
Wieso nun Dächer in VG Daaden-Herdorf wichtiger werden
Solche Röhrenkollektoren für Solarthermie könnten in Zukunft öfter auf den Dächern in der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf zu sehen sein. Die Potenzialanalyse des kommunalen Wärmeplans sieht große Chancen in der Technologie.
Rolf Vennenbernd. picture alliance/dpa

Ein entscheidender Faktor bei der Umsetzung der Energiewende sind die Kommunen. Auch die VG Daaden-Herdorf ist mitten in der Erstellung eines Wärmeplans. Schon jetzt ist klar: Vor allem in der Solarthermie werden große Chancen gesehen. 

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Wie wird das Heizen in unseren Gebäuden klimafreundlicher? Seit vergangenem Jahr sind Kommunen gesetzlich dazu verpflichtet, einen Fahrplan für die Wärmewende bis 2045 zu erstellen. Auch in der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf schreitet der Prozess mit großen Schritten voran. Bis Mitte 2028 muss sie ihre kommunale Wärmeplanung vorlegen. Offenbar kommt man seinen Pflichten zeitiger nach. Im Herbst soll es bereits ein Bürgerforum geben und im Dezember der Beschluss im Verbandsgemeinderat folgen, bevor es in die Umsetzung geht. Mit der Erstellung der Planung hat die Verbandsgemeinde die Netzgesellschaft Rhein-Sieg Netz GmbH beauftragt. Zwischenergebnisse der Bestands- und Potenzialanalyse aus der kommunalen Wärmeplanung wurden nun dem Bau- und Umweltausschuss von Merle Dümeland-Schäfer vom Partnerunternehmen Evety vorgestellt.

Die Zahlen zeigen: Technisches Potenzial ist vorhanden, vor allem liegen in der Solarthermie Chancen, sowohl auf Dach- als auch Freiflächen. Die kommunale Wärmeplanung selbst ist eine Orientierungs- und Priorisierungshilfe für die weiteren Schritte hin zur Klimaneutralität. Sie soll zeigen, wie vorhandene erneuerbare Potenziale genutzt werden können und welche Maßnahmen zuerst angegangen werden sollten, um schnell und effektiv CO2 einzusparen. Was die kommunale Wärmeplanung laut Dümeland-Schäfer nicht ist: ein detaillierter Plan, wo genau Wärmenetze entstehen sollen. Dafür seien nachgelagerte Machbarkeitsstudien nötig. Auch gebe die Planung keine konkreten Antworten für jeden einzelnen Gebäudeeigentümer, welche Option für ihn am besten sei – dafür brauche es weiterhin Energieberater.

Großteil der Gebäude nur teil- oder unsaniert

Dass der Weg hin zur Klimaneutralität kein einfacher werden wird, wurde allein anhand einer einzelnen Zahl deutlich, die Dümeland-Schäfer präsentierte: Ganze 91 Prozent der Wärmeversorgung in der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf werden aktuell durch fossile Energieträger gedeckt, typisch für die Region. Heruntergebrochen werden 61 Prozent der Gebäude mit Öl beheizt und decken 50 Prozent des gesamten Wärmeverbrauchs ab. Gas folgt mit 21 Prozent der Gebäude und 37 Prozent des Verbrauchs. Der Endenergieverbrauch ist letztlich gering und macht nur 2 Prozent bei Strom und 7 Prozent bei Biomasse aus. Ein wichtiger Faktor hin zur Klimaneutralität stellt auch der Zustand der Gebäude dar, Stichwort Wärmeverbrauch. Insgesamt gelten nur rund 9 Prozent als vollsaniert. Der überwiegende Anteil, 91 Prozent, ist teil- oder unsaniert. Das überrascht nicht. Ein Großteil der Bauten, 88 Prozent, stammt aus der Zeit vor 1976.

Die Analyse hat außerdem ergeben, dass in den Ortskernen überwiegend mittlere Wärmedichten vorherrschen. Damit könnten dort Wärmenetze infrage kommen, insbesondere für Niedrigtemperaturnetze im Bestand. Gegenüber der hohen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen stehen vielversprechende Ergebnisse der Potenzialanalyse. Neben der Solarthermie bieten demnach die Nutzung von Abwärme im Abwässernetz (über Wärmetauscher) und an der Kläranlage in Herdorf Chancen. Auch aus den zahlreichen stillgelegten Bergwerksstollen könnte Wärme gewonnen werden, wie in der Präsentation von Dümeler-Schäfer deutlich wurde. Dazu zählen etwa die Gruben Wolf in Herdorf, Ohliger Zug in Niederdreisbach oder Falkenbergstollen in Schutzbach genannt. Allerdings ist das Potenzial noch unbekannt und muss noch erhoben werden, ebenso wie der Zustand der Stollen und mögliche Abnehmerstrukuren. Oberflächennahe Geothermie wird aufgrund der Flächennutzung hingegen als eher gering eingeschätzt.

Vorstellung der finalen Ergebnisse im Herbst

Bis die finalen Ergebnisse der Wärmeplanung im Herbst in einem Bürgerforum vorgestellt werden, sind noch einige Schritte zu nehmen. So steht eine Berechnung des Zielszenarios an, Detailanalysen ausgewählter Fokusgebiete, ein runder Tisch mit allen relevanten Akteuren wie Netzbetreibern, Schornsteinfegern und die Festlegung einer Strategie samt Maßnahmen.

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