Realschulleiter im Austausch
Wie sieht Schule der Zukunft im Kreis Altenkirchen aus?
Zum Pressegespräch über den Studientag an der Altenkirchener August-Sander-Schule fanden sich (von links) Ralph Meutsch (Leiter Westerwaldschule Gebhardshain), Sebastian Holl (Leiter Marion-Dönhoff-Realschule Wissen), Cornelia Theis (Leiterin Bertha-von-Suttner Realschule Wissen), Oliver Born (Bildungsministerium/Initiative „Schule der Zukunft“), Margaret Hallay (Bildungsberatung "beWirken"), Regierungschuldirektor Jörg Kurtscheidt, Gerhard Hein (Leiter August-Sander-Schule Altenkirchen) und Thomas Giel (Leiter Hermann-Gmeiner-Realschule) zusammen.
Julia Hilgeroth-Buchner

Wie Schüler fördern, Lehrer fortbilden und mit dem Wandel in der Gesellschaft Schritt halten? Über solche Fragen haben sich die Leiter der Realschulen plus im Kreis Altenkirchen ausgetauscht – und dabei auch Kooperationsmöglichkeiten ausgelotet.

Welches Schulkonzept langfristig das richtige sein wird, das kann wahrscheinlich nicht pauschal beantwortet werden. Dass unsere Bildungseinrichtungen aber mit dem gesellschaftlichen Wandel Schritt halten müssen, steht für die Verantwortlichen außer Frage. Beim Studientag in der Altenkirchener August-Sander-Schule kamen deshalb die Schulleiter der fünf Realschulen plus im Kreis Altenkirchen, die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Vertreter der Verwaltung und des Ministeriums zusammen, um sich über neue Impulse und Kooperationsmöglichkeiten im Rahmen der Ministeriums-Initiative „Schule der Zukunft“ auszutauschen.

Im Gespräch mit unserer Zeitung schilderten die Schulleiter Gerhard Hein (August-Sander-Schule Altenkirchen/Realschule plus und Fachoberschule) Thomas Giehl (Hermann-Gmeiner-Realschule plus Daaden), Sebastian Holl (Marion-Dönhoff-Realschule plus Wissen), Ralph Meutsch (Westerwaldschule Gebhardshain/Realschule plus) und Cornelia Theis (Bertha-von-Suttner Realschule plus Betzdorf) sowie Regierungsschuldirektor Jörg Kurtscheidt (ADD Koblenz), Oliver Born (Bildungsministerium/Initiative „Schule der Zukunft“) und Margaret Hallay (Vertreterin der Bildungsberatung „beWirken“) die Erforderlichkeit von Transformationsprozessen an den Schulen.

„Dieser Studientag bildet den Grundstein in der Zusammenführung der Kollegen“
Gerhard Hein, Leiter der Realschule plus Altenkirchen

Die Idee, sich innerhalb der kreisweiten Realschulen zu vernetzen, sei nicht ganz neu, betonte Gerhard Hein. Bereits vor Corona habe man den „Runden Tisch“ zu fachspezifischen Themen unter Hinzunahme der Schulsozialarbeiter gegründet und fortgesetzt. Darüber hinaus solle die Kooperation nun mit Unterstützung der ADD und der Ministeriums-Initiative „Schule der Zukunft“ im Rahmen eines zweiten Zweiges mit dem Titel „Schulen im Diskurs“ erweitert werden, um die Umsetzung der Transformationsansätze zu beschleunigen.

„Dieser Studientag bildet den Grundstein in der Zusammenführung der Kollegen“, unterstrich Gerhard Hein. Margaret Hallay umriss die unterschiedlichen Bereiche des Modells von „beWirken“, das die Schüler nach und nach in ein eigenständiges Handeln begleitet. Die Lehrer würden beim Studientag in diversen Workshops einen guten Einblick ins Konzept erhalten. Letztlich gehe es um die Bildung multiprofessioneller Teams: „Wir müssen das alle neu lernen, und das geht nur gemeinsam.“

Voller motivierter Lehrerinnen und Lehrer war die Aula der Altenkirchener August-Sander-Schule beim Studientag der fünf Realschulen plus im Kreis Altenkirchen (hier ein Ausschnitt).
Julia Hilgeroth-Buchner

Im Gespräch wurde nicht nur die fördernde und koordinierende Funktion des Ministeriums und der ADD deutlich, sondern auch die Unterstützung durch das Pädagogische Landeszentrum. Ganz wichtig sei zudem die Einbindung neuester bildungswissenschaftlicher Erkenntnisse in einen Prozess, der trotz allen Veränderungswillens nicht überstürzt werden dürfe. Oliver Born beschrieb die Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer, während Jörg Kurtscheid für individualisierte Maßnahmen plädierte. „Man kann den einzelnen Schulen kein Konzept überstülpen“, sagte er. Jede der fünf Realschulen könne eine Quelle für neue Wege sein.

Der Transformationsprozess sei eine „Graswurzelbewegung“, also ein an die Entwicklung der Gesellschaft angepasstes „Wachsen von unten“. Wichtig sei auch, Ängste und Bedenken von Lehrern, Schülern und Eltern ernst zu nehmen. Der Lehrplan muss laut Jörg Kurtscheidt nicht verändert werden: „Er lässt den Schulen genug Spielraum.“ Erforderlich sei eher eine Anpassung der Schularbeitspläne, denn natürlich dürfe die Leistungsmessung nicht außer Acht gelassen werden. Von herausragender Bedeutung sei allerdings das Netzwerk, das durch den Austausch zwischen den Kollegien entstehe.

Beim Studientag an der Altenkirchener August-Sander-Schule wurden alle verfügbaren Wandflächen der Aula mit bunten Impulskarten aus den Lehrer-Workshops versehen.
Julia Hilgeroth-Buchner

Die Schulleiter berichteten nun von bereits gelungenen, nachhaltigen Aktionen (darunter der „FREI Day“, an dem die Schüler regelmäßig und im Rahmen eines klaren Konzeptes eigenständig Projekte bearbeiten). Die Runde fand nur lobende Worte für den guten Zusammenhalt in den Kollegien der fünf Realschulen, aber auch unter den Schulleitern. Die fachlichen Kooperationen sollten in jedem Fall ausgebaut werden, wobei ein konkreter Austausch (wie durch Hospitationen) schon lange zur gängigen Praxis gehöre.

Gerhard Hein wies abschließend darauf hin, dass die Nutzung der Initiative „Schule der Zukunft“ ganz wichtig sei, um leistungsfähige Schüler in „die richtigen Bahnen zu lenken – gerade im Bereich der Realschulen mit ihren Berufsbildungsbereichen. Im Anschluss an die Pressekonferenz konnten sich die Teilnehmer in der Aula von den Ergebnissen der Lehrer-Workshops überzeugen. Jede verfügbare Wandfläche war hier zum Aufhängen von Impulskarten mit neu gewonnenen Erkenntnissen, aber auch kritischen Beobachtungen und Fragen genutzt worden. Ein Anblick, der nicht nur bunt wie der Schulalltag selbst war, sondern auch zur Veränderung ermutigte.

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