Chancen der Digitalisierung
Wie KI die Wirtschaft im Westerwald bereits verändert
Der Wissener Unternehmer und IT-Spezialist Markus Bläser entwickelt in seiner Firma Systeme, mit denen Unternehmen ihre Produktionsabläufe optimieren können. Auf dem Weg zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz beschreitet er Wege, die zunächst vor allem der Sammlung von systemrelevanten Daten dienen. Der Wissener Unternehmer und IT-Spezialist Markus Bläser entwickelt in seiner Firma Systeme, mit denen Unternehmen ihre Produktionsabläufe optimieren können. Auf dem Weg zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz beschreitet er Wege, die zunächst vor allem der Sammlung von systemrelevanten Daten dienen.
Thomas Hoffmann

Wer im globalen Wettbewerb nicht den Anschluss verlieren will, für den führt am Einsatz von künstlicher Intelligenz kein Weg vorbei. Zwei Unternehmen im AK-Land gehen voran und zeigen Chancen wie Grenzen des digitalen Fortschritts auf.

Markus Bläser ist IT-Fachmann. Mit seiner Firma MB Software und Systeme entwickelt er Software, die Arbeitsabläufe in Fabriken optimiert, Arbeitsprozesse überwacht, Schwachstellen aufzeigt und vieles mehr. Zukunftsvisionen sind gewissermaßen sein Geschäft, aber vor allem seine Leidenschaft. So gründete der rührige Unternehmer vor einigen Jahren mit Gleichgesinnten den Digital-Stammtisch Westerwald/Sieg in Wissen, ein Format, in dem sich an sechs Terminen im Jahr Interessierte über die Möglichkeiten und Chancen Digitaler Technologie, vor allem von künstlicher Intelligenz (kurz KI) austauschen. „KI ist ein weites Feld, es gibt nicht die eine KI, sondern viele KI´s, die für unterschiedliche Bereiche und Tätigkeiten sinnvoll sind“, sagt der 45-jährige.

Auch hierzulande wird von der neuen, für viele nahezu magisch anmutenden Technologie Gebrauch gemacht, wobei derzeit insbesondere textbasierte Systeme zum Einsatz kommen, die beispielsweise Vertragsentwürfe auf ihren Inhalt prüfen. „Eine KI macht das in Sekunden, wofür ein Mensch Tage brauchen würde“, sagt Bläser, der allerdings den Begriff „künstliche Intelligenz“ relativiert: „Die KI verhält sich so, als sei sie intelligent, in Wirklichkeit ist sie es nicht und Stand heute sind die Systeme weit davon entfernt, die Weltherrschaft zu übernehmen“. Dennoch sieht er immense Chancen, beispielsweise beim Einsatz in Firmen.

Wettbewerber und Fachkräftemangel zwingen zur Neuausrichtung

Insbesondere die Notwendigkeit, im globalen Wettbewerb zu bestehen, aber auch der Fachkräftemangel, der sich in den kommenden Jahren noch verschärfen dürfte, sowie Qualitätssicherung, optimierte Arbeitsabläufe, Energieoptimierung und viele andere Faktoren zwingen geradezu zu einer zukunftsorientierten Ausrichtung, der sich nach und nach auch die heimischen Firmen stellen.

Dennoch ist es von der Idee bis zur Umsetzung ein langer Prozess, denn zunächst müssen Daten erhoben werden: „Daten sind die Voraussetzung für KI, denn ohne diese kann ein System natürlich nicht arbeiten, Daten sind das Gold in der Produktion“, sagt Bläser, der viele Möglichkeiten der Anwendung sieht. Eine davon ist das Kommunizieren der Maschinen untereinander. Maschine A sagt beispielsweise: Ich werde jetzt bis 12 Uhr 200 Teile im ersten Arbeitsgang produzieren und Maschine B gibt grünes Licht, dass sie bis dahin mit ihren bisherigen Produktionen fertig ist und bereit für eben die 200 Teile. Das ist natürlich sehr vereinfacht dargestellt, aber es verdeutlicht, dass mittels KI eine optimale Produktionsauslastung erreicht werden kann.

„Im besten Falle dient sie dem Menschen, im schlimmsten Falle macht sie Quatsch.“
IT-Spezialist und Wissener Unternehmer Markus Bläser über Chancen und Grenzen von KI

Indes ist KI (noch) kein Garant für optimale Ergebnisse: „Im besten Falle dient sie dem Menschen, im schlimmsten Falle macht sie Quatsch“, sagt Bläser und führt als Beispiel ein Auto an, das stehen bleibt, weil es die Schwärze eines Tunnels für eine Wand hält. Noch muss das dann von einem Entwickler von Hand korrigiert, spricht neu programmiert werden, aber viele Systeme lernen schon eigenständig. Dennoch muss das Ergebnis vom Menschen geprüft werden, denn nicht alles, was die KI für sinnvoll hält, muss es sein.

Science-Fiction im Guten und Schlechten also, aber dennoch eine Chance, die auch beispielsweise die Firma Köhler in Alsdorf nutzt. Betriebsleiter Nico Reim, ebenfalls Dauergast beim Digital-Stammtisch, hat sich der praktischen Anwendung verschrieben. Im Büro des Fachinformatikers laufen die Informationen zusammen, die von den Maschinen im Betrieb kommen. Wie hoch ist derzeitige Auslastung, welche Maschine steht, welche wird gewartet und vieles mehr wird automatisch in die DataSuite Software übermittelt. „Sie ist das Herzstück der Produktion, sie ist auch notwendig, damit ältere und neuere Maschinen miteinander kommunizieren können“, sagt Reim, der hierin allerdings erst eine Grundlage der Künstlichen Intelligenz sieht, denn noch werden die Daten gesammelt, die dann später einmal die Basis für die Handlungsempfehlungen der KI sein werden.

Data-Suite ist ein System, mit dem der Fachinformatiker Nico Reim in der Firma Köhler in Alsdorf den Weg in die Zukunft beschreitet. In seinem Büro laufen alle relevanten Daten aus dem Betrieb zusammen, wo sie als Grundlage für Produktionsoptimierung und den geplanten Einsatz von KI dienen. Data-Suite ist ein System, mit dem der Fachinformatiker Nico Reim in der Firma Köhler in Alsdorf den Weg in die Zukunft beschreitet. In seinem Büro laufen alle relevanten Daten aus dem Betrieb zusammen, wo sie als Grundlage für Produktionsoptimierung und den geplanten Einsatz von KI dienen.
Thomas Hoffmann

Reim führt ein praktisches Beispiel an: „Ein Mitarbeiter fällt aus, damit kann sich die komplette Fertigungsstruktur ändern“. Hier sieht er eine der Chancen: „Die Planung der Produktion kann mithilfe von Künstlicher Intelligenz optimiert werden und neue Szenarien werden in Sekunden durchgerechnet, wofür ein Mensch Tage brauchen würde.“

Konstruktion, Planung und Kalkulation sind – neben vielen anderen – mögliche Einsatzgebiete für KI und die Firma Köhler befindet sich hier auf dem Weg in die Zukunft. So sollen bis 2026 die „Basics“ stehen, also die „Datenaufnahme und Datenabgabe für den gesamten Betrieb“. „Ich plane, dass eine Maschine aus hereinkommenden Auftragsdaten selbstständig zur richtigen Zeit in Produktion geht“, sagt Reim, der in der KI die Zukunft auch für mittelständische Unternehmen sieht. Die rasante Entwicklung verdeutlicht er mit einem Satz: „Aktuell liegt die KI in Teilen bei einem IQ von 160, im letzten halben Jahr hat sich dieser Wert verdoppelt“.

Auch im Betrieb der Firma Köhler in Alsdorf stehen die Zeichen auf "Zukunft". Derzeit werden relevante Daten gesammelt, die als Grundlage für KI notwendig sind, die unter der Federführung von Fachinformatiker Nico Reim in den nächsten Jahren zum Einsatz kommen soll.
Thomas Hoffmann

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