Leerstände, wenig Laufkundschaft, kaum Nachfolger für inhabergeführte Geschäfte: Die Situation der Altenkirchener Innenstadt ist besorgniserregend. Mit einer Veranstaltung unter dem Motto „IHK informiert vor Ort“ gab die Regionalgeschäftsstelle Altenkirchen deshalb allen interessierten Händlern und Gewerbetreibenden die Möglichkeit, sich im Rahmen des Themas „Vielfalt der Marktplätze und Innenstädte“ über die vorliegende Problematik auszutauschen, von branchenbezogenen Impulsen zu profitieren und zudem die Unterstützungsangebote der IHK kennenzulernen.
Gastgeber des Treffens waren Volker Hammer und Teresa Schreiner, beide in der Geschäftsführung des Sportfachgeschäftes „Wäller Sport“, die rund 20 Teilnehmer in ihren 2023 eröffneten Räumlichkeiten in der Siegener Straße begrüßen konnten. Nachdem Frederik Fein von der IHK Koblenz die Runde in Vertretung der erkrankten IHK-Regionalgeschäftsführerin Kristina Kutting über den Ablauf informiert hatte, gab Teresa Schreiner einen Einblick in die Historie des noch immer familiengeführten Sportfachgeschäftes, das sich vom kleinen Laden mit Schwerpunkt Gravuren und Werbemittel zum überregional bekannten Sportausrüstungs-Experten mit 20 Mitarbeitern entwickelt hat.

Frederik Fein skizzierte nun das Portfolio sowie die regionale Verwurzelung der IHK Koblenz und umriss vor allem die Bereiche Aus- und Weiterbildung, Interessenvertretung. Unternehmensservice und „IHK-Lotsen“ (eine Beratungsmöglichkeit durch im Ruhestand befindliche ehemalige Geschäftsführer). Aktueller und wichtiger denn je sei die Datenbank „Bürokratiemelder“, in der Fallmeldungen aus überlasteten Betrieben gesammelt würden, betonte Fein.
Sven Klein (IHK-Referent für Handel und Stadtmarketing) ging nun in seinem Branchenvortrag zum Thema „Vielfalt in der Region – Zukunft der Innenstädte und Zentrum“ auf diverse Modelle zur (Wieder)Belebung von verwaisten Einkaufsstraßen ein. Es müsse berücksichtigt werden, dass „Menschen ihre Freizeit in unseren Geschäften verbringen und nicht nur ihren Bedarf decken.“ Um Kunden in den Läden zu halten, seien kreative Ansätze gefragt. Dazu würde ein Mix aus Handel, Gastronomie und Dienstleistungen, die Bereitstellung von leer stehenden Ladenlokalen für Startups oder andere frequenzbringende Maßnahmen zählen. Innenstädte müssten wieder attraktiv für jüngere Generationen werden, wie das Beispiel Aachen mit seinem sommerlichen Sandkasten im Schatten des Domes zeige. Die Stadt Andernach habe sich hingegen mit der Aktion „First Friday“ (Late-Night-Shopping am ersten Freitag des Monats) innerhalb weniger Jahre aus dem Dilemma gerettet. Eine Empfehlung sei hier das Modellprojekt „Stadtimpulse“ des Innenministeriums, über den viele Events zu 90 Prozent bezuschusst werden könnten.

Christian Dübner (IHK-Referent für Gastronomie und Tourismus) stellte nun diverse Fachgremien sowie Informations- und Weiterbildungsangebote für Gastgewerbe und Tourismusbranche vor. Die Vernetzung der Gastronomen sei sehr wichtig, wie das Beispiel der „Working Family“ zeige (Zusammenschluss von rund 40 inhabergeführten rheinland-pfälzischen Betrieben, von dem vor allem auch Auszubildende profitieren). Hilfreich seien neue Beherbergungsideen wie beim „Gräzlhotel“ in Wien, das stylische Hotelsuiten in leer stehenden Läden unterbringt. Auch Outdoor-Übernachtungsevents wie die „Cloefhänger“ (hängende Schlafplätze hoch über der Saar) wären im Trend.
Außerdem sei es dringend erforderlich, die Einkehrmöglichkeiten an den Wandersteigen zu verbessern, um die ländliche Touristik konkurrenzfähig zu machen. Beim abschließenden kritischen Austausch wurde unter anderem mehr IHK-Unterstützung in Bezug auf die Rückzahlungsmodalitäten der Corona-Überbrückungsgelder, aber auch hinsichtlich des Dauerthemas „Verkaufsoffene Sonntage“ gefordert.
