Wirtschaft im AK-Land
Wie eine rockige Stellenanzeige Firmenvertreter fesselt
Als Gastgeber des regionalen Wirtschaftsgesprächs nutzte die Wissener Firma Dalex die Gelegenheit und präsentierte sich den Teilnehmern. Das Bild zeigt einen Teil der Gruppe im Technologie-Center bei einer Schweißvorführung mit Martin Trapp.
Elmar Hering

Gerade in Krisenzeiten sind Unternehmen für Unterstützung dankbar. Dazu zählt auch der Austausch zwischen Wirtschaft und Verwaltung sowie innerhalb der regionalen Unternehmerschaft. Ein Beispiel aus dem Kreis Altenkirchen.

Lesezeit 3 Minuten

Auch wenn die Auftragslage mancher produzierender Unternehmen in der Region momentan eher gedämpft ist, setzen Firmenchefs und Wirtschaftslenker auf Optimismus und schauen positiv in die Zukunft. Das ist die zentrale Erkenntnis des vierten regionalen Wirtschaftsgesprächs von IHK und Wirtschaftsförderung in Wissen. Was sonst noch hängen bleibt: Die Hardrock-Version einer Stellenanzeige.

Die IHK-Regionalgeschäftsstelle Altenkirchen und die Wirtschaftsförderung des Landkreises Altenkirchen hatten zu dem anregenden Austausch Vertreter von Kommunen und Unternehmen aus den Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld, Hamm und Wissen eingeladen. Gastgeber waren der traditionsreiche Schweißmaschinenhersteller Dalex (gehört seit dem Vorjahr zur Max Valier Holding) und dessen Mieter Time, das Techologie-Institut für Metall & Engineering. Dementsprechend begrüßten Dalex-Geschäftsführer Günther Reusch und Time-Geschäftsführer Ralf Polzin kurz die Gäste.

Die Teilnehmer des regionalen Wirtschaftsgeprächs, organisiert von der IHK-Regionalgeschäftsstelle Altenkirchen und der Wirtschaftsförderung des Kreises Altenkirchen.
Elmar Hering

Reusch strahlte Zuversicht aus, wenngleich er die jüngste Insolvenz 2023 nicht verschwieg: „Wir berappeln uns und werden wieder angreifen“. Polzin verwies neben den umfangreichen Dienstleistungen für die heimische Wirtschaft auch auf das Transformationsnetzwerk Altenkirchen Westerwald (Traforce), an dem Time beteiligt ist. Denn gerade der Kreis Altenkirchen sei stark von der Transformation auf dem Automotive-Sektor und vom Verbrenner-Aus betroffen. IHK-Regionalgeschäftsführerin Kristina Kutting und Lars Kober, Leiter der Kreiswirtschaftsförderung, skizzierten kurz die Tätigkeitsfelder der von ihnen geleiteten Stellen. Kober sprach sowohl Probleme („durch die demografische Entwicklung fehlen im Kreis Altenkirchen pro Jahr 500 bis 800 Fachkräfte“) als auch Chancen an („der Breitbandausbau läuft gut, bis 2030 wird der Kreis versorgt sein“). Aber es gehe bei der Digitalisierung nicht nur um Breitband, betonte er und erklärte zugleich, warum der Breitbandausbau im Spannungsfeld zwischen Profitstreben, Vorschriften und Gesetzeslage so kompliziert ist.

Kreisbeigeordneter Fred Jüngerich hob den Wert guter Netzwerkarbeit hervor und unterstrich zudem, dass auch die Verwaltung das Problem des Fachkräftemangels kenne. „Krise heißt Chance“ befand Wissens Bürgermeister Berno Neuhoff und setzte damit das Signal, mit Optimismus und Grundvertrauen in die Zukunft zu schauen, ohne jedoch irgendetwas schönzureden.

„Weder die Politik noch die Verwaltung ist blöd.“
Wirtschaftsförderer Lars Kober zu den manchmal unverständlich erscheinenden Entscheidungen beim Breitbandausbau.

Eine kurze Vorstellungsrunde machte den Branchenmix deutlich, vom Solarunternehmen über den Metallbetrieb bis zur Versicherungsagentur. Unterschiedlich gestalten sich demnach die Erfahrungen, was gut und was weniger gut läuft – zum Beispiel die Suche nach geeigneten Auszubildenden.

Hauptredner war Stephan Mallmann aus Emmelshausen, seines Zeichens Chef des Institutes ProTransform. Er warb er dafür, wirtschaftlichen Neuerungen, etwas aus der digitalen Welt, mit Neugier und Offenheit zu begegnen. Mit dieser Schlüsselkompetenz, so der 50-Jährige, könnten zum Beispiel die vielfältigen Vorteile künstlicher Intelligenz (KI) für die Zukunftssicherung des jeweiligen Unternehmens genutzt werden.

Mit Offenheit und Neugier

„Erleben ist das neue Verstehen“, sagte Mallmann und warb dafür, KI kreativ anzuwenden – also über eindimensionale Frage-Antwort-Spiele hinaus. KI könne Mentor, Experte und Sparringspartner sein, könne helfen, neue Geschäftsideen zu entwickeln. Voraussetzung sei stets, vorab die Kunden zu befragen und die Mitarbeiter zu motivieren. Begleitend empfahl der Referent eine betriebliche Offenheit für Innovationen und Kooperationen.

Wie einfach, blitzschnell und gut sich KI in Kombination mit speziellen Computerprogrammen anwenden lässt, demonstrierte Mallmann anhand einer fiktiven Stellenausschreibung. Heraus kamen zwei Versionen (Hardrock-Song, Podcast-Dialog), die auf gängigen Social-Media-Kanälen sicherlich viel Aufmerksamkeit erzielen würden. Am Ende erhielt Mallmann für seinen informativen, teils interaktiven und humorvollen Vortrag viel Lob.

Schweißmaschinenhersteller präsentierte sich

Als Gastgeber des regionalen Wirtschaftsgesprächs lud die Firma Dalex die Teilnehmer ein, vorab den Betrieb zu besichtigen. Das vor mehr als 110 Jahren gegründete Traditionsunternehmen gehört zu den führenden Schweißmaschinenherstellern. Zwar bildeten Insolvenzen (2003 und 2023) sowie Verkäufe und Neuanfänge Zäsuren, doch bis heute arbeiten rund 120 Leute in dem Wissener Unternehmen, davon 45 in der Technik. Von der momentanen allgemeinen Wirtschaftsflaute ist auch Dalex betroffen, derzeit wird nur im Ein-Schicht-Betrieb gearbeitet. Produktionsleiter Mathias Sayn sowie Martin Trapp, Leiter des Technologie-Centers, gaben den Gästen Einblicke in den sehr energieintensiven Betrieb, der sich auf das Widerstandsschweißen spezialisiert hat. Kunden aus aller Welt – von Skandinavien über Frankreich, Griechenland und Indien bis China und USA – wissen die Dalex-Qualität zu schätzen.

Top-News aus der Region