Scheuerfeld bald schuldenfrei
Wie eine Gemeinde für ihr Finanzglück sorgt
Während andere Kommunen über die schlechte Finanzlage klagen, kann Scheuerfeld Schulden abbauen.
Thomas Leurs

Hakenkreuz-Schmierereien von Vandalen brachten Scheuerfeld in die Schlagzeilen. Doch in der Gesamtschau handelt es sich bei dem 2200-Einwohner-Dorf an der Sieg um eine kerngesunde Gemeinde, die bald schuldenfrei sein wird. Wie konnte dies gelingen?

Normalerweise geraten die meisten Berichte über Verabschiedungen von Haushalten zu Zusammenfassungen des Leids deutscher (ehrenamtlicher) Kommunalpolitiker. Ticken die Uhren in Scheuerfeld anders? In seiner vergangenen Sitzung verabschiedete der Ortsgemeinderat einen Haushalt für das aktuelle Jahr, der laut Prognose einen satten Überschuss über 224.483 Euro vorweisen wird können.

Dass am Ende des Jahres wieder ein dickes Plus unterm Strich steht, erlebt Scheuerfeld zum wiederholten Mal. Ortsbürgermeister Harald Dohm skizzierte vor diesem Hintergrund seine „Vision schuldenfrei“. Bei dem aktuellen Haushalt handele es sich „um mehr als ein Zahlenwerk“. Von selbst ist dieses Finanzglück allerdings nicht gekommen, wie immer wieder in den Reden des Ortschefs und der Fraktionssprecher deutlich wurde. In den vergangenen Jahren seien große Schuldenbeträge abgebaut worden, erinnerte Dohm. Gleichzeitig hat die Gemeinde während dieser Zeit die Grundlagen geschaffen für den jetzigen (finanziellen) Aufschwung.

Mit einem Anbau an der Grundschule hat Scheuerfeld der wachsenden Anzahl an jungen Einwohnern Rechnung getragen.
Daniel-D. Pirker

Eine der wichtigsten Einnahmequellen Scheuerfelds ist die Einkommenssteuer. Mit mehr als einer Million Euro wird hier gerechnet in diesem Jahr – Dohm zufolge überproportional viel im Vergleich zu anderen Gemeinden. Und das ist kein Zufall. Scheuerfeld ist Träger einer eigenen Grundschule im Ort und hat mit dem Neubaugebiet Hanfsland eine wichtige Grundlage gelegt für die Verjüngung des Dorfs. Damit kamen auch zusätzliche Einkommenssteuerquellen in das Dorf. „Wir haben einen Ort geschaffen, in den junge Familien ziehen, die finanzstark sind“, brachte CDU-Sprecher Justus Brühl diese Entwicklung auf den Punkt. Auch komme viel Geld aus Schlüsselzuweisungen aufgrund der eigenen Grundschule. Mit dem Erhalt der Trägerschaft habe man also die richtige Entscheidung getroffen, stimmte er Ortsbürgermeister Dohm zu.

Die Schule habe einen hervorragenden Ruf, stellte auch Klaus Bürschel für die SPD fest. Die Bildungseinrichtung gibt es nicht zum Nulltarif, wie der Ortsbürgermeister vor Augen führte. In dem Gebäude gebe es nun keinen Sanierungsstau mehr. Mit einem Anbau für zwei Klassen hat die Ortsgemeinde etwa auf die wachsende Schüleranzahl reagiert. Rund 215.000 Euro sollen nun in die Hand genommen werden für den Umbau bestehender Räumlichkeiten in eine Mensa. Er wird erforderlich, um dem Ganztagsförderungsgesetz Rechnung zu tragen, wonach ab August 2026 alle Kinder der ersten Klassenstufe einen Anspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung haben. Über die Finanzhilfen, die im Rahmen des Gesetzes fließen, könne man lediglich mit 70.000 Euro rechnen. Eine zehnprozentige Förderung vom Kreis sei noch unsicher. Allerdings steht laut Dohm fest: Mit den Maßnahmen soll zwischen den Oster- und Sommerferien losgelegt werden.

Schotterpisten mit Asphaltschicht aufwerten

149.000 Euro werden im Haushalt für ein Soccerfeld oberhalb des Parkplatzes am Sportplatz eingeplant. 50 bis 60 Prozent der Kosten könnten über eine Förderung übernommen werden, so die Hoffnung. Auch dies sei ein weiterer Baustein, um jungen Familien eine „Wohlfühlatmosphäre“ zu schaffen. Daneben sind etwa Investitionen in eine Sanierung des Feuerwehrhauses Richtung Westen vorgesehen. Auch arbeitet Scheuerfeld daran, seinen Ruf als Dorf der Schotterstraßen loszuwerden. Straßen sollen mit einer Asphaltschicht aufgewertet werden, stellte Dohm heraus. Daneben sind Gelder für Hochwassermaßnahmen, einen neuen Energiespeicher oder das Durchführen einer Dorfmoderation eingeplant.

Zwar beherrschte Optimismus – und Stolz – die Ratssitzung, doch kamen auch kritische Töne zur Sprache. So rief der Ortsbürgermeister vor Augen, dass die zweit- und drittgrößten Anteile an den Ausgaben Umlagezahlungen an die Verbandsgemeinde und den Kreis ausmachten. Klaus Bürschel gab sich zum Beispiel resigniert: „Es macht keinen Sinn zu klagen. Als Ortsgemeinderat machen wir nichts dran.“ Zudem betonte er auf der anderen Seite, dass Scheuerfeld in der Vergangenheit von hohen Fördersummen profitiert habe.

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