Mehr als 250.000 Euro dürfte der Einsatz den Steuerzahler inzwischen gekostet haben – ein Vielfaches der Kosten für den Bau einfacher Umlaufsperren an den Übergängen, die angeblich nicht kurzfristig genehmigt werden konnten. Der Hintergrund: Seit vielen Jahren gibt es Bestrebungen, die Strecke deutlich attraktiver zu machen, um bessere Anschlüsse im Lahn- und Siegtal herstellen zu können. Dazu muss auf mehreren Abschnitten die Streckengeschwindigkeit von bislang 60 auf 80 Stundenkilometer angehoben werden. Verschiedene Bahnübergänge (BÜ) sind erstmals mit einer technischen Sicherung (Lichtzeichen und Halbschranken) auszurüsten oder bestehende Anlagen zu erneuern.
All diese Maßnahmen wurden von der DB geplant und sind von der Aufsichtsbehörde, dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA), im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens zu genehmigen. Der Landesbetrieb Mobilität hat das Anhörungsverfahren für den Kreis Altenkirchen inzwischen abgeschlossen und den Abschlussbericht in der letzten Februarwoche an das EBA übermittelt, sodass dort die Plangenehmigung erteilt werden kann.
Andererseits sorgen Anordnungen von EBA-Mitarbeitern für nicht nachvollziehbare Entscheidungen, die für die DB und letztlich den Steuerzahler mit hohen Kosten zu Buche schlagen – wie eben im Fall Michelbach. Am 27. September 2021 fand eine „Bahnübergangsschau“ in der Gemeinde vor den Toren Altenkirchens statt. Das Ergebnis der in zweijährigem Rhythmus erfolgenden Sicherheitsüberprüfungen lässt viele Fragen offen.
Aufgrund einer Neuorganisation von DB Netz nahm erstmals nach über 20 Jahren wieder ein Vertreter der EBA-Außenstelle in Köln an diesem Termin teil. Nach intensiven Diskussionen der Beteiligten von DB Netz, der Polizeiinspektion Altenkirchen, der Bundespolizei, der Straßenmeisterei und des Ordnungsamtes der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld traf der EBA-Mitarbeiter folgende Anordnungen: Für den Bahnübergang am Friedhof (km 63,133): Dieser BÜ wird mit Hilfsposten gesichert.
Die Aufstellung einer Umlaufsperre ist kurzfristig nicht möglich, da damit die Sicherungsart des BÜ geändert wird und dies ein Planfeststellungsverfahren erfordert. „Hier gedenken wir zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, die Bahngeschwindigkeit auf 20 km/h dauerhaft herabzusetzen. Somit bräuchten wir den BÜ nicht mehr mit Hilfsposten zu sichern, und Fußgänger bzw. Radfahrer können den BÜ weiter nutzen. Gesichert wird weiterhin mit Pfeifsignalen“, hieß es weiterhin wörtlich.
„Wir haben alle keine Lust mehr auf ständig laufende Motoren und Müll in jeder Ecke.“
Michelbachs Ortsbürgermeisterin Alexandra Schleiden hofft, dass die Hilfsposten bald abgezogen werden.
Dabei ist der Bahnübergang schon vor vielen Jahren mit Schrankenbäumen – die durch Vorhängeschlösser gesichert sind – für jeglichen Fahrzeugverkehr versperrt worden. Der BÜ ist aus beiden Fahrtrichtungen für Fußgänger und die Lokführer gut einsehbar, die Pfeifsignale sind schon lange vorher aus beiden Richtungen zu hören.
Für den Bahnübergang an der „Heldehohl“ (km 62,481) wurde entschieden: „Dieser BÜ wird ebenfalls mit Hilfsposten gesichert. Dem Vorschlag, dass der BÜ ausschließlich dem land- und forstwirtschaftlichen Verkehr zur Verfügung gestellt wird, stimmen wir zu und würden Sie bitten, dort erforderliche Beschilderungen für ein Fußgänger- und Radfahrerverbot zeitnah aufzustellen. Wir wären bereit, Sie dabei zu unterstützen, falls Sie die Beschilderungen nicht kurzfristig stellen können. Danach kann auch hier die zusätzliche Sicherung mit Hilfsposten entfallen.“
Obwohl die geforderten Schilder Anfang Januar montiert wurden (die RZ berichtete) und zusätzlich von der DB am BÜ hübsche Jägerzäune beidseitig der abgeschlossenen Schranken aufgestellt wurden, sind auch heute noch „Hilfsposten“ im Einsatz, die in zwei Schichten ab etwa 4.30 Uhr bis zur letzten Zugfahrt in der Nacht die mit Vorhängeschlössern gesicherten festen Schranken beobachten. Als Aufenthalt dienten den Posten die Pkw der Sicherungsfirmen, die über keine Standheizung verfügten.
Daher liefen die Motoren nahezu ununterbrochen. Weder ein Dixi-WC noch ein Aufenthaltscontainer stand den Posten zur Verfügung, sodass es Beschwerden wegen Müll und Verunreinigungen gab. Anfang Februar erfolgte dann endlich die Aufstellung von Container und WC am BÜ am Friedhof. Doch genutzt wurde der Container nicht, da kein Schlüssel vorhanden war und kein Strom für die Heizung.
In der vergangenen Woche eine neue Kuriosität. DB-Mitarbeiter informierten Ortsbürgermeisterin Alexandra Schleiden, dass in Kürze die Vorhängeschlösser ausgetauscht würden. Bei einem Treffen stellte sich heraus, dass die Mitarbeiter nur zwei statt der erforderlichen vier neuen Schlösser dabei hatten – und keine Schlüssel, um die alten zu entfernen. Gerade noch rechtzeitig konnten der Einsatz eines Bolzenschneiders und die geplante „Entsorgung“ verhindert werden. Alle Schlösser und die zahlreichen Nachschlüssel für die Berechtigten hatte die Gemeinde auf eigene Kosten beschafft.