Ein Spiel auf Zeit
Westerwald: Firmen lassen sich von Trump nicht beirren
Donald Trump, als er Anfang April Zusatzzölle ankündigt, die zwischenzeitlich ausgesetzt wurden. Derzeit verhandet die EU mit den USA.
Mark Schiefelbein. picture alliance/dpa/AP

Trumps Zollpolitik verunsichert Unternehmen in Rheinland-Pfalz, lähmt sie aber nicht. Trotz der Bedeutung des US-Marktes bleiben die Firmen handlungsfähig – wie Einschätzungen einer Expertin der IHK und eines Geschäftsführers aus Horhausen zeigen. 

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Andrea Wedig, Teamleitung International bei der IHK Koblenz, ist derzeit noch mehr gefragt, als ohnehin schon. Die unvorhersehbare Handelspolitik der USA verunsichere die Unternehmen in Rheinland-Pfalz massiv, so die Fachfrau. Viele Unternehmen hätten sich zuletzt an die IHK gewandt zu dem Thema. Insbesondere beschäftigt die Geschäftsführer die Zollpolitik unter der Trump-Administration. Kehren die schnell wieder ausgesetzten Zusatzzölle zurück? Macht der US-Präsident seine Drohung wahr, einen 50-prozentigen Zoll auf breite EU-Produkte einzuführen? Wie wird der Supreme Court entscheiden (siehe Infokasten)? Derzeit laufen Verhandlungen mit der EU mit ungewissem Ausgang. „Das sind natürlich Verhältnisse, die kein Unternehmen gut aushalten kann”, so Wedig.

Allein 10 Prozent aller rheinland-pfälzischen Exporte gehen laut der Expertin in die USA. Eines der Unternehmen, das sein Glück in den Staaten suchte – und fand: die Horhausener Traditionsfirma Schäfer Trennwandsysteme. Seit etwa drei Jahren ist sie auch in den USA aktiv. 10 Prozent des Gesamtgeschäfts machen die Exporte derzeit aus, erklärt Geschäftsführer Mario Sauerbrey. „Der amerikanische Markt ist für uns der stärkste Exportmarkt – und mit Abstand der mit dem größten Potenzial und Wachstum.” Die Geschäfte würden über einen Partner vor Ort abgewickelt, der plane, das Volumen in den nächsten zwei bis drei Jahren zu verdoppeln, eher zu verdreifachen. „Deutsche Qualität kommt einfach gut an, weil die Produkte hochwertig sind und die Standards vor Ort übertreffen.”

Horhausener Unternehmen denkt über Trump hinaus

Aktuell hätten sich die zwischenzeitlichen Zölle noch nicht auf das Geschäft ausgewirkt, so Sauerbrey. Dennoch: „Es handelt sich um einen Markt, der für uns verhältnismäßig neu ist. Da machen wir uns natürlich durchaus Gedanken, wo die Reise hingeht.“ Gleichzeitig stellt Sauerbrey heraus, dass bei den Überlegungen auch eine Rolle spiele, dass Trump „nicht ewig Präsident sein wird“. Der Geschäftsführer sieht die aktuelle Situation deshalb auch als ein „Spiel auf Zeit“, das es zu überstehen gelte. Für die Zukunft wünscht er sich eine weniger stringente und protektionistische Zoll- und Außenpolitik der USA. Davon profitierten letztlich beide Seiten.

Sollte es auf eine Wiedereinführung der Zusatzzölle kommen, gebe es für kein Unternehmen mit US-Geschäft ein Allheilmittel, so die Einschätzung von Andrea Wedig. „Da gibt es viele Modelle.“ Eines sei etwa, das verstärkt Ausweichmärkte in den Fokus genommen würden. Dies bedeute etwa, das Geschäftsmodell zu betrachten, zu prüfen, ob Zollkosten mit US-Kunden kompensiert werden können oder ob Ausweichmärkte gesucht werden müssen. Klar ist aus ihrer Sicht: „Man muss einfach damit rechnen und sich vorbereiten.“

„Die Hoffnung aufzugeben, ist keine kaufmännische Tugend.“
Andrea Wedig, Teamleitung International bei der IHK Koblenz

Trotz aller Herausforderungen und der derzeitigen Verunsicherung bis zum 9. Juli: Andrea Wedig liegt es fern, Pessimismus zu verbreiten. Im Gegenteil: „Die Hoffnung aufzugeben, ist keine kaufmännische Tugend. Es wird weitergehen, auch mit Trump.“ Deutsche Qualität genieße in den USA weiterhin eine hohe Wertschätzung. Zudem hätten viele Unternehmen langjährige Beziehungen und sogar eigene Standorte vor Ort.

Für die regionale Wirtschaft seien neben der internationalen Politik auch die „hausgemachten“ regionalen Rahmenbedingungen wichtig, wie Bürokratieabbau oder international wettbewerbsfähige Steuern und Energiepreise. Dies sei notwendig, damit es perspektivisch auch wieder besser mit und in den USA laufe, unabhängig von den Zolldiskussionen.

Von der Zollpolitik Trumps lässt sich Mario Sauerbrey nicht die Laune verderben. Der Geschäftsführer von Schäfer Trennwandsysteme in Horhausen denkt für das US-Export über die aktuelle Präsidentschaft hinaus.
Helge Articus

Mario Sauerbrey blickt trotz der Unsicherheit positiv auf die Lage seines Unternehmens. Schäfer Trennwandsysteme sei „sehr breit aufgestellt und diversifiziert“, sowohl auf dem deutschen als auch auf Märkten weltweit. Die Auftragslage sei gut, die Auslastung stimme, die Umsätze und Auftragseingänge auch. „Ich bin positiver Dinge grundsätzlich“. Aber, so fügt er hinzu: „Wir wollen wachsen und dafür brauchen wir auch den amerikanischen Markt.“

US-Zölle auf EU-Waren: Frist verlängert, Unsicherheit bleibt

US-Präsident Donald Trump hat die ursprünglich ab 1. Juni geplante Erhöhung der Zölle auf EU-Waren auf 50 Prozent sowie die angekündigten reziproken Zusatzabgaben von 20 Prozent vorerst bis zum 9. Juli ausgesetzt. Der allgemeine Zusatzzoll von 10 Prozent auf Importe aus allen Ländern bleibt weiterhin bestehen. Die bereits geltenden Zölle von jeweils 25 Prozent auf Stahl, Aluminium, Autos und bestimmte Autoteile bleiben in Kraft. Ob es bis Juli zu einer Einigung kommt, ist offen – die Verhandlungen laufen auf Hochtouren. Trumps Zollpolitik ist aktuell Gegenstand mehrerer Gerichtsverfahren. Ein Handelsgericht in New York hatte fast alle von Trump verhängten Zölle für rechtswidrig erklärt. Ein Berufungsgericht setzte dieses Urteil jedoch umgehend wieder außer Kraft, sodass die Zölle vorerst weiter gelten. Das Verfahren wird weiter geprüft, eine endgültige Entscheidung könnte erst der Supreme Court treffen.

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