Was muss noch passieren, bevor die Behörden erkennen, dass sie einlenken müssen? Bürger und Politik vor Ort stehen längst fest an der Seite derjenigen, die sich für die Rückkehr der Wasserkraft in Euteneuen einsetzen. Und das Verwaltungsgericht Koblenz hat erst Anfang des Jahres den Rückbau vorläufig gestoppt.
Nun setzte auch das höchste demokratische Gremium des Kreises ein unmissverständliches Zeichen – einstimmig. Selbst die Grünen, deren Behördenvertreter in dem Fall mit Vorwürfen der Willkür und Heuchelei konfrontiert werden, votierten für dieses Energiewendeprojekt, das die Bürger motiviert, sich für eine nachhaltige Stromerzeugung einzusetzen, anstatt dagegen zu protestieren.
Ein reaktiviertes Wasserkraftwerk könnte rund 400 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgen. Entscheidend ist, dass solche Anlagen verlässlichen Grundlaststrom liefern – unverzichtbar, wenn Windkraft und Solarenergie ausfallen. Da Deutschland auf Atomkraft verzichtet, kommen hier größtenteils Gas- und Kohlekraftwerke zum Einsatz.
Wird mit zweierlei Maß gemessen?
Und mehrfach wurde nachvollziehbar dargelegt, wie es gelingen kann, dank einer Fischtreppe den heimischen Fischbestand zu schützen. Den Behörden gelang es bis heute nicht, nachvollziehbar darzulegen, wieso dies in Kirchen nicht möglich sein soll und in Wallmenroth wenige Kilometer Sieg abwärts ohne große Probleme durchgewunken wird.
Eine Fischtreppe schlägt auch die Firma Cyrotherm, direkt gelegen am Wehr, vor. Sie fürchtet um ihre Zukunft. 85 Arbeitsplätze sind gefährdet. Um den Auwald vor dem Austrocknen nach einen Wehrabriss zu bewahren, und die Durchlässigkeit für Fische zu gewährleisten, wollen die Behörden nämlich das Flussbett oberhalb des Wehres erhöhen. Die Hochwassergefahr könnte so steigen.
Vor diesem Hintergrund gilt erst recht: Wenn Behörden gegen den breiten Konsens vor Ort agieren, zerstören sie mehr als nur Wasserkraftpläne. Sie untergraben das ohnehin fragile Vertrauen der Menschen in staatliche Institutionen.