Kreis Altenkirchen
Weichen gestellt: Lappwaldbahn soll Bahnstrecke Altenkirchen-Selters übernehmen
Seit dem 11. Dezember 2017 fuhren keine Güterzüge mehr über die Holzbachtalbahn. Obwohl die Westerwaldbahn GmbH einen Antrag auf Stilllegung der kreiseigenen Schienen-Infrastruktur gestellt hat, muss sie die Trasse weiterhin für den Zugverkehr unterhalten. Am Sonntag, 27. Mai überführte eine Lok von DB Cargo zehn Güterwagen von Selters nach Altenkirchen. Auf dem im Bahnhof Puderbach entstandenen Foto ist der gekündigte Gleisanschluss der Bödenpresserei Afflerbach gut erkennbar. Foto: Karl-Arne Richter
Karl-Arne Richter

Kreis Altenkirchen. Die Lappwaldbahn Service GmbH aus Sachsen-Anhalt wird aller Voraussicht nach die Eisenbahn-Infrastruktur auf der Strecke zwischen Altenkirchen und Selters von der Westerwaldbahn GmbH übernehmen.

Das erklärte der Erste Kreisbeigeordnete Konrad Schwan im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Vertragsverhandlungen mit der Lappwaldbahn sind abgeschlossen, und die Gesellschafterversammlung der Westerwaldbahn hat den Vereinbarungen zugestimmt“, so Schwan, in dessen Zuständigkeitsbereich die Weba fällt. Inzwischen sei ein Entwurf des notariellen Vertrages erstellt. Dieser werde zurzeit nochmals unter eisenbahnrechtlichen Gesichtspunkten juristisch geprüft und dann mit der Lappwaldbahn abgestimmt. „Dann kann die Vertragsunterzeichnung beim Notar erfolgen. Wir gehen davon aus, dass dies zeitnah geschehen wird“, so Schwan weiter. Von anfangs mehreren Bewerbern ist die Lappwaldbahn Service GmbH aus Sachsen-Anhalt als Käuferin der Infrastruktur übrig geblieben.

Gleichzeitig verteidigt Schwan die zum Jahresende 2017 erfolgte Kündigung sämtlicher bestehender Gleisanschlussverträge seitens der Weba. „Zur Zeit der fristgerechten Kündigung lag noch kein Angebot zur Übernahme der Strecke vor, sodass wir davon ausgehen mussten, für die Strecke bei der zuständigen Aufsichtsbehörde die Stilllegung beantragen zu müssen“, sagt er. Hinderlich sei dieser Schritt bei den Vertragsverhandlungen nicht gewesen. „Für die Lappwaldbahn war es wichtig, dass der Vertrag mit der Deutschen Bahn, der sich auf den Übergang der Strecke Westerwaldbahn und der DB im Bahnhof Altenkirchen bezieht, bestehen bleibt“, so sein Argument.

Zum Hintergrund: Im Jahr 2017 hatte Weba-Geschäftsführer Oliver Schrei den bisherigen Güterkunden Axtone in Neitersen, dem Hygienepapierwerk Metsä Tissue und der Bödenpresserei Afflerbach die seit vielen Jahren bestehenden Gleisanschlussverträge gekündigt, worüber man auch bei der Firma Schütz nicht erbaut ist. Vorrangig wurden auf der Holzbachtalstrecke Stahlcoils für das Selterser Unternehmen transportiert.

Das Vorgehen der Weba ist nach Auffassung von Michael Carl, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND Rheinland-Pfalz, wenig nachvollziehbar, weil zu dieser Zeit das Verfahren zur Übernahme noch lief und eine Kündigung der Verträge erst mit dem Einreichen des Antrages auf Stilllegung bei der zuständigen Aufsichtsbehörde notwendig gewesen wäre.

Da auf der Unterwesterwaldbahn zwischen Limburg und Siershahn keine zusätzlichen freien Güterzugtrassen verfügbar sind, wird eine Nutzung der Holzbachtalbahn auch in Zukunft notwendig sein. Die immer noch bei der EU anhängige Beschwerde des Schütz-Mitbewerbers Werit aus Altenkirchen lässt sich möglicherweise nur mit der Bestellung eines touristischen Zugverkehrs zwischen Altenkirchen und den Gemeinden im Landkreis Neuwied (Puderbach, Raubach, Dierdorf) entkräften.

Doch wie geht es jetzt weiter auf der Strecke der Holzbachtalbahn? Es war zumindest kein „Geisterzug“, der am letzten Sonntag im Mai in Richtung Altenkirchen fuhr. Erstmals seit der Einstellung des Güterverkehrs im Dezember 2017 rollten zehn unbeladene Waggons im Schlepp einer Diesellok der Deutschen Bahn AG über die noch kreiseigene Infrastruktur von Selters bis Altenkirchen.

Von Markus Kratzer und Hans-Peter Günther

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