Ortsgemeinderat diskutiert
Was wird aus kleinem Brückelchen in Selbachs Dorfmitte?
Die Birkampbrücke in der Dorfmitte von Selbach ist abgängig, wie es im Behördendeutsch heißt. Spätestens 2026 muss sie abgerissen werden. Ob und wie eine Nachfolgebrücke entstehen soll, darüber tauschten sich jetzt die Gemeinderatsmitglieder aus.
Elmar Hering

Zum Charakter jedes Dorfes zählen nicht zuletzt die kleinen, manchmal versteckten, aber dennoch gerne genutzten Wege. In Selbach steht die Entscheidung an, ob einer dieser Wege auch künftig noch Bestand hat.

Vor ziemlich genau sieben Jahren ist die Ortsgemeinde Selbach vom Land als Schwerpunktgemeinde anerkannt worden. Die damit verbundenen erhöhten Förderzusagen trugen wesentlich dazu bei, dass Selbach heute über einen attraktiven Dorfplatz und ganz in der Nähe über einen gut frequentierten, neuen Kinderspielplatz verfügt. Zum Abschluss dieses achtjährigen Prozesses der Dorferneuerung steht nun der Vorschlag im Raum, einen Themenwanderweg „Selbacher Hauberg“ zu schaffen und in diesem Zuge die marode Birkampbrücke in der Dorfmitte zu ersetzen.

In der jüngsten Sitzung des Ortsgemeinderates warb Ortsbürgermeister Matthias Grohs sehr für diese Idee, zeigte aber auch Verständnis für Einwände, die sich vor allem an den Kosten für eine neue Brücke entzündeten. Grohs unterstrich, dass die kleine Fußgängerbrücke am Zusammenfluss von Köl- und Selbach aller Voraussicht nach im kommenden Jahr bei der turnusgemäßen Sicherheitsprüfung durchfallen werde und in der Folge gesperrt und abgerissen werden müsse. An dieser Stelle könne womöglich die Idee des Themenwanderweges „Hauberg“ gute Argumente liefern, um einen Brückenersatzbau zu finanzieren (das Land gewährt Schwerpunktgemeinden Zuschüsse bis zu 65 Prozent). Dennoch bliebe ein vermutlich fünfstelliger Betrag an der Ortsgemeinde hängen, wenngleich die vom Bauamt auf Anfrage vorgeschlagene Variante (Alu-Konstruktion für rund 77.000 Euro) etwas überbordend und verzerrend wirkte.

„Brauchen wir dort überhaupt eine Brücke?“
Angesichts der Kosten und der nahe gelegenen Alternative fragten einige Ratsmitglieder nach der Sinnhaftigkeit.

Mehrfach wurde die Frage geäußert: „Brauchen wir dort überhaupt eine Brücke, wenn nur 50 Meter entfernt eine andere Brücke über den Selbach führt?“ Bei vier Enthaltungen beschloss der Rat schließlich, auch kostengünstigere Alternativen zu prüfen. Generell soll die Förderfähigkeit mit den Landesvertretern besprochen werden, wenn diese am 10. April im Rahmen der kreisweiten Rundreise zum Thema „Dorferneuerung“ auch nach Selbach kommen. Die Idee des Themenwegs stieß durchweg auf Zustimmung, die Kosten alleine dafür dürften nach Angaben des Ortsbürgermeisters eher gering ausfallen.

Eingangs der Sitzung verpflichtete Grohs Peter Würthen als Nachfolger im Rat, denn Markus Arndt hatte sein Mandat niedergelegt. Keine Einwände erhob der Rat gegen insgesamt 850 Euro an Spenden (von drei verschiedenen Geldgebern). Für 2725 Euro kauft die Ortsgemeinde vier Wiesengrundstücke (zusammen 2725 Quadratmeter) – die bisherigen Eigentümer sind ehemalige Selbacher, die an die Gemeinde herangetreten waren. Grohs betonte, er wolle solchen Grunderwerb künftig gerne häufiger tätigen, dies erhöhe einerseits das Eigenkapital und könne andererseits positiv für das Ökokonto verbucht werden.

Schnelles Internet

Im Bereich Hachenburger Straße und Kölbachstraße wird sich die Ortsgemeinde am Ausbau der Glasfaserinfrastruktur beteiligen. Zum Preis von knapp 30.000 Euro (für Tiefbau und Leerrohr) wird das Unternehmen beauftragt, welches auch für den Ausbau der Tannenstraße verantwortlich zeichnet. Unabhängig davon, so teilte Ortsbürgermeister Grohs mit, bleiben einzelne Außengehöfte ohne Breitbandanschluss, denn die Ortsgemeinde steigt aus wirtschaftlichen Gründen aus dem „Graue-Flecken-Programm“ (Bund/Land) aus. Bei geschätzten Kosten von rund 100.000 Euro für lediglich acht Adressen sei die Verhältnismäßigkeit nicht gegeben. Als Alternative bieten sich Funklösungen an.

Ferner teilte der Ortsbürgermeister mit, dass der Ausbau der Tannenstraße aller Voraussicht nach am 1. April beginnen werde. Bei optimalem Verlauf könne die Maßnahme etwa Ende des Jahres abgeschlossen sein. Außerdem verwies Grohs auf ein Kataster, das die VG-Verwaltung auf Bitten der Ortsgemeinde erstellt hat und welches sämtliche Baulücken, Leerstände und Wohnhäuser von Ü75-Senioren umfasst. Diese Karte soll – die jeweilige Zustimmung vorausgesetzt – über die Internetseite Selbachs veröffentlicht werden. Grohs: „Mit dieser Initiative soll die Innenentwicklung des Ortes gefördert werden.“

Ein filmischer Schatz

Sehr positiv bewertete Ortsbürgermeister Grohs das Angebot des ehemaligen Selbachers Ernst Osinski, mehrere Super-8-Filme seines Vaters Bruno Osinski zwecks Digitalisierung auszuleihen. Pro Film würde das etwa 20 bis 30 Euro kosten. Die Filme zeigen das Selbacher Dorfleben in den 1960er- und 1970er-Jahren, zum Beispiel die Haubergswirtschaft. Grohs sprach von einer Art „Geschichtswerkstatt Selbach“. Auch das Kreismedienzentrum habe Interesse angemeldet und sich bereit erklärt, die Hälfte der Kosten zu übernehmen. elm

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