Zukunft der Feuerwehren
Was auf die drei Löschzüge im Wisserland zukommt
Dutzende Feuerwehrleute aus dem Wisserland verfolgten während der Verbandsgemeinderatssitzung aufmerksam die Redebeiträge zum Konzept "Zukunftsfähige Feuerwehr 2035".
Elmar Hering

Viele Feuerwehrhäuser kranken daran, dass die Gebäude nicht in gleichem Maße mitgewachsen sind wie die Anforderungen und die Personalstärke. Um diesen Missstand zu beheben, will die VG Wissen nicht länger zögern. Der Rat gab jetzt einen Startschuss.

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Einstimmig hat der Wissener Verbandsgemeinderat in seiner jüngsten Sitzung das Konzept „Zukunftsfähige Feuerwehr 2035“ beschlossen. Mit diesem klaren Signal an die drei Löschzüge im Wisserland ist gleichzeitig der Auftrag an die Verwaltung verbunden, die schrittweise Umsetzung des Millionenprojektes weiter voranzutreiben.

Für das Feuerwehrwesen in der VG Wissen wird sich demnach in den nächsten zehn Jahren vieles grundlegend ändern. Nicht nur, dass alle drei Löschzüge (Wissen, Schönstein, Katzwinkel) neue Gebäude an neuen Standorten erhalten sollen, zudem besteht die Absicht, in Birken-Honigsessen eine Löschgruppe aufzubauen. Ferner stehen große Investitionen in den Fuhrpark an – zusätzlich zu den zwei bereits bestellten Fahrzeugen müssen mittelfristig eine neue Drehleiter und ein Kleinfahrzeug beschafft werden.

„Das ist ein wichtiges Signal, dass der gesamte Rat hinter euch steht.“
Nach der Abstimmung wandte sich Bürgermeister Berno Neuhoff an die zahlreich anwesenden Feuerwehrleute.

Alle Fraktionen verbanden ihre Stellungnahmen mit einem ausdrücklichen Dank an die Feuerwehrleute für ihren ehrenamtlichen Einsatz. Die SPD-Fraktion scheiterte mit ihrem Antrag (4 Ja- und 23 Nein-Stimmen), auf der Grundlage eigener Umbauüberlegungen noch einmal über den bestehenden Standort in Wissen an der B62 zu diskutieren. Fraktionssprecher André Kraft bezifferte das Einsparpotenzial gegenüber einem geschätzt rund 12,5 Millionen Euro teuren Neubau an anderer Stelle in der Stadt auf etwa 4,5 Millionen Euro. Demgegenüber betonten die Fraktionssprecher von CDU/FDP und FWG, dass es ihrer Ansicht nach nun Zeit sei, „ins Handeln zu kommen“.

Gleichwohl hatte die Verwaltung den SPD-Vorschlag geprüft. Allerdings, so Rathaus-Mitarbeiter Nico Urban, sei dieser aus mehreren Gründen nicht realisierbar: unzureichende Statik; wegen des notwendigen Wendehammers am unteren Ende der Weststraße fehlt Platz für die Rampe zu einem erhöhten Parkdeck; unerlässliche Beheizbarkeit der Fahrzeughalle etc..

Bürgermeister Berno Neuhoff erinnerte an die ausgiebigen Planungen seit 2021, führte das Leistungsvermögen der drei Löschzüge vor Augen (die rund 160 Frauen und Männer absolvieren pro Jahr etwa 180 bis 200 Einsätze) und unterstrich: „Drei Löschzüge werden bleiben. Keinen der heutigen Standorte kann man wirtschaftlich umbauen.“

Am Rande des Kistenfabrik-Geländes liegt auch diese verwilderte Ruine. Das gesamte Gelände gehört der Thelen-Gruppe, die 2016 ehemalige ThyssenKrupp-Liegenschaften erworben hat. Das Areal an der Hockelbachstraße ist derzeit Favorit für einen neuen Feuerwehrstandort.
Elmar Hering

Für die zukünftige Stützpunktwache in Wissen wird ein etwa 10.000 bis 12.000 Quadratmeter großes Grundstück benötigt. Favorit ist momentan das Gelände der ehemaligen Kistenfabrik zwischen Hockelbach- und Bergfeldstraße. Hierzu erteilte der Rat in nicht öffentlicher Sitzung den Auftrag an die Verwaltung, konkrete Kaufverhandlungen mit dem aktuellen Eigentümer (Thelen-Gruppe in Essen) aufzunehmen. Das Areal ist die einzig zentral gelegene Freifläche in der Stadt, von wo aus die Feuerwehr innerhalb der vorgeschriebenen Zeit von acht Minuten die meisten Gefahrenpunkte erreichen könnte (nicht nur in der Stadt selbst, sondern auch in Birken-Honigsessen, Hövels und Selbach).

Ausgedient hat mittelfristig auch der etwas kuriose Standort des Löschzugs Schönstein am dortigen Sportplatz (Neuhoff: „schon sehr besonders“). Um näher an die Schutzziele heranzurücken, zum Beispiel die Liegenschaft der Lebenshilfe in Steckenstein, wird eine Verlagerung in den Bereich Blickhauserhöhe favorisiert. Eine spätere Umbenennung in Löschzug Schönstein/Mittelhof dürfte vermutlich die kleinste Hürde sein.

Zuschüsse in Millionenhöhe sind nötig

In Bezug auf einen möglichen Zukunftsstandort des Löschzugs Katzwinkel bestehen momentan mehrere Optionen. Gespräche laufen. Ziel ist ein ausreichend dimensioniertes Gebäude, von dem aus mögliche Einsatzorte im Dorf und in Hövels in akzeptabler Zeit erreicht werden können.

Nach dem Hinweis von SPD und Grünen, mit Priorität über die Bildung der geplanten Löschgruppe Birken-Honigsessen nachzudenken, versicherte der Bürgermeister, dies werde nach Möglichkeit parallel zur Neubauplanung in Wissen erfolgen. Insgesamt ließ Neuhoff keinen Zweifel daran, dass die Ausgestaltung des Feuerwehrbedarfsplans viel Geld kosten wird. Er hoffe auf flankierende Zuschussprogramm des Landes und des Bundes: „Da erwarte ich klare Signale aus Mainz.“

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