LBM kontrolliert Bauwerke
Warum die Betzdorfer Brücken geprüft werden mussten
Auf einem Untersichtgerät können die Mitarbeiter der Straßenmeisterei den Zustand der Siegbrücke genau überprüfen.
Thomas Leurs

Am Montagmorgen haben Mitarbeiter der Straßenmeisterei Betzdorf in der Früh angefangen, die beiden Brücken in der Stadt Betzdorf zu kontrollieren. Unter anderem wird dabei auf Mängel, wie etwa Risse im Beton geachtet.

Die rechte Fahrbahn auf der Siegbrücke in Betzdorf Richtung Kreisel wird ab 11 Uhr kurz gesperrt. Ein Brückenprüftrupp ist ausgerückt, um die beiden Brücken der Stadt – die Siegbrücke wie die Hellerbrücke – zu untersuchen. Und das braucht durchaus Platz. Auf einem großen Fahrzeug ist ein sogenanntes Untersichtgerät montiert, das aufgeklappt und unter die Brücke gefahren wird. Über eine Leiter kommen die LBM-Mitarbeiter, immer ein Ingenieur und ein Techniker, auf die Tragfläche.

Zeitweise ist eine Fahrspur auf der Siegbrücke in Betzdorf gesperrt gewesen.
Thomas Leurs

Die Prüfung gehört zur Routine und hat nichts mit den jüngeren Ereignissen wie etwa dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden im vergangenen Spätsommer zu tun, wie Steffen Nilius, stellvertretender Leiter der Straßenmeisterei, unserer Zeitung sagt. „Alle drei Jahre werden die Brücke überprüft. Je im Wechsel gibt es eine einfache und die Hauptprüfung. Heute haben wir eine Hauptprüfung“, sagt Nilius. Das heißt, die Mitarbeiter schauen diesmal ganz genau nach, wie es um den Zustand der Brücken in Betzdorf bestellt ist.

„Die Brückenprüfer nennen wir umgangssprachlich auch Brückenspechte.“
Steffen Nilius, stellvertretender Leiter Straßenmeisterei Betzdorf

„Die Brückenprüfer nennen wir umgangssprachlich auch Brückenspechte“, sagt Nilius. Denn das Hauptwerkzeug ist ein kleiner Hammer, mit dem der Beton überprüft wird, ob er noch fest ist. Wird er an manchen Stellen porös, wird er abgeklopft und wenn nötig, wird die Stelle später repariert. Bei den Arbeiten fallen den Prüfern die eine oder andere Stelle auf, an denen der Stahl bereits herausschaut. Aber meistens sind es nur kleine Löcher, die nicht so dramatisch sind.

Genau wird die Siegbrücke unter die Lupe genommen.
Thomas Leurs

Und die Brücke muss einiges aushalten. Gut 6900 Fahrzeuge fahren im Schnitt täglich über die Siegbrücke. Bei der Hellerbrücke sind es sogar 12.400 Fahrzeuge am Tag. Auf der B62 nach Kirchen sind pro Tag im Schnitt 16.900 Fahrzeuge unterwegs. Davon etwa 680 Lkw. Und diese Zahlen sind aus dem Jahr 2015. „Das Verkehrsaufkommen dürfte heute also eher noch höher liegen“, sagt Nilius.

Risse bis 0,15 Millimeter stellen kein Problem dar

Fallen den Prüfern Risse auf, können sie mit einer Strichstärkenkarte messen, wie groß der Riss ist und ob etwas dagegen getan werden muss. „Bei 0,1 bis 0,15 Millimeter sprechen wir noch von keinem Riss“, sagt Nilius. Bereits ab 0,2 Millimeter werden die Risse dokumentiert und definiert. Und später auch repariert. Die Siegbrücke ist aus Stahlbeton gebaut. Der Beton ist extrem druckfest und hält hohen Belastungen stand, der Stahl hingegen ist sehr zugfest und kann so die Schwäche des Betons kompensieren. Doch bröckelt der Beton hier und da mal etwas weg, liegt der Stahl zuweilen frei und kann korrodieren. Dann wird der Rost mittels Sandstrahlern entfernt, ein Korrosionsschutz aufgetragen und die Stelle mit Spritzbeton aufgefüllt.

Auch die ein oder anderen Schäden an der Siegbrücke sind den Mitarbeitern der Straßenmeisterei Betzdorf aufgefallen.
Thomas Leurs

Die Brücken erhalten dabei verschiedene Schadensbewertungen. Null bedeutet, die Brücke ist quasi neu und gerade erst errichtet, vier bedeutet Totalschaden und sie muss sofort gesperrt werden. Insgesamt 310 Bauwerke gibt es allein im Oberkreis, die im Zuständigkeitsbereich der Straßenmeisterei liegen. Dazu zählen aber nicht nur Brücken, sondern auch kleinere Bauwerke, wie etwa Stütz- oder Gabionenwände.

Straßenmeisterei-Chef sieht Kritik gegen Prüfarbeiten teils ungerechtfertigt

Ende vergangener Woche hat die Straßenmeisterei Betzdorf auf die Kontrollarbeiten und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten für den Berufsverkehr hingewiesen. Dies sorgte für teilweise ungerechtfertigte Kritik, wie Nilius unserer Zeitung erzählt. Es sei etwa angemahnt worden, warum die Arbeiten am Tag und nicht in den Nachtstunden angesetzt wurden. „Es ist wesentlich leichter, eine Brücke im Hellen auf Schäden zu prüfen als in der Nacht im Dunkeln“, sagt Nilius. Ein weiterer Kritikpunkt sei gewesen, dass es unter der Woche ist. Ein Sonntag sei doch auch möglich. Da verweist Nilius darauf, dass man bei diesen Arbeiten auch auf externe Kräfte zurückgreift. Und die arbeiten regulär unter der Woche und eher selten an Wochenenden.

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