„Es ist jetzt kein klassisches Klimafolgenkonzept, wo es darum geht, vielleicht noch ein Bäumchen zu pflanzen oder hier noch ein Stückchen zu entsiegeln“, sagt Jörg Schmidt vom gleichnamigen Dortmunder Planungsbüro im Ratssaal des Kirchener Rathauses. Zwei Jahre lang arbeitet die Verbandsgemeindeverwaltung mittlerweile daran, wie sich die Städte und Gemeinden auf die zukünftigen klimatischen Veränderungen einstellen können und müssen. Schmidt stellte nun die Ergebnisse aus der Arbeit in mehreren Ausschüssen vor.
„Wir haben wirklich versucht, uns auf die Hauptherausforderungen zu konzentrieren und die Verbandsgemeinde auf die nächsten Jahre adäquat und strategisch sicher aufzustellen, um den Herausforderungen des Klimawandels gut und sicher zu begegnen“, sagt Schmidt weiter. In den vergangenen anderthalb Jahren habe es deshalb Workshops in den Bereichen Landwirtschaft, Stadtentwicklung und Katastrophenschutz gegeben.
Hauptherausforderung ist der Starkregen
Die Hauptherausforderung sieht Schmidt dabei beim Starkregen. „Es wird deutlich wärmer, seit 1890 haben wir einen Anstieg von 1,5 Grad in der Region. Das wird voraussichtlich noch mal deutlich zunehmen“, prognostiziert der Diplom-Ingenieur. Das führt zu trockeneren und heißeren Sommern, aber auch zu milderen Wintern. Letztere werden dadurch deutlich niederschlagsreicher. „Das ist spürbar, das merken wir jetzt schon“, so Schmidt.
Die milderen Winter führen auch dazu, dass die Eistage – also die Tage, an denen es unter null Grad ist – deutlich abnehmen werden, im Worst-Case-Szenario sogar auf fast null Tage runtergehen. „Auch damit müssen wir umgehen“, meint Schmidt. Auch etwa mit mehr Schädlingsbefall. Aber die Veränderungen in den Vegetationszeiten – Frühling, Sommer und Herbst beginnen früher, der Winter wird kürzer – haben auch Potenziale für Landwirtschaft.
Das Thema Hitze ist in der VG Kirchen kein so drängendes Thema
Das Thema Hitze ist in der Verbandsgemeinde Kirchen noch kein so drängendes Thema. Und das liegt vor allem am Wald. Dieser trägt maßgeblich dazu bei, dass es in der Region kühler ist, als in größeren Städten in Rheinland-Pfalz wie etwa Koblenz oder Mainz. Was aber nicht bedeutet, dass es nicht auch heiße Orte in der Verbandsgemeinde gibt. Diese „Hotspots“ sind meistens Gewerbegebiete. „Die heizen sich auf, sind hoch versiegelt. Das sind die heißen Bereiche“, sagt Schmidt.
Was in der Region auch öfter anzutreffen ist, sind Stürme. „Wir sind in einer Region, die überdurchschnittlich häufig von Extremereignissen betroffen ist.“ Das Hauptthema ist Sturzflut, das ist schon eine Herausforderung. Eine Gefahr, die besteht, ist Bodenerosion. Gerade bei den hohen Reliefs in der Region.
Wo es in der VG Kirchen am heißesten ist
Zu den heißesten Orten in der Verbandsgemeinde zählen die Ortsgemeinden Mudersbach (31,4 Grad), Brachbach (29,9 Grad) sowie die Stadt Kirchen (28,3 Grad). Kühler ist es dann schon in Friesenhagen (27,5 Grad), Harbach (27,4 Grad) und Niederfischbach (25,4 Grad).
Vor allem betroffen von Starkregen seien die Wohnanlagen in Niederfischbach, Mudersbach und Harbach. Schmidt rät deshalb der Verbandsgemeinde, Informationskampagnen für die Bevölkerung zu organisieren. Denn: Die VG Kirchen kann da in der Anpassung zum Beispiel im baulichen Bestand relativ wenig tun. „Da sind die Eigenheimbesitzer gefragt, sich da anzupassen“, sagt Schmidt.
Gewerbegebiete müssen sich gegen Starkregen rüsten
Auch bei den Gewerbegebieten müssen sich die dort ansässigen Unternehmen gegen Starkregen wappnen. Besonders betroffen seien Gewerbegebiete in Jungenthal/Kircherhütte, Friedrichshütte Wehbach, Mudersbacher Wiesen oder EIcherhütte, so Schmidt.
Aber auch von der Kommunalpolitik vor Ort erwartet Schmidt proaktive Handlungen. So seien planerische und rechtliche Fragen bislang nicht beantwortet, auch im Kreis habe es keine adäquaten Antworten gehabt. „Es müssen erst mal Grundlagen ermittelt werden, als auch geklärt werden, welche Haftungsfragen haben wir trotz besseren Wissens, wie müssen bei Starkregengefährdung Gebiete entwickelt werden. Das muss noch diskutiert werden.“ Mit einer Sitzung sei das nicht getan.